Die Academy of Motion Picture Arts & Sciences befindet sich in einer schwerwiegenden Sinneskrise. Vom Ranking-Teufel besessen, wollen sie eine Liste der bedeutendsten, noch lebenden amerikanischen Regisseure aufstellen. Nach langen Diskussionen, vielen Abstimmungsrunden und so einigen Schimpfwörtern bleiben zwei Legenden übrig: Martin Scorsese und Steven Spielberg. Doch beide kommen auf genau die gleiche Stimmanzahl. Alle Mitglieder der Academy sind sich über die weitere Vorgehensweise einig. Nichts liegt näher als ein ordentlicher Faustkampf zwischen den zwei schmächtigen Regisseuren.
Erste Runde: Kampf der Egos
Alle Academy-Mitglieder haben sich in einem Kolosseum-ähnlichen Stadion versammelt, um Zeugen des Kampfs des Jahrhunderts zu werden. Doch da Scorsese durch Wie ein wilder Stier Erfahrungen mit Boxkämpfen hat und somit um seine unterlegene Reichweite weiß, schlägt er einen intellektuellen Wettstreit unter Zuhilfenahme von Worten vor. In der Überzeugung, vor dem Publikum der Academy mit seinen Oscar-Siegen die besseren Karten zu haben, geht Spielberg auf den Vorschlag ein. Stolz präsentiert er dem Italo-Amerikaner seine drei nackigen Goldjungen. Das beeindruckt Scorsese jedoch nicht im Geringsten, hat er doch vor nicht allzu langer Zeit selbst den Bann der Oscarlosigkeit gebrochen und für Departed – Unter Feinden endlich gewonnen. Es beginnt in Spielberg zu brodeln, weil er weiß, dass Marty mit Hugo Cabret dieses Jahr die besseren Chancen hat als er mit Gefährten. Und da kommt Scorsese auch noch mit dem Argument, dass ihm von Kritikern und Zuschauern im letzten Jahrzehnt mehr Anerkennung entgegengebracht wurde. Das trifft Señor Spielbergo wie ein Schlag in die Magengrube tief in seinem Herzen. Er geht zu Boden und es steht 1:0 für Scorsese.
Zweite Runde: Das beherzte Comeback
Siegessicher wird Scorsese entgegen seiner Art völlig übermütig. “I want you to hit me with everything you got. You throw a punch like you take it up the ass,” stichelt er Spielberg an. Der überlegt kurz und holt seine Trumpfkarte hervor. Er verweist auf die ikonischen Figuren, die er zum Leben erweckt hat und die Millionen von Kinogängern für immer im Gedächtnis bleiben werden: Indiana Jones, E.T. – Der Außerirdische, Der weiße Hai. Allein der Klang dieser Namen verleitet viele der Academy-Zuschauer zu übertriebenen Emotionsausbrüchen. Bei einem solchen Angriff auf die Gefühle kann Marty nicht mithalten. Er gerät ins Taumeln und fällt wie ein fetter Jake LaMotta zu Boden. Spielberg gleicht in der Wertung der Punktrichter mit 1:1 aus.
Dritte Runde: Die unerwartete Wendung
Während sich Spielberg in der Ringpause von Shia LaBeouf die Schuhe polieren lässt und Scorsese überlegt, ob er aus dem Kampf nicht eine Dokumentation, die wie eine Mischung aus Shine a Light und When We Were Kings – Einst waren wir Könige daher kommt, machen könnte, ist plötzlich aus weiter Ferne ein Grollen zu vernehmen. Rasant nähert es sich, bis die Zuschauer verwundert gen Himmel blicken. Zum Erstaunen aller schwebt ein Dragon Assault Ship aus Avatar – Aufbruch nach Pandora über dem Stadion, von dessen Laderampe James Cameron grimmig herunterschaut. Aus der unumstößlichen Überzeugung heraus, dass er der beste Regisseur aller Galaxien ist, ob tot oder lebendig, ist er außer sich vor Wut, dass er nicht für den Kampf ausgewählt wurde. Als Beweis für seine Überlegenheit lässt er Batzen von Geldbündeln auf die beiden Regisseure regnen. Immer mehr und mehr werden es, bis sie in Geldscheinen fast ertrinken. Dann lässt er seine 11 Oscars, die er für Titanic gewonnen hat, auf die Kontrahenten herabprasseln und erschlägt damit die beiden Meister. Fassungslos und für einen kurzen Moment bedrückt, schaut die Academy auf das sich ihnen bietende Bildnis der Dekadenz. Doch plötzlich springen die Academy-Mitglieder von ihren Sitzplätzen auf. Sie plündern so viel Geld aus dem Ring wie irgend möglich und zerfleddern dabei die Leichen von Scorsese und Spielberg.
Der Kampf geht also 1:1 unentschieden aus, doch er kennt keine Sieger. Wer würde eurer Meinung nach den Fight gewinnen?