"Ich mag es verstörend": Saw-Regisseur Darren Bousman über Spiral und die brutalsten Folter-Fallen

16.09.2021 - 10:00 UhrVor 2 Jahren aktualisiert
Saw: SpiralLionsgate
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Mit Saw: Spiral kehrt Regisseur Darren Bousman zum beliebten Horror-Franchise zurück. Im Interview spricht er über Saw-Verbindungen, Jigsaws Rückkehr und explodierende Körper.

Seit dem 16. September 2021 heißt es wieder: "Ich möchte ein Spiel spielen." Die beliebte Horror-Reihe Saw kehrt mit dem 9. Kapitel zurück, das eine komplett neue Richtung im Folter-Franchise einschlägt und mit Chris Rock und Samuel L. Jackson zwei bekannte Stars in das blutige Spiel eines neuen Jigsaw-Nachfolgers verwickelt.

Zum Start von Saw: Spiral haben wir Regisseur Darren Bousman zum Interview getroffen und mit ihm über die radikalen Veränderungen, die perfiden Todesfallen und die Brutalität im Horrorgenre gesprochen.

Im Interview erfahrt ihr diese wichtigen Details zu Saw: Spiral

  • Wie sich Spiral von anderen Saw-Filmen unterscheidet
  • Wie man am besten Zungen herausreißt
  • Ob Jigsaws Geschichte wirklich schon vorbei ist

Wenn ihr Saw: Spiral noch nicht gesehen habt, könnt ihr das Interview bedenkenlos lesen. Wir gehen zwar auf einige Details des neuen Saw-Films ein, es werden aber keine relevanten Twists und Enthüllungen gespoilert.

Falls euch der Namen Darren Lynn Bousman nichts sagt: Er ist der kreative Kopf, der das Saw-Franchise zum dem gemacht hat, was es ist. Im Alter von gerade mal 25 Jahren lieferte er mit Saw 2 sein Spielfilmdebüt ab und inszenierte anschließend Saw 3 und 4.

Schaut den deutschen Trailer zu Saw: Spiral

Saw: Spiral - Trailer 2 (Deutsch) HD
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Nach einer Abwesenheit von 4 Filmen ist er nun zur Reihe zurückgekehrt. Was ihn zur Rückkehr bewegte? "Chris Rock und Sam Jackson. Das ist es, was mich gereizt hat."

Moviepilot: Aber nicht nur die zwei prominenten neuen Hauptdarsteller waren der Grund für deine Rückkehr zur Reihe, oder?

Darren Lynn Bousman: Nach Saw 4 war ich in einer komplett anderen Lebenssituation. Damals war ich Ende Zwanzig und seitdem hat sich einiges verändert, u.a. habe ich eine Familie gegründet. Ich habe aber alle Saw-Filme danach im Kino gesehen. Und dabei entwickelte sich ein wenig Neid.

Ich habe die Filme gesehen und mir gedacht "Ich wünschte, das hätte ich machen können. Ich hätte dies anders gemacht, ich hätte jenes anders gemacht." Das zusammen mit Chris Rocks Beteiligung und Sam Jackson: Wie konnte ich da Nein sagen? Ich musste einfach zusagen.

Nach so vielen Jahren und erfolgreichen Filmen im Franchise hat sich allerdings einiges geändert und der Druck, einen weiteren Kassenschlager zu inszenieren, muss enorm gewesen sein:

Es stand viel mehr auf dem Spiel als jemals zuvor. Als ich damals Saw 2 gemacht habe, gab es keinen Druck. Niemand wusste, dass Saw zu dem wurde, was es dann war. Seit ich nach Saw 4 ausgestiegen bin, haben sie vier weitere Filme produziert. Und jetzt gibt es das große Versprechen, dass es ein Reboot mit großen Hollywood-Schauspielern wird.

Darren Bousman am Set von Spiral

Ich war über eine Dekade weg. Dass jetzt Darren Bousman zurückkehrt und nach 3 erfolgreichen Saw-Filmen mit A-List-Schauspielern zusammenarbeitet – das war eine Menge Druck. Ich habe mehr Druck verspürt als bei Saw 2, 3 und 4. Es war eine sehr angespannte Erfahrung, aber auch eine aufregende.

Als Reboot ist Saw: Spiral eine drastische Abkehr von den 8 bisherigen eng miteinander verknüpften Saw-Filmen und funktioniert auch für Neueinsteiger in das Franchise. War es schwer, eine Balance zu finden, damit der Film gleichermaßen für Hardcore-Fans und Neueinsteiger attraktiv ist?

Die Hardcore-Fans, die das Saw-Universum lieben, lieben Tobin Bell. Sie lieben Costas Mandylor und sie lieben die Billy-Puppe. Es gibt so viele Dinge, die ihnen am Herz liegen, und sie unterstützen das Franchise seit über einer Dekade. Hier sind wir nun und – Achtung, Spoiler – Tobin Bell taucht nicht auf. Es gibt keine Billy-Puppe. Für mich als Fan war das sehr beängstigend, denn das ist es, was ich sehen möchte.

Aber ohne Tobin Bell wäre der Film wie ein Nightmare On Elm Street ohne Elm Street und ohne Freddy Krueger. Wir haben deshalb gar nicht erst versucht, Tobin Bell zu ersetzen. Es gibt nur einen Jigsaw und das ist Tobin Bell. Wir würden den Fans einen schlechten Dienst erweisen, wenn wir versucht hätten, einen neuen Tobin Bell zu erschaffen.

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Dieser Film existiert im Saw-Universum. Er findet dort statt, wo Jigsaw zu 100 Prozent real war. Seine Verbrechen sind zu 100 Prozent passiert. Das hier ist allerdings eine ganz andere Geschichte. Aber wenn man ein Fan des Saw-Franchise ist, gibt es Dinge, an die man sich halten kann. Es gibt Fallen, es gibt Wendungen, es gibt Gewalt, es gibt Gore. Und es gibt eine neue Puppe.

Alles, was davor geschehen ist, existiert immer noch. Wir werden das nicht wegwaschen und sagen, dass das nicht passiert ist. Nur weil Saw: Spiral existiert, bedeutet das nicht, dass Geschichte von Jigsaw vorbei ist. Falls dieser Film erfolgreich ist, bekommen wir vielleicht noch einen Film mit Jigsaw zu sehen.

Nach John Kramer und Hoffman wurde uns in Saw 8 mit Logan ein neuer Jigsaw präsentiert, der das Erbe des Puzzlemörder fortführt und hier nicht mehr auftritt. Könnten Logan und der Killer aus Spiral dennoch in Zukunft aufeinandertreffen?

Auf jeden Fall. Und ich denke, das ist das Spannende an Horror im Allgemeinen. Dass man Crossover haben kann. Dass nur weil jemand tot ist, es nicht bedeutet, dass er weg ist. Wir haben immerhin einen Weg gefunden, Jigsaw für vier Filme am Leben zu erhalten, nachdem ich ihn getötet habe. Und ich denke, das ist das Spannende an Spiral.

Saw: Spiral

Wenn Spiral erfolgreich ist, wird man hoffentlich Crossover und Verbindungen und Verflechtungen sehen. Aber für mich persönlich fing die Mythologie von Saw an, ein wenig verworren und zu dicht zu werden.

Das heißt: Ich liebte es, wie die Filme miteinander verbunden und verwoben waren. Aber wenn ich ein Neuling bin und bei Saw 7 einsteige, ist das eine Menge, was ich wissen muss. Man muss zurückgehen und sich alle anderen Filme ansehen und die Zeitlinien im Überblick behalten. Wir wollten nun im Grunde reinen Tisch machen und von vorn beginnen.

Neben den ganzen Querverbindungen und der Mythologie sind auch die tödlichen Fallen etwas, das die Saw-Reihe ausmacht. Wenn Jigsaw dich in eine Falle stecken würde, welche würdest du am ehesten auswählen, um zu überleben?

Absolut keine. Bist du total verrückt? Ich würde in keiner von ihnen sein wollen. Und erst recht in keiner aus Spiral. Das ist eine verdammt schwere Frage, weil sie alle schrecklich sind.

Chris Rock in Saw: Spiral

Ich schätze Amandas Falle in Saw, weil sie sie überlebt. Sie schafft es tatsächlich, sich zu befreien. Ich meine: Ja, sie muss jemanden anderen aufschlitzen, aber ... die sind alle verdammt schrecklich. Sonst vielleicht der Messerstuhl aus Saw 5. Der würde dein Gesicht absolut vernarben. Aber Narben könnten cool sein.

Auch in Spiral gibt es wieder einige perfide Todesfallen – 5 an der Zahl. Welche von diesen war am kompliziertesten zu drehen?

Die Glasfalle war wirklich schwer zu drehen. Weil es gefährlich war. Man schleudert buchstäblich Zeug auf einen Schauspieler.

Das war kein CGI?

Nein, das war echt. Ich meine, es war kein echtes Glas, aber es waren echte Dinge, die auf ihn geschossen wurden. Die Falle, die am kompliziertesten war, war aber die erste im Film.

Und das Spannende daran ist, dass es ein Set ist. Wir haben das alles gebaut. Das ist kein echter U-Bahn-Tunnel. Und das Verrückte ist, dass es mit erzwungener Perspektive realisiert wurde. Das heißt, es sieht aus, als wäre es ein großer, langer Tunnel. Ist er aber nicht. Er ist nicht größer als mein Zimmer. Wir haben das Set angemalt und so ausgeleuchtet, damit es so aussieht, als würde der Tunnel immer weitergehen.

Besagte Zuggleise in Saw: Spiral

Das war sehr komplex zu inszenieren. Denn man hat den Darsteller in einem Geschirr, man hat eine Prothese, man hat Gore-Effekte und man hatte Lichteffekte, damit es so aussieht, als würde ein Zug auf ihn zukommen.

Und wir drehten tatsächlich, wie er explodierte. Das war ein praktischer Effekt. Wir ließen einen falschen Körper vor einem Green Screen explodieren. So dass, wenn der Zug ihn trifft, der Körper tatsächlich explodiert. Das war wahrscheinlich das Komplexeste, was wir je gemacht haben.

Sind die unterschiedlichen Fallen vom Drehbuch vorgegeben oder entwickelt ihr diese während der Produktion?

Nein, sie werden nicht im Voraus ausgedacht. Sie werden während der Produktion oder der Vorproduktion konzipiert. Wenn wir das Skript bekommen, stehen da nur kurze Zeilen drin. Da könnte etwas stehen wie "Boz sitzt in einer Falle und stirbt auf schreckliche Weise." Und dann werden wir während der Produktion die Fallen immer wieder verfeinern und verändern.

Die Autoren versuchen sich manchmal an den Fallen, aber normalerweise verändern sie sich während der Produktion stark. Ein Vorsatz, den ich bei meinen Saw-Filmen habe, ist, dass die Fallen so funktionieren, wie wir sagen, dass sie funktionieren.

Samuel L Jackson in Saw: Spiral

Also zum Beispiel: In der ersten Falle, wo die Zunge herausgerissen wird. Im Drehbuch steht, dass er Angelhaken in der Zunge hatte. Und es gab keine Leiter. Ich glaube, da stand: "Reißt die Angelhaken raus." Aber dann haben wir die Trittleiter in die Szene eingebaut. Und dann würden die Angelhaken nicht mehr funktionieren. Denn wenn man von der Leiter springt, würde es die Zunge nur zerreißen, sie würde nur durchschneiden und nicht herausreißen.

Wir wollten aber, dass die Zunge komplett rausgerissen wird. Also haben wir uns überlegt, einen Schraubstock zu verwenden. Die Fallen machen also eine Phase durch, in der es darum geht, ob sie wirklich so funktionieren, wie wir sagen. Ob sie tatsächlich von einem Menschen hergestellt werden können.

Ich persönlich bin kein Fan von Fallen, die übermäßig komplex sind. Ich denke, die effektivsten Fallen sind solche wie die Spritzengrube. Das ist eine sehr simple Falle. Aber wenn man anfängt, Laserstrahlen einzuführen, wie im letzten Jigsaw, dann denke ich: "Nein, das ist nicht mein Stil." Ich will, dass man die Fallen tatsächlich bauen kann und dass sie dann so funktionieren, wie wir es sagen.

Spiral und die Saw-Reihe an sich sind sehr brutal. Gewalt und Gore verschwanden in den letzten Jahren immer mehr aus dem Mainstream-Horror. Sollte Horror wieder brutaler werden?

Es fühlt sich so an, als hätte Horror genug von Gore. Es ändert sich alle paar Jahre, was beliebt und was gruselig ist. Ich für meinen Teil mag Geschichten, die sich nicht zurückhalten und das Gefühl eines bevorstehenden Grauen heraufbeschwören. Einige meiner liebsten Horrorfilme sind die, die extreme Risiken eingehen.

Chris Rock in Saw: Spiral

Die Sache ist: Es ist seltsam derzeit, ein Künstler zu sein. Wir leben in einer Zeit, in der Menschen sich leicht angegriffen fühlen. Alles ist ein brisantes Thema. Und ich glaube, man geht auf Zehenspitzen umher, weil man bestimmte Leute nicht beleidigen will. Gewalt an sich ist schon abstoßend und beleidigend.

Aber ich mag meine Filme blutig. Ich mag es verstörend. Ich mag es, wenn sie emotional sind, wie ein Schlag in die Magengrube. Ich hoffe, in Zukunft wieder mehr solcher Filme zu sehen. Denn ich möchte etwas fühlen, wenn ich etwas sehe. Ich bin ein Horrorfan, bevor ich ein Regisseur bin.

Saw: Spiral startet am 16. September 2021 in den deutschen Kinos.

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Freut ihr euch auf den neuen Saw-Film? Was begeistert euch an der Reihe?

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