Lucas & Spielberg als Hollywoods falsche Propheten

15.06.2013 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Paramount/Lucasfilm/moviepilot
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Steven Spielberg und George Lucas blickten tief in die Kristallkugel und sahen eine düstere Zukunft für die Filmindustrie voraus. Nur dass diese Zukunft längst Realität ist, soweit reichte der Blick wohl doch nicht.

Der heutige Aufreger der Woche erzählt von zwei alten Weisen, die sich aus ihren Swimming Pools erhoben und von den Hollywood Hills herunter stiegen, um vor Filmstudenten der University of Southern California von einer Zeit der Umwälzungen zu predigen. Von einer Branche, die sich immer mehr aufbläht und irgendwann in sich zusammenstürzt. Dumm nur, dass wir normalsterblichen Kinogänger längst mit diesen Umwälzungen leben müssen und genau betrachtet, die Herren Spielberg und Lucas die Schuld daran tragen.

Ikonen auf dem Holzweg?
Steven Spielberg und George Lucas sprechen von einer Zeit, wenn ein halbes Dutzend 250 Mio. Dollar teure Blockbuster an den Kinokassen gnadenlos untergehen werden und damit alles verändern. Danach werde eine Abweichung der Kinopreise stattfinden. Für den nächsten Iron Man könnten 25 Dollar fällig werden, während wir Filme wie Lincoln für 7 Dollar sehen könnten. Der immense Kampf in der Unterhaltungsindustrie um die Aufmerksamkeit des Konsumenten führe dazu, dass bevorzugt werbewirksame, 250 Millionen Dollar teure Filmungetüme produziert würden anstelle von mehreren kleinen Filmen. Talentierte Newcomer hätten es im Studiosystem besonders schwer, weil sie oft zu extrem wären („fring-y“).

George Lucas ergänzte, dass die Veränderungen zu einer Art Broadwayeffekt führen könnten, wo weniger Filme in weniger, dafür größeren Kinos mit jede Menge Extras („bigger theaters with a lot of nice things“) über einen längeren Zeitraum gezeigt werden – mit bis zu einem Jahr Laufzeit. Damit verbunden, würde das Blockbusterkino preislich teurer werden und sich dem heutigen Broadwayniveau angleichen, wo Tickets von 50 bis 150 Dollar zur Tagesordnung gehören.

Sie nannten das Fernsehen und Video-On-Demand-Dienste wie Netflix ambitionierter und experimentierfreudiger als das Kino von heute. Filme wie Lincoln würden irgendwann ganz aus den Kinosälen verschwinden und komplett ins Fernsehen ausgelagert werden. Generell alle kleinen, persönlichen und schrulligen Filme. Sie selbst – die Ikonen Steven Spielberg und George Lucas – hätten ernsthafte Probleme gehabt, ihre jüngsten Filme ins Kino zu bringen. Lincoln stand kurz davor bei HBO als TV-Produktion verfilmt zu werden.

Willkommen in der Wirklichkeit
Kurze Repetition: Die großen Kinoketten werden immer teurer, kleine Kinos werden immer stärker an den Rand der Existenz gedrängt, die Filmvielfalt wird zusehends eingeschränkt, die Blockbuster werden immer gigantischer, gleichzeitig vermischen sie sich zu einem bombastischen Einheitsbrei. Andererseits wird Hollywood in Zukunft noch mehr auf Nummer sicher gehen, sich noch tiefer in althergebrachte Gewohnheiten vergraben, während das Fernsehen und das Internet endgültig die kreativen Führung übernehmen… nach dem wir dieses düstere Szenario auf uns einwirken ließen, das Steven Spielberg und George Lucas skizzieren, kommen wir nicht umhin den Herren für ihre tiefsinnigen Eingebungen zu danken – die ihnen nur leider um Jahre zu spät kamen. Vielleicht liegen ihre regulären Kinobesuche schon zu weit zurück, ansonsten wäre den beiden Filmemachern sicherlich aufgefallen, dass wir längst mit den Vorboten dieser “nicht mehr all zu fernen Zukunft” zu kämpfen haben. Willkommen in der Realität, meine Herren.

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