Leichen & Vergewaltigungen sind in Kongo an der Tagesordnung

17.09.2010 - 08:50 Uhr
David Rott (links), Jörg Schüttauf
NDR/ARD
David Rott (links), Jörg Schüttauf
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Im ZDF-Fernsehfilm Kongo spielen die beiden Schauspieler Jörg Schüttauf und David Rott zwei Bundeswehrsoldaten, die im Kongo einen zweifelhaften Krieg führen. Im Interview sprechen die Beiden über die Brisanz des Films, die Dreharbeiten und über die Situation in Afrika.

Eine Feldjägerin (Maria Simon) soll in einem Bundeswehrlager im Kongo einen mutmaßlichen Selbstmord aufklären und folgt dabei den aus der deutschen Heimat mitgebrachten Maßstäben, was erlaubt und nicht erlaubt, was gut und was böse ist. Weil diese Maßstäbe im Kongo nicht greifen und dennoch nur sie gelten können, kommt die Wahrheit des Krieges an den Tag. Am Schluss wird für die junge Soldatin nichts mehr so sein, wie es einmal war.

Kongo läuft am 18. Oktober um 20:15 Uhr auf ZDF. Wir haben die beiden Schauspieler Jörg Schüttauf und David Rott heute schon im Interview.

Interview mit Jörg Schüttauf und David Rott

In Kongo spielen Sie deutsche Elite-Soldaten im Auslandseinsatz. Wie würden Sie die Situation Ihrer Figuren beschreiben?
David Rott: “Die Aufgaben der Soldaten in unserem Film ist die Gewährleistung von Sicherheit – also letztlich ein Polizei-Mandat. Die Befugnis zu schießen beispielsweise, besteht nur im Verteidigungsfall. Die Situation, in den von ihnen kontrollierten Gebieten, ist eine kriegsähnliche mit Leichen und Vergewaltigungen an der Tagesordnung. Diesen Zuständen ohnmächtig beiwohnen zu müssen, stellt den von mir gespielten Soldaten auf eine schwere Belastungsprobe.”
Jörg Schüttauf: “Ein Mann wie Kosak hat gewusst, auf was er sich da einlässt, wenn er da runtergeschickt wird, ja einlassen muss, weil es sein verfluchter Job ist. Aber ständig den bärbeißigen Vorgesetzten zu mimen, der Härte und Vertrauen in seine Truppe ausstrahlt, geht auch ihm ganz schön an die Substanz. Gelesen und auch dargestellt habe ich die Figur so, dass er nicht geglaubt hat, was seine Soldaten da Unmenschliches getan haben und aus diesem Grunde auch daran zerbricht.”

Wie haben Sie sich auf den Film vorbereitet?
Jörg Schüttauf: “Ich habe versucht, einen geraden Rücken zu kriegen und ab und zu das Grüßen geübt – Hand ans Käppi.”
David Rott: “Ich habe mir die Haare auf 14 Millimeter geschnitten.”

Die Angst ist ein ständiger Begleiter der Soldaten im Film. Wie haben Sie sich diesem Gefühl genähert?
Jörg Schüttauf: "Nun, in gewisser Weise hat meine Figur auch Angst, nämlich vor der Wahrheit und vor dem ständig auftauchenden Gedanken “Was machen wir hier eigentlich?”. Und jeden Tag wird man merken, dass den Leuten mit einer recht machtlosen Truppe auch nicht wirklich geholfen ist. Das Klima von Misstrauen und dem Wissen über den eigentlichen Einsatzbefehl und seine Absichten sind auch in solchen Lagern ständig präsent."
David Rott: “Das Anschauen von thematisch relevanten Filmen wie Hotel Ruanda oder Mord unter Zeugen hat sicherlich geholfen, mir die Situation plastischer zu machen.”

Hat sich Ihre Sicht auf Soldaten, die in Krisengebieten im Auslandseinsatz sind, durch Kongo verändert?
Jörg Schüttauf: “Nein, ich kenne junge Männer aus meinem Antiaggressionstraining, denen es da unten auch nicht so gut ging, und so war ich mit der Materie vertraut.”

Welche Bedeutung hat der Schauplatz Afrika Ihrer Meinung nach für den Film?
David Rott: “Afrika könnte auch Afghanistan heißen, der Ort ist stellvertretend für den Einsatz einer deutschen Bundeswehreinheit im Ausland. Jede Krisenregion bringt ihre eigene Problematik mit sich. Das Spezielle an Afrika (in unserem Falle der Kongo) ist, dass es trotz katastrophalster Zustände – Massenvergewaltigungen, Hunderten von Toten jährlich usw. – in unserem Bewusstsein nicht wirklich vorkommt. Die Präsenz in den Medien ist eine untergeordnete. Und eben das ist meiner Meinung nach ein wichtiger Unterschied zu Afghanistan.”
Jörg Schüttauf: “Ein zentrales Thema des Films handelt von Kindersoldaten, und meines Wissens sind dort ganze Armeen von Minderjährigen rekrutiert, den Familien entrissen, sofern noch am Leben, um als Kanonenfutter aufeinander gehetzt zu werden. Da liegt es nahe, den Film dort spielen zu lassen, wo diese furchtbare Tatsache tägliche grausame Realität ist.”

Das Interview führte Petra Seckler.
Mit Material des ZDF.

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