Interview mit dem Tatort-Regisseur Thomas Freunder

20.06.2009 - 09:25 Uhr
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Im Interview erklärt Regisseur Thomas Freunder, was ihm bei seinem Debüt als Stuttgarter Tatortregisseur am Herzen lag und wieso Das Mädchen Galina trotz der altbekannten Rotlichtmilieu-Thematik besonders ist.

Der Regisseur Thomas Freundner spricht über seinen 12. Tatort Tatort: Das Mädchen Galina, welcher zugleich sein Debüt als Stuttgarter Tatortregisseur ist.

Herr Freundner, in zwölf Jahren als Tatort-Regisseur haben Sie schon die verschiedensten Ermittler-Teams in Szene gesetzt. Was sind Ihrer Meinung nach die
Charakteristika und Stärken von Thorsten Lannert und Sebastian Bootz?

Alle Ermittlerteams haben etwas Besonderes, so natürlich auch Lannert und Bootz. Der eine ist eher der einsame Wolf, der andere mehr der Familienmensch. Aber in gewisser Weise sind sich die beiden auch sehr ähnlich, deshalb verstehen sie sich auch so gut – manchmal zu gut …

Sie führen erstmals Regie bei einem Stuttgarter Tatort. Inwieweit haben die Vorlagen Ihrer Regie-Kollegen Sie beeinflusst?

Natürlich schaue ich mir vorher an was gewesen ist, aber da schaue ich eher auf die Geschichten, die schon erzählt wurden, wie die Sets aussehen, die immer wieder auftauchen, wie die Figuren funktionieren. Ich achte die Arbeit meiner Kollegen, aber jeder Tatort ist ein eigenständiger Film, den ich als Regisseur zu gestalten habe, das ist meine Aufgabe und die kann mir niemand abnehmen. Das hält ein Tatortteam über die Jahre frisch, wenn immer wieder auch mal neue Regisseure kommen und andere Wege gehen.

Der Tatort befasst sich intensiv mit den Befindlichkeiten der Hauptfiguren. Wie
bedeutsam ist die emotionale Ebene für die Dramaturgie des Films?

Die Hauptfiguren im Tatort sind die Kommissare, das ist vielleicht das Besondere, denn jeder Film sollte sich intensiv mit den Befindlichkeiten seiner Hauptfiguren auseinandersetzen. Beim Stuttgarter Tatort ist da viel zu holen, da ist viel Potential zwischen den Kommissaren. Sie machen aus jeder Befragung ein Ereignis, da geht immer etwas ab zwischen den beiden, aber auch zwischen der Staatsanwältin, der Kriminaltechnikerin … Es macht Freude, mit diesen Schauspielern zu arbeiten. Besonders viel Spaß hatten wir bei der Kantinenszene, da sieht man, was das Ensemble kann, das war toll, das hat richtig Laune gemacht. Auch die Szene auf dem Busbahnhof ist interessant. Hier darf eine Nebenfigur emotional mal ganz groß rauskommen, das hat uns bei den Dreharbeiten große Freude bereitet.

Der Film lebt auch von Situationskomik. War das Ihr Anliegen – Sie sind schließlich
auch als Regisseur von Komödien bekannt?

Selbstverständlich ist das mein Anliegen, immer, ohne Humor geht es gar nicht. Gerade wenn es sich um so etwas Ernstes wie einen Krimi handelt, muss es komische Momente geben, so viel wie irgend möglich … Nur darf man niemals aufhören, die Figuren ernst zu nehmen, das wäre fatal, Komödie ist ja schließlich ebenfalls eine ernste Sache.

Politiker, die um jeden Preis versuchen, ein Verhältnis mit einer Prostituierten geheim
zu halten, sind das Thema vieler Kriminalfilme. Was macht diesen SWR-Tatort zu
einem besonderen Genre-Film?

Hier ist das Besondere, dass die Problematik aus der Perspektive der 16-jährigen Tochter erzählt wird. Wie reagiert sie, als sie erfährt, dass der Vater zu einer Prostituierten geht? Das finde ich interessant, hier bricht die ganze Fassade der Bürgerlichkeit auf. Sicher ist Das Mädchen Galina nicht der erste und einzige Krimi, der im Rotlichtmilieu spielt, die Geschichte ist aber genau erzählt und hat mich beim ersten Lesen total überrascht, vor allem auf den Täter wäre ich nie gekommen…

Mit Material des SWR

Der Tatort: Das Mädchen Galina läuft am Sonntag, dem 21. Juni 2009 auf ARD.

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