Hunters-Kontroverse: Macher verteidigt Amazon-Serie gegen wütende Anklage

25.02.2020 - 07:39 UhrVor 4 Jahren aktualisiert
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David Weil hat eine Stellungnahme veröffentlicht, nachdem seine bei Amazon Prime erschienene Nazijäger-Serie Hunters wegen einer Szene angefeindet wurde.

In Amazons kürzlich erschienener Serie Hunters sinnt eine Gruppe Nazijäger im New York des Jahres 1977 auf Rache. Hunderte in die USA geflohene hochrangige Mitglieder des einstigen deutschen Terrorregimes sollen zur Strecke gebracht werden. Eine Szene ging nach Ansicht des Staatlichen Museums Auschwitz-Birkenau  jedoch zu weit. Auschwitz-Birkenau war das größte Vernichtungslager zur Zeit der Nazi-Tyrannei.

Anstoß der Kritik ist eine Sequenz in Hunters, die ein menschliches Schachbrett zeigt, auf dem jüdische Auschwitz-Gefangene um ihr Überleben kämpfen. Hunters-Schöpfer David Weil nahm sich der Kritik in einer ausführlichen Stellungnahme an.

Der Vorwurf: Hunters mache eine gefährliche Dummheit

Die Gedenkstätte Auschwitz veröffentlichte am Sonntag einen Tweet , der an den "grausamen Schmerz" und das "Leiden" im ehemaligen Konzentrationslager erinnerte. "Ein falsches menschliches Schachspiel für Hunters zu erfinden ist nicht nur eine gefährliche Dummheit & Karikatur", so die Reaktion des Museums. Es heiße künftige (Holocaust-)Leugner zudem willkommen. "Wir ehren die Opfer, in dem wir Faktentreue schützen."

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Als ein Nutzer auf dem Kurznachrichtendienst dagegen hielt und sagte, dass Filme die Freiheit haben sollten, Ereignisse zu fiktionalisieren, hieß es seitens des Museums: "In anderen Worten sagen Sie: 'Ein Film kann über die Realität lügen, da es nur ein Film ist.' Hier widersprechen wir entschieden. Das ist respektlos und gefährlich."

Die Stellungnahme: Hunters-Macher verteidigt seine Serie

TV Line  liegt eine Stellungnahme von Hunters-Schöpfer David Weil vor, in denen er sich den schweren Vorwürfen annimmt. Er berichtet darin von einem prägenden Besuch in Auschwitz, in dem seine Großmutter selbst festgehalten worden sei. Seine Serie sei fiktional, aber von wahren Ereignissen inspiriert. Er spüre die Verantwortung, die Geschichten von Holocaust-Überlebenden am Leben zu erhalten.

Gleichwohl habe er für Hunters nicht direkt auf das Leben oder die Erfahrung einer bestimmten Person zurückgreifen wollen. Zum fiktiven Schachspiel äußerte sich Weil wie folgt (Auszug):

Warum habe ich gespürt, dass das Schreiben und Platzieren dieser Szene in der Serie wichtig war? Um am eindringlichsten dem revisionistischem Narrativ entgegenzuhalten, das Nazi-Vergehen schönredet, durch das Zeigen des extremsten - und übertragen gesehen wahrheitsgemäßen - Sadismus und [der extremsten] Gewalt durch Nazis an Juden und anderen Opfern.
Hunters

Der Hunters-Macher habe keine spezifischen, wahren traumatischen Ereignisse abbilden wollen. Nondokumentarische Geschichten können und sollen weiterhin über den Holocaust erzählt werden, so Weil. Ferner erklärte er, dass es nicht immer um "buchstäbliche Wahrheit", sondern "abbildhafte Wahrheit" gehe.

"Symbolische Darstellungen" eröffneten Menschen die Möglichkeit zu einer "emotionalen und symbolischen Realität, die uns die Erlebnisse der Shoah verständlicher macht und ihr Bedeutung gibt, die sich direkt an unsere akute Gegenwart richten kann."

Am Schluss seiner Stellungnahme richtete David Weil dankende Worte an das Museum für die Arbeit und das Aufrechterhalten der Erinnerungen an Opfer und Überlebende und zeigte sich überzeugt, das beide Seiten grundsätzlich einer Meinung seien und die gleichen Ziele verfolgten.

Amazon-Serie Hunters sorgt für Aufsehen: Was sagt ihr zu den Vorwürfen?

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