Gigantomanie der Kinotechnik - Kein Ende in Sicht

18.05.2013 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Gigantomanie der Filmtechnik
New Line Cinema/20th Century Fox/IMAX/Dolby/moviepilot
Gigantomanie der Filmtechnik
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Uns steht die nächste Kinorevolution bevor. Größer als IMAX soll sie werden, greifbarer als 3D, schneller als 48fps. Das Ziel: Hypercinema. Ein Aufreger, der der Frage nachgeht, was dieser Irrsinn überhaupt noch mit Filmen zu tun haben soll.

Die Kinotechnik machte seit ihrer Erfindung große Sprünge. Über 100 Jahre des Fortschritts, der Ton durchbrach die Stille, die Farbe belebte das Bild, Breitwandformate erweiterten den Horizont, Dolby Surround brachte die Räumlichkeit. In den vergangenen Jahren kam es schließlich zu einer 3D-Renaissance und letztes Jahr erfolgte vielleicht der größte aller Techniksprünge: Der Hobbit: Eine unerwartete Reise kam in die Kinos mit seinen 48 Bildern pro Sekunde und läutete damit das Zeitalter von nach Seife schmeckendem Reality-Kino ein.

Kaum haben wir den ersten HFR-Schock verdaut, schon bahnt sich der nächste an. Der neuste Vorstoß stammt von keinem der üblichen Verdächten – kein James Cameron, kein Peter Jackson – sondern von jemandem, der die beiden mit seiner Filmografie zu Second Second Assistant Director degradiert. Douglas Trumbull, eine Special Effects-Legende und Pionier der modernen Visual Effects. Mit seiner Magie ermöglichte er Stanley Kubrick sein Magnum Opus 2001: Odyssee im Weltraum Realität werden zu lassen. Es folgten Filme wie Star Trek – Der Film, Unheimliche Begegnung der dritten Art, Blade Runner oder The Tree of Life. Noch Fragen?

Seiner Zeit voraus
Trumbull arbeitet seit Jahrzehnten in seinem privaten Studio, ausgerüstet mit allem, was die moderne Filmtechnik hergibt, um das Kino der Zukunft zu revolutionieren. In den 70er-Jahren entwickelte er das Filmverfahren Showscan, das damals bereits dank 70mm-Film und einer Wiederholungsfrequenz von 60 Bildern pro Sekunde eine ungeahnte Auflösung und Bildschärfe versprach. Nur wollte kein Studio etwas mit Showscan zu tun haben. Die Materialkosten für einen einzigen Kinofilm mit diesem Verfahren waren jenseits von Gut und Böse. Showscan blieb damit nur eine Randnotiz in der Kinogeschichte. Aber er hat seinen Traum nie aufgegeben. Er ist ein Erfinder und Technokrat wie er im Buche steht und seit den Entwicklungen der letzten Jahre, sieht der 71-jährige die Zeit für seine Vision des “Hypercinemas” wieder für gekommen: Showscan Digital!

Harder, Better, Faster, Stronger lautete seine Devise. Nicht ohne Stolz verkündet er, dass sein neuestes Filmverfahren mit bis zu 120 Bildern pro Sekunde arbeiten könne, eine 4K-Projektion ermögliche und selbst IMAX-Leinwände in den Schatten stellen könne. Er arbeitet zur Zeit an einem Kurzfilm, um seinen Worten Taten folgen zu lassen. Und ich an einem Aufreger der Woche, weil mich eine dunkle Ahnung überkommt.

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