In seinem dritten Langfilm Green Room schickt der US-amerikanische Regisseur und Drehbuchautor Jeremy Saulnier die erfolglose Punkband Ain't Rights (Anton Yelchin, Alia Shawkat, Joe Cole, Callum Turner) in den Kampf gegen eine Horde gewaltbereiter Neo-Nazis unter Führung des charismatischen Darcy (Patrick Stewart). Deutsche wie internationale Kritiker lassen sich von dem Konzept überzeugen und geben dem Film eine positive Bewertung. Doch wie sieht es bei den moviepiloten aus? Wir haben einen kleinen Überblick über eure Meinung zum Film zusammengestellt.
Wie immer zunächst die harten Fakten zu Green Room:
- 186 Community-Bewertungen mit einem Durchschnittswert von 6,8
- 34 Kritiker-Bewertungen mit einem Durchschnittswert von 7,0
- 22 Kritiken und 20 Kommentare
- 0 x Lieblingsfilm und 1 x Hassfilm
- 723 haben den Film vorgemerkt, 9 sind nicht interessiert
Das hat den moviepiloten an Green Room gefallen:
Mr. Pink (7,5) überzeugt vor allem die Darstellung der Charaktere:
Die kammerspielig beengte Klopperei zwischen Punkband und Naziverein besticht weniger durch Innovation im Handlungsverlauf, sondern durch seine starken, interessanten Charaktere. Ich mochte besonders Imogen Poots, und es hat auch was, Patrick Stewart in so einem Genrefilm zu entdecken, dessen Härte, Bosheit und Walter-White-Gedächtnislook seine Classiness zwar nicht gänzlich zu verbergen vermögen, aber irgendwie passt das doch auch zur Rolle, weil die Anführer solcher Gruppierungen anders als die Holzköpfe, die ihnen hinterherlaufen, oft ja tatsächlich wortgewandt und höflich auftreten.
Kamil90 (8,0) lobt die innovative, bewusst realistische Gewaltdarstellung:
Vor allem der Einsatz von Gewalt dürfte wohl hier eine Sprache finden, zu welcher derzeit kein anderer Regisseur fähig ist. Gewalt und der Umgang mit Waffen wird hier möglichst realistisch dargestellt und ohne den coolen und verklärenden Film-Filter, der sonst so häufig zum Einsatz kommt. Gewalt ist hier nie Selbstzweck, sondern in den Augen derer, die in diese missliche Lage gekommen sind, nur notwendiges Befreiungsmittel und damit eben nicht präzise, sondern in seiner Darstellung plump und unbeholfen - aber leider eben ein Instrument, das die Beteiligten aller Seiten in einen scheinbar alles verschlingenden Kreislauf stößt.
TheRambostar007 konnte das Verhalten der Protagonisten nachvollziehen:
Das Besondere ist, dass sich die Figuren glaubhaft verhalten, indessen das sie dumme oder unbedachte Entscheidungen treffen, wie es normale Menschen in solchen Situationen nun mal auch tun würden. So bleiben Klischees überwiegend aus und das Geschehen unberechenbar.
Das hat den moviepiloten an Green Room nicht so gut gefallen:
lionfish (4,0) hält hingegen bereits die Grundhandlung für unrealistisch:
Dass es bei Punk-Konzerten auch hin und wieder zu unerfreulichen Begegnungen mit Nazi-Skins kommen kann wäre realistisch. Aber das eine Punk-Band in einem so offensichtlich rechtsextremen Schuppen auftritt, auch wenn sie das Geld brauchen, ist für mich nicht realistisch. Das zum Thema der Authentizität, das dem Film gutgeschrieben wird. Und dann fällt ihnen nichts gescheiteres ein als "Nazi Punks Fuck Off" zu spielen... das ist nicht Punk, das ist Selbstmord. Und die Nazi bewerfen sie zwar aber lassen sich das gefallen (Wer's glaubt...) Für die Gewaltorgie hätte es nicht noch einen Mord gebraucht.
Xenohal (4,5) findet den Film technisch gelungen, Story und Charakterentwicklung können ihn jedoch nicht überzeugen:
Angesichts der fehlenden Tiefe, auf die Jeremy Saulnier wohl bewusst verzichtete, entpuppt sich Green Room somit insgesamt als Enttäuschung. Zwar nutzt der Regisseur das bekannte Potential des beliebten Horror-Szenarios voll aus, er verpasst es aber, etwas Neues zu schaffen und dem Film seine eigene Identität zu geben. Wer Lust auf einen handwerklich guten Slasher-Film hat, wird mit Green Room seine Freude haben. Wer jedoch nach einem wirklich guten Film sucht, wird enttäuscht werden.
filmfuzzy (4,5) sieht viel Positives, kann Green Room selbst jedoch nicht viel abgewinnen:
Ein Film nicht für schwache Nerven. Eine durchgeknallte Story mit einigen Wendungen. Dazu Metalbeats und Punk und ein überraschendes Wiedersehen mit Captain Picard Patrick Stewart, der den Part des Bösen gekonnt rüberbringt.
94 Minuten – eine blutige Schlacht zwischen Skins und Punks – Geschmackssache.
Fazit:
Eure Meinungen zu Green Room gehen weit auseinander. Auf der einen Seite lobt ihr die innovative Umsetzung des altbekannten Belagerungs-Szenarios begleitet von einer realistischen Gewaltdarstellung, die mit ihrer Intensität Unbehagen und Faszination beim Publikum hervorrufen kann. Auf der anderen Seite wird die fehlende Tiefe sowohl der Handlung als auch der Charakterentwicklung kritisiert, aufgrund derer die Geschichte für die Zuschauer letztendlich nicht nachvollziehbar ist. In jedem Fall wäre es zu kurz gegriffen, Green Room als bloßen Horror-Film einzustufen - das dürfte nicht Saulniers Ziel gewesen sein und so kommt er auch bei euch nicht primär an.