Meisterregisseur bricht Quentin Tarantino und Cineasten das Herz: "Ich habe keinerlei Nostalgie für Film"

15.04.2025 - 08:37 UhrVor 2 Monaten aktualisiert
Quentin Tarantino mag Film noch auf Film.
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Quentin Tarantino mag Film noch auf Film.
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Body-Horror-Meister David Cronenberg erteilte Quentin Tarantino eine harsche Absage. Das hat mit seiner Liebe für Digitaltechnik zu tun.

Für viele Filmliebhaber:innen geht nach wie vor nichts über einen Film auf tatsächlichem Film: das warme Bild, die romantische Handwerklichkeit hinter dem Prozess und natürlich nostalgisches Filmgrain. Das lässt die Herzen von Kino-Fans höherschlagen. Nicht jedoch das von Meisterregisseur David Cronenberg (Videodrome, Crimes of the Future), wie sein Kollege Quentin Tarantino jüngst schmerzlich herausfinden musste.

Meisterregisseur David Cronenberg vs. Quentin Tarantino: "Warum sollte ich meinen Film dieser Demütigung aussetzen?"

In einem Interview für das Toronto International Film Festival (TIFF) gab Cronenberg zu verstehen, welch großes Desinteresse er an romantisierter Film-Nostalgie habe, wenn digitales Filmemachen so viel praktischer ist:

Ich habe keinerlei Nostalgie für Film. Ich habe Nostalgie für Filme, die auf Film gedreht wurden, aber ich würde nie [wieder] auf Film drehen oder schneiden. Es ist furchtbar. [...] Digital ist so viel besser.

Dass andere noch ganz anders ticken, was das Thema Film vs. Digital angeht, merkte er, als Tarantino seinen neusten Horror-Streifen The Shrouds für ein Screening umwandeln wollte:

Quentin Tarantino besitzt sein eigenes Kino. [...] Dort wollte er unbedingt The Shrouds aufführen, wollte aber einen Print erstellen lassen, um es auf Film zeigen zu können. Das ist nicht der Film, den ich gemacht habe. Warum sollte ich meinen Film dieser Demütigung aussetzen?

Schaut hier das TIFF-Video David Cronenberg Interviewed by a Teenager:

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Cronenberg rechnet daraufhin vor, dass es 6000 Dollar gekostet hätte, den Film in Mexiko auf Film transferieren zu lassen, nur damit er nicht mehr wie sein gestochen scharfer Film aussieht. Das war eine einfache Absage für den Body-Horror-Maestro, die er seinem jüngeren Kollegen erteilte.

David Cronenberg ist als Digital-Fan in guter Gesellschaft

Im selben Gespräch kommt Cronenberg auf seinen dieses Jahr verstorbenen Kollegen David Lynch (Twin Peaks, Mulholland Drive) zu sprechen. Als dieser nämlich seinen ersten und einzigen Blockbuster Dune drehte und Producer Dino De Laurentiis im Nacken hatte, gab das dem Kanadier die Chance, ganz ohne Produzenteneinmischung an seinem damaligen Film The Dead Zone zu arbeiten.

Auch Lynch war zuletzt großer Fan von Digitalkameras und ging sogar einen Schritt weiter als Cronenberg: Nachdem er die Flexibilität des Digitalen entdeckte, drehte er seinen letzten abendfüllenden Spielfilm Inland Empire komplett digital mit einer Sony DSR-PD150 in Heimvideoqualität. 2006 hatte er in einem Interview  folgendes zum Thema zu sagen:

Wenngleich ich Film liebe, ist es ein Dinosaurier. [...] Tot. Komplett lächerlich. Es zerkratzt, es bricht, es ist schmutzig. Nichts außer Schmutz darauf, keine zwei Prints sehen gleich aus, es ist ein Alptraum.

Wer sich nun selbst von der digitalen Schönheit von David Cronenbergs The Shrouds überzeugen möchte, hat leider Pech: Der Film hat es bisher in keinen Stream geschafft. Sein 2022er Körperhorrormeisterwerk Crimes of the Future liegt aber in voller Pracht bei Amazon Prime Video vor.

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