Ein neues Jahr, ein neuer Film aus der Feder von Florian David Fitz, in dem der deutsche Schauspieler und Drehbuchautor ebenfalls die männliche Hauptrolle übernimmt: In No Hit Wonder spielt Fitz einen gealterten Popstar, der vor Jahren mit einem One-Hit-Wonder zu Ruhm und Reichtum kam und nach einem gescheiterten Suizidversuch in der Psychiatrie landet, wo er schließlich zu neuem Leben zurückfinden soll.
Das Drehbuch von Fitz bringt einmal mehr ernste und aktuell viel besprochene Themen auf die große Leinwand, die durch Florian Dietrichs Inszenierung mit federleichtem Wohlfühlkino verbunden werden. Das ist zeitweise berührend und eingängig – bleibt nach dem Kinobesuch dann aber doch nicht viel länger im Kopf, als bis zur Ankunft an der Wohnungstür.
No Hit Wonder mit Florian David Fitz: Was bedeutet eigentlich Glück?
Daniel (Florian David Fitz) war Anfang der 2000er Jahre ein ganz großes Ding: Der Musikstudent hat über Nacht mit seinem Song Time einen riesigen Hit gelandet, der schlagartig glamouröse Auftritte und auch Geld mit sich brachte. Daran anknüpfen konnte Daniel jedoch nie und so wurde er vom schillernden Popstar über die Jahre zum selbstgefälligen Z-Promi, der sich in Talkshows daneben benimmt oder im Dschungelcamp zum Affen macht. Irgendwann ist er am Tiefpunkt angekommen und begeht einen Suizidversuch.
Doch Daniel überlebt und wacht in der geschlossenen psychiatrischen Abteilung der Hochschulambulanz München auf. Dort trifft er auf die wissenschaftliche Mitarbeiterin Dr. Lissi Waldstett (Nora Tschirner), die sich mit Glücksforschung beschäftigt und ihn dazu überredet, mit ihr eine Gesangsgruppe für depressive Patient:innen zu leiten. Widerwillig lässt sich Daniel auf das Experiment ein. Doch soll dieser Chor aus Außenseiter:innen schließlich sein Leben verändern.
Seht hier den Trailer zu No Hit Wonder:
Nachdem sich Florian David Fitz in den von ihm geschriebenen Filmen wie Vincent will meer, Der geilste Tag oder Oskars Kleid bereits mit Themen um psychische Gesundheit, tödliche Krankheiten und Transphobie beschäftigt hat, knöpft er sich in No Hit Wonder das Thema Depression vor und stellt die Frage, was Glück und Zufriedenheit in unserer Gesellschaft eigentlich bedeuten.
Eingebettet in die Geschichte eines fehlerhaften Mannes, der sich um 180 Grad zum Besseren ändern soll und dabei Hilfe vom deutschen Manic Pixie Dream Girl schlechthin erhält, arbeitet sich Fitz einmal mehr an einer sich über die Jahre bewährten Formel ab. Das muss nicht unbedingt nur etwas Schlechtes bedeuten, denn es gelingt ihm zweifellos auch hier, eine einnehmende Handlung mit liebenswerten bis gewollt-edgy Hauptfiguren zu entspinnen, mit denen man gerne mitfiebert und die den Finger in einige klaffende Wunden des 21. Jahrhunderts legen.
No Hit Wonder bleibt eingängig, berührend und oberflächlich wie ein Popsong
So folgen wir dem charismatischen Ekelpaket Daniel, der auf sein großes Comeback hofft, so gerne wie der berührungsängstlichen und undurchsichtigen Lissi, die nahezu berechnend versucht, ihre Studie durchzuboxen und dabei nicht selten zu unsäglichen Mitteln greift.
Dazu gesellt sich eine zusammengewürfelte Truppe aus an Depressionen erkrankten Menschen, die die verschiedensten sozioökonomischen Voraussetzungen mitbringen und über jeweils eine prägende und sympathiestiftende Eigenschaft verfügen, die zum großen Gesamtbild dieses tragikomischen Glee-Clubs für Erwachsene beiträgt. Über erwartbar poppige Zeitraffer, bissige Einzeiler, tiefe Gespräche und emotionale Gesangseinlagen schreitet der Film mit großen und überwiegend stimmigen Schritten auf ein Finale zu, das dann natürlich gehörig auf die Tränendrüse drückt.
Wenn Daniel an einer Stelle im Film zugibt, dass er für seinen Song Time aus Ironie einige der bewährtesten und gängigsten Formeln der Popmusik zusammengewürfelt und dabei unbeabsichtigt einen großen Hit geschaffen hat, ist das fast schon ein Meta-Kommentar. Denn man könnte Fitz und seinem Regisseur Florian Dietrich unterstellen, dass sie mit No Hit Wonder am Ende im Grunde nichts anderes gemacht haben als das.
Aber genauso wie Time zum großen Hit geworden ist, weil er trotz aller Klischees und Plattitüden dann doch irgendwie eingängig, berührend und vielleicht sogar tiefgründiger als gedacht war, stecken auch in dem wohlfühlig verpackten No Hit Wonder hinter Kalendersprüchen und Küchenphilosophie wahrhaftige Aussagen zu den Themen Glück, Depression und Gemeinschaft.
So schnell wie ein Popsong im Kopf bleibt und dann aber auch schnell wieder verschwindet, wird wohl auch No Hit Wonder weder die Filmgeschichte noch die Welt verändern. Zum kurzweiligen Hit wird er jedoch allemal werden – und den ein oder anderen zum Nachdenken anregen. Das darf manchmal auch genug sein.
No Hit Wonder läuft ab dem 30. Oktober 2025 im Kino.