Feuer und Flamme für Raumschiff Enterprise

10.06.2017 - 08:50 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
There's no such thing as the unknown, only things temporarily hidden, temporarily not understood.Paramount/moviepilot
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Was damals das Fernsehen revolutionierte, ist heute vielleicht nicht mehr ganz so beeindruckend. Aber versetzt euch mal in ein Kind der 70er Jahre, das mit Star Trek tatsächlich in Welten vordrang, die nie ein Mensch zuvor gesehen hatte. Gott sei Dank hielten die Fernseher damals viel mehr aus als heute...

Der blaugelbe Weltraum, unendliche Weiten... irgendwo in den entlegendsten Ecken warten Entdeckungen auf euch. Kommentare, wie ihr sie noch nie gelesen habt, voller Herz und Humor für die Betazoiden unter euch, oder mit fast schon Q-haftem Fachwissen geschrieben und voller Interpretationen, die eines Vulkaniers würdig wären. Landet ihr auf euren Reisen auf so einem Kommentar - dann meldet ihn uns sofort per Subraumnachricht oder ganz altmodisch per Mail. Hauptsache, ihr seid schneller als die Romulaner!

Der Kommentar der Woche

Die Serie, mit der alles, was heute Star Trek ist, angefangen hat, wurde Anfang der 70er in Deutschland zunächst mit gerümpfter Nase ins Kinderprogramm geschoben - und erschuf so fast schon automatisch, eine Generation von Trekkies, die nichts abhalten konnte: weder der Sendeplatz von Raumschiff Enterprise, jahrelange Durststrecken bis es dank einer anderen Weltraumsaga dann doch weiterging - oder ein brennender Baum... Feuer frei, Mr. RoboMaus!

Klein-Robo hatte gezündelt, irgendwann, in den frühen siebziger Jahren. Das war sogar erlaubt, denn schließlich war damals zu Weihnachten alles mit Kerzen bestückt. Nicht das LED-Flimmerzeugs, das heutzutage an den Bäumen hängt. Nein, echte Kerzen, die von einer wohlgeformten Flamme auf den Ästen gekrönt werden. Unter dem Baum, auf dem Tischchen, das zu seiner erhabenen Position bereitgestellt war, prangten zudem Figuren, Häuschen, Bögen und sonstige Deko-Elemente, auch mit schönen Kerzen versehen. ...und es gab natürlich das heute verpönte Lametta, eine wahre, silbrig-glänzende Pracht mit Kern aus Blei, die jedes Jahr fein säuberlich Streifen für Streifen wieder in die Schachtel zurückgelegt wurde. Nur nicht in jenem Jahr, als Klein-Robo die glorreiche Idee hatte, eine der Deko-Figuren aus ihrem Schattendasein zu führen und deren Kerze mit dem geschickt bereitgelegten Christbaum-Feuerzeug anzündete.

Es dauerte wohl keine zehn Sekunden, da fingen die unteren Äste Feuer, und keine zehn Sekunden später war das Feuer an der Decke – das ging aber schnell... schließlich war es schon Anfang Januar, als der Baum kapp zwei Wochen Zeit hatte, um auszutrocknen und eine blitzartige Feuersbrunst zu entfachen. Als ich ein paar Schritte zurückwich, brach hinter mir im Wohnzimmer Panik aus. Mein älterer Bruder wollte die nach innen gehende Tür öffnen, aber die blieb zu - er schrie wie am Spieß, dabei war das Feuer noch fünf Meter von ihm entfernt. Erst als meine Mutter mithalf, flog die Tür endlich auf – darüber wurde später oft diskutiert: vielleicht ist durch die Gas- und Rauchentwicklung ein Überdruck im Zimmer entstanden, der die Tür in den Rahmen drückte. Wie auch immer, als sie offen war, ging es erst richtig los: durch den Sauerstoff loderten die Flammen auf, Funken flogen durch den Raum und die Rauhfasertapete löste sich in Bahnen von der Decke, die lodernd hell aufleuchteten, als sie Feuer fingen. Klein-Robo stand einfach nur staunend davor... es war ein faszinierendes Spektakel.

Zum Glück hatten brennbare Möbelstücke einen Sicherheitsabstand vom Baum, so dass sie noch nicht Feuer gefangen hatten, als unser Löschkommando endlich mit Wassereimern anrückte, und sich diese Ecke des Wohnzimmers in ein tropfendes, rauchendes Schlachtfeld verwandelt hatte. Immerhin, die Schlacht war gewonnen und das gute Stück, der massivhölzerne Wohnzimmerschrank, war nur an der Seite etwas angekokelt.

Doch ein Utensil war schwerer betroffen: unser Schwarzweiß-Fernseher, das Tor zur Welt, die mit grieseligen Bildern in das Zimmer kam. Viele können sich das heute nicht mehr vorstellen, doch die Auflösung war so schlecht, dass Fußballmannschaften klar hell-dunkel-verschiedene Trikots tragen mussten, damit man sie auseinanderhalten konnte. ...und doch, es war so viel besser als nichts und, vor allem, es funktionierte: man jubelte, trauerte, fieberte mit, lachte und langweilte sich bei miesen Filmen genauso wie heute.

Am nächsten Tag wurde der Schaden gesichtet. Auf der Seite, wo das Feuer brannte, war das Plastik der Lautsprecherverkleidung geschmolzen und hing herunter, was ernste Bedenken hervorrief – läuft er noch? Hat er vielleicht zu viel Wasser abbekommen? Hört man noch etwas? Ein Fernseher kostete damals ein Vermögen, gemessen am Monatslohn, und ein neuer war zunächst nicht in Sicht. Zum Glück wurden die Bedenken schnell ausgeräumt - nachdem die Zimmerantenne neu justiert war, lief ‚Raumschiff Enterprise’ im selben, grieseligen Bild wie eh und je, und man vernahm William Shatners markige Sprüche. Wohl kaum war jemand so froh mit solch einer Fernsehqualität. Jeder hätte dieser Serie in der Euphorie wohl zehn Punkte gegeben...

...und heute?

Legendär, innovativ, humorvoll, in Farbe und nicht zuletzt „faszinierend“, ein Urgestein und Meilentein im SF-Genre, dessen Einfluss auf alles, was danach kam, kaum überschätzt werden kann. Im selben Atemzug muss man aber auch die zeitgleich (1966) erschienene Serie 'Raumpatroullie Orion' nennen, ein unerhörter Innovationsschub in der deutschen Filmlandschaft und nicht minder legendär.

Ich liebte ‚Raumschiff Enterprise‘, kloppte mich um das Einschaltrecht mit meinem Bruder, dem Angsthasen, der auf die gleichzeitig laufende ‚Sportschau‘ beharrte. Selbst heute noch kann ich mich an einzelne Folgen erinnern. Seither habe ich das alte ‚Star Trek‘ nur noch selten gesehen, kürzlich wieder eine Folge. Wie so oft, hat das nicht mehr die Faszination, die man Kind verspürte – man sieht es eben mit ganz anderen Augen und hat bestenfalls noch ein Nostalgie-Feeling. Das ist nicht zu erzwingen. Um das unbändige Gefühl und den Platz, den ‚Star Trek‘ im Herzen von Klein-Robo erobert hatte, zu erhalten, ist es wohl besser, Kirk, Pille & Co der Sechziger nur noch aus der Erinnerung zu betrachten und ihnen daraus das MP-Herz zu vergeben.

Den Originalkommentar findet ihr hier.

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