Wüstenblume erzählt zwei Geschichten auf einmal: Es geht auf der einen Seite um den Aufstieg einer jungen Afrikanerin, die nach London kommt und sich dort mit Gelegenheitsjobs über Wasser hält, bis sie von einem britischen Starfotografen als Modell entdeckt wird.
Auf der anderen Seite geht es um ein Mädchen, dass Opfer des grausamen Rituals der Frauenbeschneidung geworden ist. Als die junge Somalierin im Alter von 13 Jahren mit einem um vieles älteren Mann zwangsverheiratet werden soll, flieht sie aus ihrer Heimat ins Ausland, um sich dem Willen ihres Vaters zu entziehen.
Beide jungen Frauen existieren wirklich, sie sind sogar ein und dieselbe Person: Waris Dirie, eines der bestbezahlten Topmodels der achtziger Jahre. Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere bekannte sie öffentlich, als Kind beschnitten worden zu sein. Seitdem gilt die Somalierin als Vorkämpferin für die Abschaffung der Frauenbeschneidung. Wüstenblume ist die Verfilmung des Bestsellers, der auf der Lebensgeschichte von Waris Dirie basiert.
Derek Elley von Variety, dass Wüstenblume findet keine lobenden Worte für den Film und prognostiziert, dass er “in den anglophonen Märkten nicht blühen wird.” Schuld daran sind das sich teilweise auf Groschenheftniveau befindende Drehbuch, die Vernachlässigung des sozialpolitischen Zündstoffs und die Besetzung, die auf „sitcom autopilot“ agiere – nur das äthiopische Supermodel Liya Kebede, das die Hauptrolle spielt, kann zur Ehrenrettung der Darstellerriege betragen.
Fionnuala Halligan von screendaily.com schlägt in dieselbe Kerbe. Die Regisseurin schaffe es zu keiner Zeit, die Geschichte in ein dem Kino würdiges Erzählformat zu bringen. Die Handlung springt von Szene zu Szene, als gälte es, Programmpunkte auf einer Checkliste abzuhaken. Der verstörende Kern der Geschichte von Waris Dirie – ihre Beschneidung im Kindesalter – wird erst nach über zwei Stunden Laufzeit in einer Rückblende aufgelöst, als die Dramaturgie des Films sich eigentlich schon erschöpft hat.
„Wichtige Themen sind nicht unbedingt Garant für herausragende Filme – und Sherry Hormanns Wüstenblume bildet da keine Ausnahme“, stellt Michael Meyns von programmkino.de ernüchtert fest . Die Handlung des Films sei „unspektakulär erzählt, der soziale Aufstieg ist rasant, das eigentliche Thema des Films gerät da über weite Strecken völlig in den Hintergrund. [Es] entsteht eine merkwürdige Diskrepanz zwischen dem eher komisch und überdreht gezeichneten Modelbusiness und dem tragischen Thema der Genitalverstümmelung. […] Einen wirklichen Film über Afrika und das lange totgeschwiegene Thema der Genitalverstümmelung zu drehen, hat man sich dann offenbar doch nicht so richtig getraut. Eine Erfolgsgeschichte im Modelbusiness ist eben einfach leichter goutierbar.“
Thomas Engel, ebenfalls von programmkino.de, lobt nicht nur die Besetzung mit „schauspielerischen Spitzenkräften“, sondern zeigt sich auch insgesamt beeindruckt: „"Sherry Horman (Sherry Horman)":/people/sherry-hormann [hat] mit einer großen Zahl fähiger Mitarbeiter eine vielszenische, raffiniert montierte, bewegende filmische Biographie hergestellt. Das leidvolle und abenteuerliche Leben der heute berühmten Waris Dirie macht ebenso mitfühlend, wie die mitgeteilte Botschaft ankommt: Hört endlich mit der kriminellen genitalen Verstümmelung der Frauen auf. Nach Schätzungen sind es mehrere tausend Fälle täglich, über 130 Millionen weltweit müssen so leben.“
Wüstenblume läuft ab dem 22.09.2009 in den deutschen Kinos. Wenn Ihr wissen wollt, ob er im Kino um die Ecke auch gespielt wird, dann schaut doch in unser Kinoprogramm.