Erster Rostocker Fall: "Einer von Uns"

18.04.2010 - 10:34 Uhr
NDR/Marcus Krüger
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Polizeiruf 110 steht den Erwartungen der Krimifans an den Tatort-Sendeplatz in keinster Weise nach. Die beiden Kommissare sehen die Dinge wie so oft unterschiedlich.

Am heutigen Sonntag, dem 18. April, um 20:15 Uhr auf der ARD, klärt das Rostocker Polizeirufteam ihren ersten Mordfall auf. Es geht um zwei ermordete Teenie-Mädchen im Party-Millieu. Der Ermittlerkopf des neuen Teams besteht aus Katrin König Anneke Kim Sarnau und Alexander Bukow Charly Hübner. Was Anneke Kim Sarnau, die das erste Mal eine Kommissarin spielt, über die Enstehung der Krimifolge zu berichten hat, lest ihr hier auf Moviepilot:

Als Sie das Angebot erhielten, eine Kommissarin in einem „Polizeiruf 110“ zu spielen, was ging Ihnen da durch den Kopf?

Ich habe mich unheimlich gefreut, dass mein Partner Charly Hübner sein würde. Wir hatten schon einmal miteinander gedreht und uns auf Anhieb gemocht. Wir sind prima miteinander ausgekommen, die Arbeit war großartig und ich war mir sicher: Mit Charly kann das etwas richtig Gutes werden. Ich bekam dann eine Charakterbeschreibung unserer beiden Rollen, die ich sehr spannend fand. Durch sie konnte ich mir gut vorstellen, die Figur über eine längere Zeit zu begleiten und zugleich die Gelegenheit zu haben, mich als Schauspielerin weiter zu entwickeln. Und überdies mag ich als gebürtige Norddeutsche und Wasserfan Mecklenburg-Vorpommern sehr und finde Rostock als Handlungsort des neuen Polizeirufs mit seinem Hafen und seiner Nähe zu Skandinavien und Dänemark eine gelungene Wahl.

Welche Akzente konnten Sie der Figur der Katrin König verleihen?

Wir durften Vorschläge machen, die in die Entwicklung einflossen. Dass wir von Anfang an dabei waren und Impulse beisteuern durften, hat mir richtig gut gefallen. Charly und ich haben für unsere Figuren Biografien geschrieben. Die Ergebnisse wurden gemeinschaftlich in der Runde diskutiert, die mit Ausnahme von Charly und den Regisseuren nur aus Frauen bestand. Gerade Eoin Moore, der die Figuren auf den Weg gebracht hat, war sehr offen. Das macht die Arbeit um so vieles wertvoller – auch oder vielleicht gerade für mich selbst.

Wie würden Sie das Verhältnis zwischen Bukow und Katrin König beschreiben?

Da herrscht zuerst einmal eine ziemlich große Spannung. Es treffen zwei Menschen aufeinander, die zwar sehr verschieden sind, sich aber nicht gleichgültig gegenüberstehen. Dadurch können sich König und Bukow mit wenigen Worten anstacheln oder an ihren wunden Punkten treffen, weil sofort eine Reaktion hervorgerufen wird. Jeder hat eine andere, unorthodoxe Art, seinen Job auszuüben, was immer wieder zu Reibungen und zu einem bestimmten Knistern auf den verschiedensten Ebenen führt. König und Bukow verbindet zudem, dass sie beide eine Leidenschaft für ihren Beruf haben und beide den Beruf aus sehr persönlichen, aber sehr unterschiedlichen Beweggründen ausüben.

Wie sehen Sie Katrin König?

Sie ist sehr überlegt, hat aber auch ein hohes Temperament, das sie tendenziell für sich behält. Auf ihre Art ist sie unorthodox. Während Bukow extrovertierter agiert, behält sie mehr für sich und setzt ihre unorthodoxen Mittel bewusster und gezielter ein. Sie ist sehr intelligent, wach, klar und emotional. Sie versucht, professionell zu sein und sich nicht von Emotionen mitreißen zu lassen, will diese aber auch nicht ausklammern. Ihr Unrechtsbewusstsein ist stark ausgeprägt, weshalb sie immer versucht, Unrecht und Ungerechtigkeiten klar und geradlinig zu bekämpfen. Im Laufe der Zeit ist sie zu der Überzeugung gelangt, einen Weg gefunden zu haben, wie sie gut und professionell dagegen vorgehen kann, ohne dass jemand sie für ihre Vorgehensweise ernsthaft zurechtweisen kann. Sie ist aber weder spießig noch konservativ, auch wenn das gelegentlich so rüberkommen mag.

Katrin König ist vom LKA entsandt worden. Welche Aufgabe hat sie bekommen?

Das Landeskriminalamt Mecklenburg-Vorpommern hat sie auf ein Amtshilfeersuchen des LKA Berlin in die Dienststelle von Bukow versetzt, damit sie herausfindet, warum er sich aus der Sonderkommission gegen Zoran Subocek zurückgezogen hatte, wodurch die bisherigen Ermittlungen gegen ihn wertlos geworden sind.

Katrin König ist zudem sehr gesundheitsbewusst und hat eine außerordentliche DVD-Sammlung an Polizeiserien. Haben Sie die ein oder andere dieser Serien gesehen?

Meine Lieblingsserie ist „Life on Mars“, in der sich ein Polizist in den 70ern wiederfindet. Die habe ich in das Regal gestellt. Hier geht es um echte, dreidimensionale Menschen, die nicht versuchen, in ihrem Verhalten möglichst korrekt zu sein. So korrekt meine Figur auch ist, so großartig finde ich es, dass sie normal redet und nicht versucht, einen Ton anzunehmen, von dem man glaubt, dass Polizisten so reden. „Dexter“ habe ich ebenfalls gesehen, aber die CSI-Serien sind nicht mein Fall.

Kann man durch Polizeiserien etwas für die eigene Arbeit mitnehmen?

Natürlich ziehe ich aus allem, egal ob positiv oder negativ, was ich im Fernsehen sehe, einen Nutzen für meine Arbeit. Aber am Ende muss daraus etwas Eigenes entstanden sein, sonst klingt es banal und blöd. Wenn im Drehbuch ein Satz steht, der sich anhört, als habe ihn die „Kollegin“ am Tag zuvor schon im Fernsehen gesagt, darf man ihn nicht als blöd abtun. Solche Sätze stehen in einem Kontext, und als Schauspieler muss ich die Arbeit leisten, damit sie die Bedeutung bekommen, die ihnen innerhalb der Geschichte zugedacht ist.

Auf dem Kühlschrank von Katrin König prangt ein Aufkleber der Freistadt Christiania, die in Kopenhagen liegt. Wie kam es dazu?

Ich bin ein großer Fan von Christiania und habe in die Biografie von Katrin König hineingeschrieben, dass sie nach der Schule eine Zeit in Christiania gelebt hat. Sie unterstützt alternative Lebens- und Gesellschaftsformen, aber sie hat auch gemerkt, dass sie ihren eigenen Weg gehen muss, um ihre Ideale umzusetzen. Ihre starke Sympathie für Christiania begründet ihr wildes Herz und dass sie eben keine klassische Beamtin mit bürgerlicher Biografie ist. Diese Art von Polizisten sind selten. Gerade Fall-Analytiker tauchen so tief in die Psyche anderer Menschen ein, dass sie auf Dauer einen ganz anderen Blick aufs Leben bekommen und ihre Energien nicht mehr für Blödsinn vergeuden. In Christiania hat man die Abgründe der Menschen direkt vor Augen, mehr als in der „normalen“ Gesellschaft, aber dort werden sie nicht glatt gebügelt. Der Kampf dort ist archaisch und ehrlicher, nahe am Menschen dran. Ich finde es einfach toll, dass Katrin eine heimliche Revoluzzerin ist und hoffe, dass dies in einer späteren Folge eine Rolle spielt.

(Aus Materialien des NDR erstellt)

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