Kleine Tricks aus Polen wird euphorisch gelobt

22.07.2009 - 09:00 Uhr
Kleine Tricks
Kool
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Erzählt wird eine kleine, unspektakuläre Geschichte, aber aus ihr wird einer der schönsten Sommerfilme des Jahres: Ohne Sentimentalität, sonnig und leicht schaut Andrzej Jakimowski auf die Ferien eines 7-Jährigen.

Die Geschichte von Kleine Tricks ist überaus unspektakulär: Stefek (Damian Ul) ist ein aufgeweckter Junge von sieben Jahren in einer ländlichen Stadt. Seine Schwester Elka (Ewelina Walendziak) ist achtzehn und kümmert sich um ihn. Ihr Vater (Tomasz Sapryk) hat sich aus dem Staub gemacht, die Mutter (Iwona Fornalczyk) arbeitet den ganzen Tag in einem kleinen Laden. Eines Tages entdeckt er am Bahnhof einen Mann, der sein Vater sein könnte. Er steigt hier jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit um. Wie kann er ihn dazu bewegen, länger dazubleiben und an der Tür des Ladens vorbeizugehen, in dem seine Mutter arbeitet? Stefek macht sich daran, das Schicksal zu überlisten …

Was sich so unbedeutend anhört, wird von den deutschen Filmkritikern aber euphorisch gefeiert. Sebastian Thiele von critic.de sah eine polnische Anleitung zum Glücklichsein. “Elkas und Stefeks Emotionen spiegeln sich in den Nahaufnahmen ihrer Gesichter. Die angestrebte Verbindung aus unprofessioneller Authentizität der Schauspieler und lockerem Handlungsaufbau, um dessen Kern sich phantasiereiche Nebenhandlungen gruppieren, zahlt sich aus. Für die ästhetische Verknüpfung der einzelnen Episoden erklingt bisweilen zart-heitere Musik (Tomasz Gassowski) à la Goran Bregovic, die mit sanftem Blechgeschepper den osteuropäischen Gesamteindruck unterstreicht.”

Matthias Wulff von der Welt lobt den Film, weil er so ungemein liebenswert, intelligent und undramatisch ist und dennoch weit davon entfernt, zur seichten Unterhaltung zu verkommen. Er “erzählt, was einen perfekten Sommer ausmacht, der anders aussieht als TUI- und Langnese-Werbung suggerieren: zusammengekniffene Augen in glitzernder Sonne, Schwimmen im Bach, endlos helle Abende, Schlurfen in Badelatschen, Motorradfahren ohne Helm, eine schüchterne Liebe und Dinge tun, die man sich an einem kühlen Herbsttag gründlicher überlegt hätte. Beständig läuft ein eigener Film nebenbei, eine Rückschau auf die eigene Kindheit, in der die Tage endlos waren.”

Der Film “ist von einem leichten Wesen geprägt, mäandert dahin, wie ein unbeschwerter Spaziergang im Sommer, macht mal hier Station, beobachtet diese Nebenfigur für eine Weile, nimmt sich Zeit für leise Beobachtungen, für Nuancen und Stimmungen. Und verliert doch nie sein Zentrum aus den Augen.”, schreibt Michael Myers von programmkino.de.

Kleine Tricks von Andrzej Jakimowski wird als Glücksbringer für das europäische Kinos beschrieben (Jan Schulz-Ojala im Tagesspiegel) oder als unaufgeregtes, aber gekonntes Charmeur-Stück über die Schönheit der Einfachheit (Kathrin Häger im film-dienst) gefeiert.

Wenn Ihr den Film auf Eurer Liste habt, dann schaut doch in unser Kinoprogramm, damit Ihr wisst, wo er auch zu sehen ist.

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