Fawlty Towers - Don't Mention the War!

15.03.2011 - 08:50 Uhr
John Cleese, Connie Booth und Andrew Sachs in Fawlty Towers
BBC
John Cleese, Connie Booth und Andrew Sachs in Fawlty Towers
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Ein Hotel kann so schön sein. Wenn nur die Gäste nicht wären! Das denkt sich Basil Fawlty (John Cleese), ein aggressiver, konservativer und bornierter Hotelier, der in 12 Folgen des Klassikers Fawlty Towers sich und andere in den Wahnsinn treibt.

Wenn ihr britischen Humor mögt, dann führt kein Weg vorbei an Fawlty Towers von John Cleese und Connie Booth. So einfach ist das. Mit Fawlty Towers bewies John Cleese nach Monty Python, was für ein brillanter Comedy-Autor er ist. Auch wenn die Serie durchaus absurde Momente im Geiste der Pythons zu bieten hat, ist ihr Humor doch weit alltäglicher. Schließlich erzählt Fawlty Towers vom Kampf eines kleinen Mannes gegen große Feinde – seine Kunden.

Basil the rat
Basil Fawlty (John Cleese) ist kein sympathischer Mann. Er ist an sich nicht einmal besonders lustig, wie beispielsweise Edmund Blackadder, sondern steht eher in einer Tradition mit David Brent (Ricky Gervais) aus Das Büro. Er wäre gern lustig. Er wäre gern wer. Der bornierte Basil biedert sich Mitgliedern höherer Klassen an und behandelt alle anderen wie Dreck. Dieser Basil führt ein Hotel zusammen mit seiner Frau Sybil (Prunella Scales). Fawlty Towers, im hübschen Torquay gelegen, scheint das einzige zu sein, das diese Ehe noch zusammenhält. Mal abgesehen von Sybils eisernem Willen und Basils Tendenz, im Zweifelsfalle nach der Pfeife seiner Frau zu tanzen. Basil und Sybil sind im übrigen kein schönes Paar.

Mit “my little piranha fish” und “my little nest of vipers” neckt Basil seine Angetraute und das sind noch die nettesten Kosenamen, die er Sybil verpasst. Aber immerhin wird diese nicht als “continental cretin” beschimpft, eine zweifelhafte Umschreibung, die dem herzensguten Manuel (Andrew Sachs) vorbehalten ist. Manuels Englischkenntnisse sind nicht so … gut, aber: “You’ll have to forgive him. He’s from Barcelona.” Manuel ist nämlich eine Art Gastarbeiter, eine Niedriglohnkraft aus dem Ausland, stets fleißig und bemüht, aber leider der englischen Sprache nicht mächtig, was problematisch wird, wenn es darum geht, Anweisungen zu interpretieren oder auch nur im rudimentärsten Sinne zu verstehen. Basils Geduldsfaden ist zum Leidwesen Manuels nur sehr kurz. Ergänzt wird die dysfunktionale “Familie” am Arbeitsplatz durch Polly (Connie Booth), der einzigen Normalen in diesem Käfig voller Narren.

A satisfied customer. We should have him stuffed.
Die große Kunst, eine Komödie zu schreiben, ist nicht allein auf Knaller-Pointen zurückzuführen. Das, was davor kommt, ist die Sahne auf dem Eis, die geheime Zutat, die eine Speise zur Perfektion bringt. Das Sitcom-Format bietet eine ideale Umgebung, um den Aufbau einer Pointe unter dem Mikroskop zu beobachten. Das großartige an Fawlty Towers sind nämlich nicht allein die skurrilen Figuren (Die taube Mrs. Richards! Der senile Major Gowen!) oder die göttlich agierenden Schauspieler (über das physische Zusammenspiel von Andrew Sachs und John Cleese sollte jemand eine Doktorarbeit schreiben!). Zum Klassiker haben Fawlty Towers in erster Linie die eindrucksvollen Drehbücher gemacht. Für jeden angehenden Comedy-Autoren sollte es zur Pflicht gehören, sich die Folge “The Anniversary” anzuschauen. In der zeigen die Autoren, wie man eine einfache Grundsituation nimmt und diese über eine halbe Stunde derart zuspitzt, bis der Punkt kommt, an dem das Fass überläuft, der Ballon platzt, die Milch anbrennt und man dem Kichern freien Lauf lassen muss.

Die Zutaten: Basil tut in “The Anniversary” so, als hätte er den Hochzeitstag vergessen. Er will Sybil überraschen. Sybil stürmt enttäuscht aus dem Hotel. Basil sieht sich auf einmal mit den von ihm eingeladenen Gästen der Überraschungsparty konfrontiert. Er kann diesen nicht die Wahrheit sagen. Das scheint ihm seine Würde grundsätzlich zu verbieten. Also gibt er vor, sie sei krank (“I’ll just pop upstairs and tell her to stop dying so that you can all come up and identify her.”). Als das nicht mehr reicht, verkleidet er Polly als kranke Sybil und das Unheil nimmt seinen Lauf.

Did you ever see that film “How To Murder Your Wife”?
“The Anniversary” ist eine meiner Lieblingsfolgen aus Fawlty Towers, was auch an dem bitteren, realistischen Kern der Ehe von Basil und Sybil liegt, welcher hier gestreift wird. Doch eine Lieblingsfolge aus dieser konstant hochwertigen Serie auszuwählen, ist so gut wie unmöglich. Nur 12 Folgen umfasst Fawlty Towers. Die erste Staffel wurde 1975 bei der BBC ausgestrahlt, die zweite erst 1979. Die perfektionistische Herangehensweise der Autoren war ein Grund für die lange Produktionszeit. Eine weitere Staffel gab es nicht, denn Connie Booth und John Cleese, die die Serie als Eheleute begannen und als Geschiedene beendeten, ließen Fawlty Towers auf dem qualitativen Höhepunkt hinter sich. Dafür müssen wir ihnen danken! Das grundsätzlich einfache Konzept – ein Hotel, ein Hotelier, ein neuer Gast – wird in den 12 Folgen in jedweder Variante ausgeschöpft. Ein komödiantischer Meilenstein bleibt natürlich “The Germans”, die letzte Folge der ersten Staffel. Die Art und Weise, wie der mit einer Kopfwunde versehene Basil auf eine Gruppe von deutschen Gästen reagiert (“Don’t mention the war!”), ist zu Recht in die Fernsehgeschichte eingegangen.

Basil: Is there something wrong?
German Guest: Will you stop talking about the war?
Basil: Me! You started it!
German Guest: We did not start it!
Basil: Yes you did — you invaded Poland.

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