Ich, Die unendliche Geschichte, Fuchur & Steinbeißer

10.12.2013 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Die unendliche Geschichte
Constantin Film
Die unendliche Geschichte
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Mein Herz für Klassiker steht ganz unter dem Stern der Fantasy-Woche. Liebevoll gestaltete Figuren, eine spannende Story und eine besondere Aufarbeitung der kindlichen Fantasie prägen meine Erinnerung zur unendlichen Geschichte.

Das berühmteste Werk des Autors Michael Ende war eine Geschichte, die niemals enden sollte, gar unendlich war. Das imaginäre Schlagzeug darf nun erklingen, der schlechte Witz wurde ausgesprochen. Aber es musste einfach einmal genannt werden. Auch heute noch gilt eben jener doch sehr flache Klamauk als Eröffnung für ein Gespräch über Die unendliche Geschichte. Ich erinnere mich, diesen Film, wie auch seine beiden Nachfolger, nicht nur einmal gesehen zu haben. Doch die letzte Sichtung ist lange her. Heute kann ich mich gar nicht an qualitative Differenzen zwischen den Filmen entsinnen. Für mich waren es drei Filme, die mich in eine andere Welt entführten. Natürlich legte der von Wolfgang Petersen gedrehte und geschriebene Film nach Vorlage von Michael Ende den Grundstein für das Abenteuer und kann heute zu Recht als ein Meilenstein der Filmgeschichte betrachtet werden. Wie sich zeigen sollte, lag dieser Wertzuschreibung nicht nur die Animation der Figuren, sondern auch die Qualität der kindlichen Unterhaltung zugrunde. Zudem schuf Michael Ende – und mit der visuellen Darstellung auch Wolfgang Petersen – märchenhafte Figuren, die heute unvergessen sind.

Bastian Bux (Barret Oliver) wird von seinen Mitschülern gehänselt und in Müllcontainer gesteckt. Bei einer erneuten Jagd auf ihn flüchtet Bastian in den Buchladen von Mr. Koreander (Thomas Hill) und entgeht den Hänseleien. Dabei entdeckt Bastian ein Buch, welches ihm der Buchhändler allerdings verwehrt, da er keine Fantasie bei Bastian entdeckt. Dieser nimmt sich das Buch wider der Erlaubnis dennoch mit und nistet sich auf dem Dachboden seiner Schule ein. Dort beginnt er, von den Abenteuern des jungen Kriegers Atréju (Noah Hathaway) zu lesen. Atréju wird von der kindlichen Kaiserin (Tami Stronach) beauftragt, das imaginäre Land Phantásien vor dem großen, unheilvollen Nichts zu retten. Dabei bekommt er unerwartete Unterstützung von einem Glücksdrachen. Doch auch Bastian bemerkt, dass er an der Geschichte nicht ganz unbeteiligt ist.

Warum ich Die unendliche Geschichte mein Herz schenke
Bastian Bux entflieht mit Hilfe eines Buchs der unbarmherzigen Wirklichkeit – einer, mit der Kinder anfangs nur selten etwas anfangen können. Dabei liegt dieser Umstand gar nicht so fern. Zwar habe ich Die unendliche Geschichte erst viele Jahre später einmal gelesen, doch was für Bastian dieses Buch war, war für mich der Auftakt der Harry Potter-Reihe. Nicht nur in diesem Punkt greift Michael Ende lebensnahe Umstände auf. Es geht doch – und das wurde mir, wie gesagt, erst später gewahr – schließlich um die Rettung von Phantásien, die Rettung der menschlichen Fantasie. Was die große Wolfsbestie G’mork Bastian erklärt, darf wohl als die metaphorische Ebene des Romans und des Films verstanden werden. So resultiert das Nichts aus den vergessenen Träumen und verlorenen Hoffnungen der Menschen. Die Rückkehr zur kindlichen, unschuldigen Vernunft wird proklamiert oder zumindest frei nach dem Motto, das innere Kind zu bewahren, angestrebt.

G’mork ist dabei eines der vielen Wesen, die Die unendliche Geschichte auszeichnen. Zwar ist der Isegrim auch in diesem Fall eine Bösewicht, doch ebenso gruselig. Zum Zeitpunkt des Erscheinens des Films, 1984, steckten die computergenerierten Effekte noch in den Kinderschuhen, sodass Wolfgang Petersen sämtliche Wesen nachgebaut werden. Zumeist aus Gips wurden die Figuren dann in ihrer wahren Größe erschaffen. Darin steckt die Liebe zum Detail. Den unterschiedlichsten Figuren, von der Rennschnecke über die Felsenbeißer-Familie bis hin zum Glücksdrachen Fuchur, wurde so Leben eingehaucht. Sie bildeten für mich das Herzstück des Films. Sie waren so, im wahrsten Sinne des Wortes, fantastisch, dass jedes Auftreten des Steinbeißers oder Fuchurs eine wahre Freude war. Im Endeffekt schenkte ich ihnen mein Herz. Ich erinnere mich, in sehr jungen Jahren mit meinen Eltern den Filmpark Babelsberg besucht zu haben. Plötzlich stand ich vor dem leibhaftigen Fuchur. Ich verlor mich lange in den Augen dieses Wesens. Der Film wurde in diesem Moment zur Realität, die Figur nahbar und damit der Film auch unvergessen.

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