Jan-Josef Liefers kann nicht kochen, hat aber 'ne große Klappe

25.11.2009 - 09:00 Uhr
Es liegt mir auf der Zunge
ARD
Es liegt mir auf der Zunge
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Das Erste entdeckt seine frühen Tage und liefert uns heute Abend ein Biopic über den Fernsehkoch Clemens Wilmenrod in Gestalt von Jan-Josef Liefers. Der durfte kochen, ohne es zu können. Die Hausfrauen himmelten ihn dafür an.

Es liegt mir auf der Zunge erzählt eine wahre Geschichte aus den Anfangstagen des Fernsehens. Aus dem zwar ambitionierten, aber erfolglosen Schauspieler Clemens Carl Hahn (Jan Josef Liefers) wurde über Nacht der Fernsehkoch Clemens Wilmenrod. Dass er über eher bescheidene Kochkünste verfügte, störte ihn wenig. Als Schauspieler kam es ihm auf seine Wirkung an, und die würde er weniger durch fachmännische Zubereitung als durch seine Eloquenz erzielen, da war er zuversichtlich. Der Plan ging auf. Die Hausfrauen mochten seinen filouhaften Charme und fühlten sich durch seine – sprachlich reich garnierten – Ausflüge in die Küchen fremder Länder angenehm unterhalten.

Der ARD-Film Es liegt mir auf der Zunge liefert ein Porträt dieser schillernden Persönlichkeit, die Jan Josef Liefers gekonnt darstellt. Der Film wirft einen augenzwinkernd nostalgischen Blick zurück in die Frühzeit des öffentlich-rechtlichen Fernsehens und versetzt die Zuschauerinnen und Zuschauer für 90 Minuten in die bunte, turbulente Zeit des deutschen Wirtschaftswunders, die Figuren wie diese hervorgebracht hat.

Leider taugt die Geschichte von Es liegt mir auf der Zunge laut Klaudia Wick von der Berliner Zeitung nur als Erinnerungsfernsehen für die Zielgruppe 60plus. "In der kritischen Selbstreflexion – Ansatzpunkt für die jüngeren “Tim Mälzer”-Zuschauer – gibt sich das Fernsehen von jeher eher unterbelichtet. Irgendwo zwischen Liebeserklärung und Gaunerkomödie hat Drehbuchautor Lothar Kurzawa seinen Film angesiedelt, der mit dem künstlerischen und finanziellen Offenbarungseid des Theaterschauspielers Hahn beginnt und mit dem dramatischen Freitod des aussortierten Fernsehstars Wilmenrod (Jan Josef Liefers) endet."

Wie Jens Müller von der taz findet, scheitert Es liegt mir auf der Zunge nicht am Hauptdarsteller Jan Josef Liefers, sondern an der Tragikomik eines schillernden Lebens. “Weil sein Leben in den letzten Jahren tragisch verlief und tragisch endete – deswegen muss wohl auch der Fernsehfilm von der beschwingten Komödie in die bittere Tragikomödie umschlagen. Das aber will nicht recht gelingen. Das fulminant sinnfreie Pointenfeuerwerk der ersten Hälfte ist einfach zu komisch, macht es unmöglich, den Film danach auch nur für eine Minute halbwegs ernst zu nehmen.”

Simone Schellhammer vom Tagesspiegel lobt besonders die Darsteller, allen voran Jan Josef Liefers. "Der redselige Selbstdarsteller ist eine wunderbare Rolle für einen Schauspieler wie Jan Josef Liefers, der mit seinen versnobten Vorträgen bereits als Münsteraner “Tatort”-Pathologe glänzt und nervt. Es macht großen Spaß, ihm als Dampfplauderer, Bonvivant und Frauenliebling durch die ersten Wirtschaftswunderjahre zu folgen."

Es liegt mir auf der Zunge mit Jan Josef Liefers läuft heute Abend um 20.15 Uhr im Ersten. Wenn Ihr wissen wollt, was sonst noch so im Fernsehen läuft, dann schaut doch in unser Fernsehprogramm.

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