Maggie Smith ist aus Harry Potter nicht wegzudenken, denn Professor McGonagall war das stille Herz von Hogwarts

01.10.2024 - 16:53 UhrVor 10 Tagen aktualisiert
Maggie Smith als Professor McGonagall in Harry Potter und der Stein der Weisen
Warner Bros.
Maggie Smith als Professor McGonagall in Harry Potter und der Stein der Weisen
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Mit Professor McGonagall verkörperte Maggie Smith ihre berühmteste Rolle im Kino und eine der wichtigsten Harry Potter-Figuren. Ohne sie wäre Hogwarts undenkbar gewesen.

Am Freitag ist Maggie Smith im Alter von 89 Jahren gestorben. Die britische Schauspielerin war sowohl auf der Bühne als auch vor der Kamera eine Legende. Sie hinterlässt ein Werk, das sich über sieben Dekaden erstreckt und uns eine der ikonischsten Figuren der modernen Popkultur geschenkt hat: Professor McGonagall in den Harry Potter-Filmen. Seit dem ersten Schuljahr war sie ein entscheidender Teil der Zauberwelt.

Von den vielen unheimlich guten Casting-Entscheidungen, die im Lauf der Harry Potter-Reihe getroffen wurden, sticht Smiths Besetzung als Gryffindor-Hauslehrerin Minerva McGonagall besonders hervor. Von Anfang an ist etwas zutiefst Lehrerhaftes in ihrer Darbietung verankert – eine gewisse Strenge, ein prüfender Blick. Aber gleich die erste Szene der Fantasy-Saga beweist, dass ihre McGonagall so viel mehr ist.

Ab der allerersten Szene in Der Stein der Weisen war Maggie Smith ein wichtiger Teil des Harry Potter-Universums

Die Harry Potter-Geschichte beginnt in der Nacht. Ein seltsam gekleideter Mann läuft durch den Ligusterweg und stiehlt die Lichter aus den Laternen. Er möchte nicht erkannt werden, alles ist geheim. Trotz der Vorsichtsmaßnahmen dauert es nicht lange, bis ihm auffällt, dass er beobachtet wird – von einer Katze. Ehe wir uns versehen, verwandelt sich diese Katze in eine Frau, in eine Hexe: Professor McGonagall.

Es ist der erste große Wow-Effekt der Harry Potter-Filme. Eine Szene, wie es sie nur im Fantasy-Kino geben kann, eine Transformation, die uns bis zu den Wurzeln der bewegten Bilder führt und an die Schatten erinnert, mit denen sich Ungeheuer in Expressionismus von Caligari bis Nosferatu oder später in den Monster-Filmen von Universal verwandelten. Doch diese Katze ist kein Ungeheuer, sondern eine Lehrerin.

Natürlich kann Professor McGonagall einschüchternd wirken. Sie nimmt die Regeln sehr genau und ihre stets angespannten Mundwinkel geben Rätsel auf, ob sie jemals in ihrem Leben über einen Witz gelacht hat. Vermutlich ist sie in Gedanken noch auf Seite 394 des Schulbuchs, das sie gestern Abend vor dem Einschlafen als Lektüre gelesen hat. Mit grünem Filzhut und Umhang wirkt sie wie die biederste Version einer Hexe.

Maggie Smiths McGonagall besitzt weder die tiefe, beruhigende Stimme von Dumbledore, noch wird sie uns als riesiger Knuddelbär wie Hagrid vorgestellt. Stattdessen tritt sie mit skeptischen Worten in den Film, die sie kühl und empathielos wirken lassen. Genau das Gegenteil ist der Fall: In McGonagalls Worten schwingt eine zerreißende Sorge mit, denn schon jetzt – in dieser nebeligen Nacht – sieht sie das gesamte Bild.

Nie im Mittelpunkt, aber immer da: Maggie Smith waltete als beruhigende, wissende Präsenz über Hogwarts

Acht Filme folgen auf den geheimnisvollen Prolog, die McGonagalls Vorahnung in jeder Hinsicht bestätigen. Gewissermaßen macht das Maggie Smith zu einer der Säulen des Harry Potter-Universums und speziell von Hogwarts. Obwohl ihre McGonagall nie die Ehre der Lehrkraft zuteilwurde, die wie Lupin, Lockhart und Co. für ein Schuljahr in den Vordergrund treten durfte, ist sie aus der Schule nicht wegzudenken.

Sie setzt den Erstklässler:innen den Sprechenden Hut auf und verdonnert sie zum Nachsitzen, wenn eine der Schulregeln gebrochen wird. Egal, ob Gryffindor oder Slytherin: Trotz ihrer Position als Hauslehrerin greift sie unparteiisch durch, stellt die unangenehmen Fragen und steht loyal der Schule gegenüber. Wäre da nicht jemand wie Snape, könnte Verwandlung bei McGonagall schnell das lästigste Schulfach werden.

Wie in der ersten Szene verbirgt sich hinter dieser forschen Fassade eine deutlich tiefere Figur: Smiths McGonagall ist nicht gekommen, um zu urteilen. Sie sieht viel mehr, etwa das Talent eines Suchers für die nächste Quidditch-Saison, und verschiebt durch subtile Gesten den Blick auf den ätzenden Schulalltag. Das Streicheln einer Eule reicht, um McGonagall als unerwartete Verbündete in Hogwarts zu positionieren.

Solche Figuren tauchen im Geschichtenerzählen immer wieder auf. Man denkt, sie stellen sich quer und wollen den Spaß verderben, aber in Wahrheit legen sie durch ihre Strenge eine Fairness an den Tag, die Ideale auf die Probe stellt. Erst in Schlüsselmomenten packen sie aus. Maggie Smith verstand es grandios, McGonagalls Zurückhaltung zu bündeln, ehe sie die Figur in messerscharfen Pointen entfesselte.

Keine andere Figur steht so sehr für Hogwarts wie Maggie Smiths McGonagall – nicht einmal Dumbledore

Viel zu leicht passiert es, dass jemand wie McGonagall zum Comic Relief und auf eine schräge Eigenschaft reduziert wird. Der kauzige Hausmeister Filch ist das beste Beispiel dafür. Aber selbst wenn McGonagall von einer "blamablen, blindwütigen Bande von Brüllaffen" (im Original: "Babbling bumbling band of baboons") spricht, was durchaus zum Schmunzeln anregt, steigert Smith durch ihr Spiel die Autorität der Figur.

Da steht McGonagall und auf den ersten Blick wirkt es, als klammere sie sich an eine alte Tradition, den Weihnachtsball, die längst überholt werden müsste. Insgeheim versucht sie, den Schüler:innen jedoch von der Schönheit dieses Tanzes im Dreivierteltakt zu erzählen, was spätestens mit dem Einsetzen der Musik deutlich wird. Völlig entspannt führt sie Ron durch den Raum, der gar nicht weiß, wie ihm geschieht.

Es ist ein Moment, der allein McGonagall gehört und später ein berührendes Echo erhält, wenn Dumbledore sie beim Ball zum Tanz auffordert. Kurz fällt der Mantel der Lehrerin und man erspäht eine völlig andere Person, die man in den Gängen von Hogwarts nie für möglich gehalten hätte. Aber genau das macht Smiths Performance so magisch: Ihre McGonagall bringt so viel Leben in das Schloss wie nur wenige andere Figuren.

Im Grunde ist sie das stille Gewissen von Hogwarts. Sie nimmt den ganzen Trubel in sich auf. Mal fragt sie Harry, Hermine und Ron erschöpft, warum ausgerechnet immer diese drei für Ärger sorgen. Mal geleitet sie Professor Trelawney tröstend zurück in die Schule. Mal führt sie Hogwarts in die Schlacht. McGonagall als Ersatzmutter, Freundin, als Heldin – ja, auch diese Version bringt Smith bärenstark herüber.

Maggie Smith gehört einer der emotionalsten Momente der gesamten Harry Potter-Reihe

Wenn sich McGonagall im Finale schützend vor Harry stellt, um ihn gegen Snape, einen einstigen Kollegen, zu verteidigen, balanciert Maggie Smith eine der wohl stärksten und komplexesten Emotionen der gesamten Reihe. Angestaute Gefühle aus acht Filmen werden in diesem Augenblick entladen und einmal mehr erweist sich McGonagall als unerwartete Verbündete, die schon die ganze Zeit da war.

Schauen wir uns jetzt nochmal den Prolog an und blicken in McGonagalls besorgte Augen, wirkt es, als hätte Maggie Smith bereits gewusst, wie die Geschichte endet. Sie hat ihre Figur so angelegt, dass die Filme wieder und wieder in ihre Arme zurückkehren können, um sich Rat zu holen und durchzuatmen. Am Ende will jeder in Hogwarts von McGonagall gesehen werden, weil man weiß, dass sie einen wirklich sieht.

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