Mammuth auf einem Trip durch die Vergangenheit

16.09.2010 - 08:50 Uhr
Gérard Depardieu in Mammuth
Ad Vitam
Gérard Depardieu in Mammuth
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Mammuth mit Gérard Depardieu als ehemaliger Fleischer auf Selbstfindungstrip lief bereits im Februar auf der Berlinale. Bevor der Rentner seine Motorradtour in die Vergangenheit ab dem 16. September in unseren Kinos fortsetzt, sinnieren die beiden Regisseure auf moviepilot.de über ihr Drama Mammuth.

Zuletzt hat Mammuth (Gérard Depardieu) Tag für Tag in der Fleischfabrik am Band gestanden. Jetzt, mit 60, ist er ausgebrannt und reif für die Rente. Die Reise zu seinen früheren Arbeitgebern wird zu einem Motorrad-Trip in die Vergangenheit und er stellt fest, dass er für alle und jeden ein gutmütiger Idiot gewesen ist. Nur seiner jungen Nichte (Miss Ming) gelingt es, ihn zu nehmen, wie er ist und sein angeknackstes Selbstbewusstsein aufzumöbeln.

Mammuth ist nach Louise Hires a Contract Killer und Aaltra bereits der dritte Film, den die beiden Regisseure Benoît Delépine und Gustave de Kervern zusammen drehen. In einem Presse-Statement sprechen die Beiden darüber, was sie zu dem Drama Mammuth inspiriert hat.

„Wir wollten mit Mammuth einen Film machen, der komisch und anrührend zugleich ist. Komisch, weil wir einen sozial behinderten Mann mit einer modernen Gesellschaft konfrontieren, die für ihn fremd und unerreichbar ist. Anrührend aus dem gleichen Grund. In etwa so wie ein Mammut in einer Welt von Füchsen, das sich seinen Weg bahnt durch eine Mehrheit, die erheblich schlauer und vitaler ist als er. Aber die Emotion erwächst auch aus der liebevollen Zuneigung zu den drei Frauen in seinem Leben: Seine Frau Catherine (Yolande Moreau), die mit seinen alltäglichen Unzulänglichkeiten klar kommen muss und ihn dennoch aus ganzem Herzen liebt; Yasmine (Isabelle Adjani), seine große Jugendliebe und geisthafter Schutzengel, die ihm in Momenten herzzerreißender Depression zur Seite steht; und seine Nichte (Miss Ming), deren Jugend und grenzenlose Fantasie ihm Horizonte eröffnet, von deren Existenz er nicht einmal zu träumen gewagt hätte.

Was den Humor betrifft, so ist er in Mammuth, verglichen mit unseren vorherigen Filmen, weniger schwarz und beißend, aber dennoch allgegenwärtig und klagt ohne pädagogischen Impetus die Arbeitsbedingungen in unserer alternden Gesellschaft an und wie wenig Hoffnung unserer Jugend bleibt. Wie jedermann weiß, kann nur das Lachen der Angst ihren Stachel nehmen.

Wir wollten eine Hauptperson, die stark und zugleich verloren ist, beeindruckend und liebenswert. Mammuth wurde für Gérard Depardieu geschrieben. Da seine Genialität nicht mehr bewiesen werden muss, wollten wir ihn mit bescheideneren und freieren Drehbedingungen und mit weniger kalkulierbaren Laien-Schauspielern konfrontieren – nicht zuletzt wegen ihrer echten Gefühle – um ihn dazu zu bringen, uns sein Bestes zu geben.

Stilistisch wollten wir in Bildsprache und Montage einen einfachen Film in ruhigen, langen Einstellungen oder durchgedrehten Sequenzen machen. Wie in unseren früheren Filmen, ist es uns besonders wichtig, die gesamte Fläche der Kinoleinwand für unsere Erzählung auszunutzen, oft in mehreren Schichten, ohne dieses oder jenes Detail besonders hervorheben zu müssen. Es bleibt den Zuschauern überlassen, ihren Fokus selber zu bestimmen. Auf der anderen Seite packen wir in unsere Bildausschnitte immer auch ein dissonantes Element, das, manchmal kaum wahrnehmbar, ein gewisses Maß an Verstörung oder ein Geheimnis transportiert, aber nie in Banalität oder billigen Ästhetizismus fällt.“

Mit Material von X Film Verleih

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