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John Williams, E.T. und der vollkommenste Soundtrack aller Zeiten

12.06.2017 - 12:11 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Bild zu John Williams, E.T. und der vollkommenste Soundtrack aller Zeiten
Geffen Records / Universal Music
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Mit „E.T. – Der Außerirdische“ feiert einer der besten, rührendsten und erfolgreichsten Filme aller Zeiten und damit auch der titelgebende Besucher aus dem All in diesem Jahr sein 35. Jubiläum. Noch heute funktioniert der Film prächtig, berührt Herzen all over the world und veranschaulicht anhand seines Alters, wie zeitlos Steven Spielbergs Umsetzung von Melissa Mathisons Drehbuch ist. 11 Jahre lang rangierte er auf Platz 1 der kommerziell erfolgreichsten Filme aller Zeiten, bis sich Regisseur Spielberg mit „Jurassic Park“ selbst übertraf und das Dinoabenteuer vier Jahre lang den Rekord als erfolgreichster Film für sich verzeichnete. „E.T.“ war und ist ein popkulturelles Phänomen. Dies verdanken wir nicht nur Spielbergs einfühlsamer Regie, den Darbietungen der Jungdarsteller und der anrührenden Geschichte von Mathison. Großem und ewigem Dank gebührt an dieser Stelle John Williams, Haus- und Hofkomponist Spielbergs und Schöpfer unvergesslicher Themen wie dem aus „Star Wars“, „Superman“ und „Harry Potter“.

Lange Zeit galt der Soundtrack von "Jurassic Park " als mein Lieblings-Soundtrack von Williams, aber allmählich (und dies ist vielleicht dem Jubiläum geschuldet) avanciert seine Untermalung der Abenteuer unseres außerirdischen Freundes zu meinem Lieblings-Soundtrack.

Als Williams "E.T." das erste Mal sah, fand er ihn wundervoll. Vorher gab er bereits Spielbergs Filmen wie "Der weiße Hai", "Unheimliche Begegnung der dritten Art" und "Jäger des verlorenen Schatzes" ihren akustischen Wiedererkennungswert. Wenn Williams ein Film so gefällt, wie es bei "E.T." der Fall war, brauche es laut Spielberg wenig Gesprächsbedarf, um festzulegen, in welche Richtung die musikalische Untermalung gehen solle. Die Musik spielt sich bereits in Williams' Kopf ab. Ein paar Tage, nachdem Williams den Film gesehen hatte, lud er Spielberg zu sich ein und zeigte ihm zwei Stücke, die dem Regisseur auf Anhieb gefielen. Begeistert von dessen Kompositionen, konnte Spielberg es nun kaum erwarten, dass die Aufnahmen mit dem Orchester begannen.

https://www.youtube.com/watch?v=EDC_fppZ1Kg

Ein Score, so Williams, soll eine Geschichte erzählen, eine Entwicklung durchmachen. Wer „E.T.“ nicht gesehen hat, kann sich – losgelöst vom Visuellen – mit dessen Musik in die Gefühlswelt von Elliott und dem Außerirdischen versetzen. Jeder Schritt E.T.s wird instrumentell festgehalten und emotional aufgeladen. So beginnt der Zwischenstopp auf dem für den Außerirdischen fremden Planeten Erde als unheimlicher Ausflug. Ebenso die erste Begegnung zwischen dem jungen Elliott und E.T., bei der sicher nicht nur die ganz jungen Zuschauer einen wohligen Schauer empfinden. Auf den ersten Schreck folgt das Kennenlernen, welches durch den behutsamen Einsatz von Harfen medidative Wirkung ausübt. Der Wandel vom Bedrohlichem zum Lieblichen, Familiären vollzieht sich über mehrere Tracks, die das intime Verhältnis zwischen den beiden Protagonisten ausbaut und vertieft. Eine menschliche und musikalische Entwicklung, die einfühlsam begleitet wird und zutiefst zu Herzen geht. Das Höchste der Gefühle holt Williams aus der innigen Beziehung in jener Szene, in der sich Elliott vom vermeintlich toten E.T. verabschiedet. Wenn Elliott unter Tränen „I love you“ sagt, untermalt Williams diesen tragischen Moment mit einem eindringlichen Score, so zerbrechlich wie der Junge in dieser Situation.

https://www.youtube.com/watch?v=a-9990dlfvo

Es folgen eine turbulente Rettungsaktion, inhaltliche und akustische Momente, die mal aufregend, mal befreiend sind und ein von hartnäckig haltender Gänsehaut gezeichneter Körper. Seinen ultimativ emotionalen Höhepunkt erreicht der Soundtrack, wie der Film, im Finale, in dem erst ein tränendrüsenstrapazierender und anschließend ein von einer imposanten Fanfare begleiteter Abschied beide Hauptcharaktere voneinander trennt. Üblicherweise werden die Musikaufnahmen im Schnitt der Bildabfolge angepasst. Für das Finale von „E.T.“ entschied sich Spielberg allerdings, die Filmszene dem Rhythmus der ungeschnittenen Musik anzupassen. Ein eher ungewöhnliches Vorkommen in der Phase der Post-Production.

„E.T.“ startete am 11. Juni in den US-amerikanischen Kinos und löste George Lucas‘ „Star Wars“ in seiner Position als erfolgreichster Film aller Zeiten ab.

Gratulationsschreiben von George Lucas an seinen Freund Spielberg anlässlich des Erfolgs von "E.T."

John Williams durfte sich hingegen über die verdiente Anerkennung seiner Komposition freuen. Für seine Arbeit erhielt er seinen bereits vierten Oscar®, einen Golden Globe, BAFTA Film Award, Saturn Award und drei Grammys. Einen weiteren Grammy gewann der Film in der Kategorie „Best Recording For Children“. Der Preisträger war Michael Jackson, der mit Produzent Quincy Jones ein komplettes Album aufnahm, welches zusammen mit einem Story Book zum Mitlesen und einem Poster mit Michael Jackson und E.T. erschien. Ausgangspunkt war der Song „Someone In The Dark“, der als Beitrag auf dem Story Book enthalten sein sollte, Steven Spielberg aber so gut gefiel, dass er Jackson bat, eben jenes Projekt umzusetzen.

https://www.youtube.com/watch?v=N5Fq7COf0-0

Das Label Epic Records, bei dem Jackson 1982 unter Vertrag stand, genehmigte die Arbeit an dem Album und dessen Veröffentlichung über MCA Records. Da MCA das Album jedoch vor Weihnachten in den Handel brachte und „Someone In The Dark“ als Promo an Radiostationen schickte, wurde es kurze Zeit später aus dem Handel genommen, da das Label damit zwei Vertragskonditionen gegenüber Epic nicht einhielt.

Natürlich erschien nebem dem Story Book auch der Soundtrack von John Williams. Im selben Jahr wie der Film erschienen, verfügt der Soundtrack über acht Songs, die die Bandbreite von Williams‘ wundervoller Arbeit und Quintessenz des Filmes vollends einfangen. Zuerst als Musikkassette und Vinyl erschienen, folgte drei Jahre später eine Auflage im damals hochmodernen CD-Format.

Das Cover zeigt das bekannte Postermotiv. Hinter dem ikonischen Bild steckt Designer John Alvin, der neben Artworks für diverse Spielberg-Produktionen wie „Gremlins“, „Hook“, „The Twilight Zone – The Movie“ und „Arachnophobia“ auch die Postermotive zu Disneys „Aladdin“, „Arielle – Die Meerjungfrau“ und „König der Löwen“ sowie „Blade Runner“, „Kap der Angst“, „Batmans Rückkehr“ und „Die City Cobra“ gestaltete. Beim Design von „E.T.“ ließ Alvin sich von Michelangelos „Die Erschaffung Adams“ inspirieren. Als Vorlage für die menschliche Hand diente die seiner Tochter.

Zum 20-jährigen Jubiläum erschien „E.T. – Der Außerirdische“ noch einmal in den Kinos in einer digital überarbeiteten Fassung, die mehr Szenen enthielt, welche zum Zeitpunkt der Produktion aufgrund technischer Probleme nicht oder nur schwer umzusetzen waren. Dies betraf vor allem Szenen, in denen E.T. auftrat. Den technischen Fortschritt machte man sich 2002 anlässlich des Jubiläums zu eigen und ersetzte den animatronischen E.T. durch einen am Computer erschaffenen. Dadurch war es Spielberg möglich, Szenen wie die in der Badewanne, wieder zu integrieren. Man nutzte die Gunst der Stunde und besserte im Zuge dessen weitere „Fehler“ aus. Dem Raumschiff verpasste man ebenfalls einen digitalen Feinschliff und Schusswaffen wurden durch Walkie Talkies ersetzt. Nur hat man bei der Nachbearbeitung manchmal die logische Konsequenz außer Acht gelassen. Szenen, in denen Beamten mit Walkie Talkies die flüchtenden Kinder heimsuchen und Elliotts Mutter Mary flehend schreit „Ihr könnt doch nicht schießen. Das sind doch noch Kinder!“, wirken für Kenner des Originals unfreiwillig komisch. Für die, die nur diese Fassung gesehen haben, mag der Ausruf etwas irreführend sein.

Auch dem Soundtrack wurde zum 20. Geburtstag eine Neuauflage spendiert. Remastered und mit mehr Songs. Diese setzen sich zwar meist aus den bereits auf der vorhergehenden Auflage enthaltenen Songs zusammen, wurden aber aufgeteilt in mehrere kürzere Tracks. Vereinzelt gibt es auch Songs, die zum ersten Mal auf dem Soundtrack enthalten sind, wie der Opener „Main Titles“ oder „Losing E.T.“, der ab 00:53 – nur für einen kurzen, aber intensiven Moment – besonders bewegend wird.

Williams‘ Score hat auch nach 35 Jahren nichts von seiner Kraft und Magie verloren. Für mich ist sein zeitloses Werk immer wertvoller geworden. Steven Spielberg hat es 1982 genauso gesehen (tut er vielleicht heute noch) und mit diesen abschließenden Worten auf den Punkt gebracht:

John’s score to the movie ‚E.T.‘ is unlike any of his others. It is soothing and benign. It is scary and suspenseful and, toward the climax, downright operatic.

For me, this is John Williams‘ best work for the movie. John Williams is ‚E.T.'

Alle Songs könnt ihr euch auch in meinem Artikel  auf meinem Blog anhören!

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