Fatih Akin gegen Gewalt im Istanbuler Gezi-Park

17.06.2013 - 15:00 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Fatih Akin ist nicht nur hinter der Kamera politisch aktiv
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Fatih Akin ist nicht nur hinter der Kamera politisch aktiv
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Fatih Akin appelliert mit einem offenen Brieg an den türkischen Staatspräsidenten Abdullah Gül. Mit den Worten “Stoppen Sie diesen Irrsinn” fordert der deutsch-türkische Regisseur das Ende der Gewalt gegen Demonstranten im Istanbuler Gezi-Park.

Während am vergangenen Samstag ein Protestlager im Istanbuler Gezi-Park mit polizeilicher Gewalt geräumt wurde, hält sich die lokale Berichterstattung in der Türkei eher bedeckt hinsichtlich der fragwürdigen Vorgehensweise. Zweifelsohne hat die Krise ein gefährliches Maß an Eskalation erreicht und dementsprechend erregt der Konflikt auch internationales Aufsehen. Wie der Spiegel berichtet, hat nun der deutsch-türkische Regisseur Fatih Akin (Gegen die Wand, Auf der anderen Seite) die Initiative ergriffen und wendet sich mit einem offenen Brief direkt an den türkischen Staatspräsidenten Abdullah Gül.

An den Staatspräsidenten der Republik Türkei.

Sehr geehrter Herr Gül,
ich schreibe Ihnen, um Sie über die Ereignisse vom Samstagabend zu informieren, da die türkischen Medien kaum bis gar nicht darüber berichtet haben.
Samstagabend wurden in Istanbul erneut hunderte von Zivilisten durch Polizeigewalt verletzt. Ein 14jähriger Jugendlicher wurde von einer Tränengaspatrone am Kopf getroffen und hat Gehirnblutungen erlitten. Er ist nach einer Operation in ein künstliches Koma versetzt worden und schwebt in Lebensgefahr.
Freiwillige Ärzte, die verletzten Demonstranten helfen wollten, wurden wegen Terrorverdacht festgenommen. Provisorische Lazarette wurden mit Tränengas beschossen.
Anwälte, die gerufen wurden, festgenommene Demonstranten zu verteidigen, wurden ebenfalls festgenommen. 
Die Polizei feuerte Tränengaspatronen in geschlossene Räume, in denen sich Kinder aufgehalten haben.
Die bedrohten und eingeschüchterten türkischen Nachrichtensender zeigten währenddessen belanglose Dokumentarfilme. Diejenigen, die versuchen über die Ereignisse zu berichten, werden mit hohen Geldstrafen und anderen Mitteln versucht, zum Schweigen zu bringen.
Eine Trauerfeier für Ethem Sarisülük, der bei den Demonstrationen ums Leben gekommen ist, wurde verboten!
Stattdessen darf ein Staatssekretär hervortreten und alle Demonstranten, die am Taksim Platz erschienen sind, als Terroristen bezeichnen.
Und Sie, verehrter Staatspräsident, Sie schweigen!
Vor zehn Jahren sind Sie und Ihre Partei mit dem Versprechen angetreten, sich für die Grund- und Bürgerrechte eines jeden in der Türkei einzusetzen.
Ich möchte nicht glauben, dass Sie sich um der Macht wegen von Ihrem Gewissen verabschiedet haben. Ich appelliere an Ihr Gewissen: Stoppen Sie diesen Irrsinn!

Fatih Akin (Quelle)

Die Botschaft ist eindeutig: Stoppen Sie diesen Irrsinn!. Mit dieser Meinung steht Fatih Akin nicht alleine in der deutschen Kulturlandschaft – bereits zuvor wendete sich eine Gruppierung, bestehend aus Schriftstellern, Regisseuren sowie Schauspielern, an Kanzlerin Angela Merkel mit der Aufforderung, den ausufernden Umständen in der Türkei endlich Einhalt zu gebieten. Bitte schauen Sie nicht zu heißt es in dem Schriftstück, dass unter anderem von Dani Levy, Sebastian Nübling, René Pollesch, und Lukas Langhoff sowie den Schauspieler Jan Josef Liefers, Anna Loos und Sibel Kekilli unterzeichnet wurde. Das Ende der Gewalt im Istanbuler Gezi-Park gegen Demonstranten, Aktivisten und allgemein die Bevölkerung wird gefordert.

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