Quentin Tarantino ist ein Meister darin, jeder noch so kleinen Figur mindestens einen denkwürdigen Moment zu geben. Ein eigenwilliger Auftritt, eine lässige Dialog-Zeile oder ein prägnanter Blick: Bei Til Schweiger genügen zwei Gitarrenriffs und wir wissen genau, aus welchem Holz sein Hugo Stiglitz in Inglourious Basterds geschnitzt ist. Im Bruchteil einer Sekunde ist die Figur im popkulturellen Gedächtnis verankert.
Kein Wunder, dass beim Casting eines neuen Tarantino-Films selbst Stars für kleine Rollen Schlange stehen. Wer es bei Tarantino vor die Kamera schafft und nicht auf dem Boden des Schneideraums landet, hat einen Moment für die Ewigkeit sicher. Umso verblüffender ist es, dass Tarantino dieses Kunststück bei seinem Cameo in Django Unchained nicht geglückt ist. Diesen Auftritt hätte er lieber ganz streichen sollen.
- Heute im TV: Django Unchained läuft heute Abend um 20:15 Uhr auf ProSieben. Die Wiederholung folgt nachts um 02:05 Uhr. Alternativ könnt ihr den Film aktuell bei Skys Streaming-Dienst WOW in der Flatrate streamen.
Tarantino hat schon viele großartige Cameos hingelegt, in Django Unchained scheitert er aber auf ganzer Linie
Mit Cameos kennt sich Tarantino eigentlich bestens aus. Der Regisseur, der gelegentlich als Schauspieler unterwegs ist, übernahm bereits in Reservoir Dogs eine Nebenrolle. Seitdem tauchte er immer mal wieder in seinen eigenen Filmen auf. Bei Django Unchained hat er sogar einen doppelten Cameo: in der ersten Hälfte des Films als Ku-Klux-Klan-Anhänger Robert aka Bag Head #1, in der zweiten als Bergarbeiter Frankie.
Während der erste Cameo kaum bemerkbar ist, reißt einen der zweite komplett aus dem Film heraus. Nicht nur scheitert Tarantino spektakulär daran, seinem Bergarbeiter einen überzeugenden australischen Akzent zu geben. Er versagt auch in seiner Königsdisziplin. Wo Tarantino bei der Inszenierung aller anderen Nebenfiguren bemerkenswertes Feingefühl beweist, platzt sein Frankie völlig unbeholfen in den Film.
Hier könnt ihr euch Tarantinos Cameo in Django Unchained schauen:
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Frankie gehört zu einer Gruppe von drei Männern, die den gefesselten Django (Jamie Foxx) eskortieren. Mit einer List gelingt es dem Helden der Geschichte, sich aus seiner misslichen Situation zu befreien. Die Szene gipfelt darin, dass Frankie von Django erschossen und dank Dynamit in tausend Stücke zerfetzt wird. Ein spektakulärer Abgang, der in einem der lässigsten Musikmomente des Films endet.
Frankie und eine Handvoll Dynamit: Warum Quentin Tarantinos Cameo nicht in Django Unchained passt
Denn sobald Frankie verschwindet, hat Tarantino den Film wieder fest im Griff. Aus dem aufgewirbelten Sand kommt langsam die Silhouette der Titelfigur zum Vorschein. Ein ikonisches Bild. Tarantino weiß genau, was er will. Von seinem Cameo lässt sich das nicht behaupten. Trotz der Kürze fühlt sich die Szene quälend lang an, weil wir Frankie zu jeder Sekunde beim Denken zuschauen können – und das nicht im positiven Sinne.
Jede andere Figur weiß exakt, was sie in dieser Szene tut bzw. zu tun hat. Frankie hingegen wirkt wie ein Cowboy-Männchen, das in den Film eingesetzt wurde und gar nicht versteht, wie es dorthin gekommen ist. Tarantinos Körpersprache sagt alles: Er denkt aktiv darüber nach, dass er jetzt vor der Kamera steht und schauspielert. Und es ist unangenehm, ihm dabei zuzuschauen.
Django Unchained hätte problemlos ohne diese Szene funktioniert. Das Schlimmste ist: Sie nimmt dem Film kurz vor dem explosiven Finale gewaltig Wind aus den Segeln.
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