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Justin Bieber - Believe

04.03.2016 - 20:09 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Großes Pop-Kino eines Ex-Kinderstars
Island
Großes Pop-Kino eines Ex-Kinderstars
6
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Ein Baby wird erwachsen... und das klingt ausgezeichnet!

Jahr: 2012

Genre: Pop

Singles: Boyfriend, As Long as You Love Me, Beauty and a Beat, Right Here, All Around the World

Auch der größte Hater muss es einsehen: Kinderstars werden erwachsen und ihre einstigen Quietschestimmen verwandeln sich in reifere Töne. Und manchmal klingt das wohltuender als es so mancher Hasser wahrhaben will. "Believe" ist verdammt nochmal kein schlechtes Album. Und würde Justin Bieber hier sein Debüt abgeben, es würde auch kaum jemand, der moderne Popmusik liebt, behaupten. In gewisser Weise, muss man auch sagen, handelt es sich schon um ein Debüt, hat sich Bieber mit dieser CD von allem Kinderstar-Hokuspokus endgültig verabschiedet. Nicht nur ist seine Stimme tiefer geworden und er selbst so alt, dass seine schmachtvollen Performances tatsächlich glaubhaft aussehen, er war außerdem viel intensiver am kreativen Prozess hinter der Musik beteiligt. Wie es beim Älterwerden so üblich ist, verabschieden sich nach und nach die Stützräder - in Biebers Fall bedeutet das, er verwandelt sich nach und nach vom Interpreten zum Künstler, und zwar zu einem, der sich tatsächlich sehr viel Mühe gibt, seinem Hype gerecht zu werden. Sofern ich die Faszination an dem jungen Sänger immer schon verstehen konnte - Guilty Pleasure-Faktor, Ohrwürmer und genau an die Zielgruppe angepasste Texte sowie gut eingesetztes Auftreten - erst mit "Believe" gelang es dem Musiker, auch mich für sich gewinnen zu können.

Der bekannteste Song des Albums ist die Single "Boyfriend". Er wurde viel kritisiert, ich halte ihn für genial. In seinem Genre gesehen. Gemeckert wurde, "Kinderstar macht auf Rapper", oder das immer wieder scheinbar wahllos hineingeworfene "Swag!". Genau das macht das Lied, oder Bieber generell, aus. Kanye West sagt "Uh!", Michael Jackson hatte sein "Hi-hiii, aaaaooooowww!". Selbst Marilyn Monroe hatte ihr Hauchen. Biebers Variation ist es, ein "Swag" in die Pausen zu werfen oder hinten dran zu hängen. Zum Rap muss man sagen, dass es direkt Rap ist. Der Song ist zu 70% RnB-Gesang. Die Bridge ist rhythmisch geflüstert. Ich glaube, hier wurden zwanghaft Gründe gesucht, den Song schlecht zu machen. Die Single ist ein zeitgemäßer, eingängiger und perfekt vorgetragener RnB-Song, der zwischen einer anzüglichen, intimen Note und romantischer Verliebtheit souverän hin- und herpendelt.

Es ist nur eine von vielen Facetten, die der neue, verbesserte Bieber vorzuweisen hat. Auf "Beauty and a Beat" bringt vereinigt er seinen RnB-Style mit House und Dubstep - drei Stile, die das Album, und die weltweiten Charts erheblich prägen. Ja, "Believe" erscheint ein wenig wie eine kompakte Zusammenfassung der populärsten Musik der ersten Hälfte der 2010er Jahre (mittlerweile kam noch Artpop, welcher Indie-Stilmittel mit charttauglicher Musik koppelt, hinzu). Folglicherweise ist es absolut erforderlich, dieser nicht gleichgültig den Rücken zu kehren, oder sie gar zu verabscheuen. Wer der neuen Musik keine Chance gibt, der braucht sich hiermit nicht zu beschäftigen. Das ist Musik für die Facebook-Generation und alle, die sich mit ihr respektvoll auseinandersetzen. Von den Dubstep-Rhythmen eines "As Long as You Love Me" über die Acoustic-Spielereien auf "Be Alright", man wird hier durchgehend gut unterhalten. Bei dem ein oder anderen Lied wird sich so manch 90s Kid an Boybands seiner Jugend erinnert fühlen - sollte aber nicht überrascht sein, doch einen ordentlichen Spritzer Zeitgeist drinzufinden. "Believe" wird man in einigen Jahren mehr wertschätzen, wenn Bieber weiter herangereift ist und es kein Guilty Pleasure mehr ist, seine Musik zu hören. Bieber 2.0 ist ein besserer RnB- und Pop-Musiker als sein Mentor Usher und Genrevorbild Chris Brown. Er hat mehr unverbrauchte Energie, mehr Freude am Ausprobieren und mehr Gespür für eingängige Melodien. Etwas schade ist die inhaltliche Monotonie, denn mehr als Lovesongs wird der Zuhörerschaft nicht geboten. Aber wayne, wenn sie so gut - und mit so viel Swag - verkauft werden?


Tracklist:

1. All Around the Boyfriend

2. Boyfriend

3. As Long as You Love Me

4. Catching Feelings

5. Take You

6. Right Here

7. Fall

8. Die in Your Arms

9. Thought of You

10. Beauty and a Beat

11. One Love

12. Be Alright

13. Believe

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