Electric-Bushido - Hip-Hop im Film

05.02.2010 - 16:00 Uhr
Wild Style
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Hip-Hop-Filme sind seit über 25 Jahren fester Bestandteil der Filmgeschichte. Dabei gibt es den “Hip-Hop-Film” gar nicht, denn außer klischeebeladenen Gangster-Geschichten gibt es ein breites Spektrum an Unter-Genres.

Seitdem Hip-Hop im halbdokumentarischen Film Wild Style 1983 zum ersten Mal auf der Leinwand zu sehen war, gehört er fest zum Genrerepertoire des Kinos. Doch so plakativ die Bezeichnung Hip-Hop-Film auch sein mag, so verschiedene Klassen von Subgenres gibt es. Diese reichen von tragischen Ghetto-Epen bis zu (unfreiwillig) komischen Albernheiten aus den 80ern. Wir zeigen euch einen kleinen Überblick.

Von Hartz IV zu Bling-Bling:
Eines der wichtigsten, aber auch vorhersehbarsten Sub-Genres im Hip-Hop-Film ist die Rags to Riches-Geschichte: Ein Kind aus armen Verhältnissen muss auf der Straße ums Überleben kämpfen. Zum Glück bietet ihm die Karriere als Gangster-Rapper einen Weg, seine Wut in Worte zu fassen, den Teufelskreis aus Kriminalität und Angst zu durchbrechen und am Ende seines Karriereweges als stinkreicher Musiker Videos mit Luxuswagen und Bikini-Ludern zu drehen. Seitdem Eminem mit seinem Sozialdrama 8 Mile sogar einen Oscar einheimsen konnte, ist das Genre hip. Nachdem auch noch Curtis ‘50 Cent’ Jackson mit seinem Get Rich or Die Tryin’ nachlegte erzählt jetzt sogar unser deutscher Vorzeige-Gangsta Bushido in Zeiten ändern Dich die Geschichte seiner achso harten Kindheit und Jugend. Selten sind hingegen Filme wie Whiteboyz, welche die unreflektierte Sozial-Romantik dieser Filme ironisch aufs Korn nehmen, indem sie Mittelstandskinder zeigen, die plötzlich furchtbar traurig sind, nicht am unteren Ende der Gesellschaft um ihr Überleben kämpfen zu müssen.

Hip-Hop ist Musik-Kultur
Bei all der Unterschichten-Verherrlichung vergessen wir leicht, dass Hip-Hop ursprünglich keine Arbeits-Beschaffungs-Maßnahme für Drogendealer in der Sinnkrise war. Gerade die Filme aus den 80ern zeigen Hip-Hop noch als Kunst, als neuartige Ausdrucksform kreativer Jugendlicher, die nicht zwangsläufig Vorstrafen haben mussten. Besonders die ersten Hip-Hop-Filme sind daher vor allem Vorführungen von Kunstfertigkeit in den Bereichen Tanz, Gesang und Graffiti: Kurz nach Wild Style kamen 1983-1985 eine ganze Reihe von Spielfilmen, denen die Faszination an dem neuartigen Lebensgefühl deutlich anzusehen ist. Neben dem Klassiker Beat Street machten 1984 auch Breakin’ und dessen Fortsetzung mit dem wunderbaren Titel Breakin’ 2: Electric Boogaloo den Anfang. Im Jahr darauf folgte Rappin’. Auch die Graffiti-Kultur wurde im Film Style Wars geehrt.

Die Story war bei diesen Filmen meist Nebensache. Sie drehte sich, wenn überhaupt, um Immobilienhaie, die das Viertel kaputtmachen wollen, aber von den Bewohnern in Grund und Boden getanzt werden. Hip-Hop war Underground und das Viertel sollte bleiben, wie es ist. Jahrzehnte später zeigen Hollywoodproduktionen wie Save the Last Dance, wie schnell Hip-Hop trotz dieser Bestrebungen im Mainstream für Vorstadt-Kids angekommen ist.

Die Clowns der 80er
Seltsame Frisuren, extravagante Kleidung und rasanter Wortwitz: Besonders für die 80er waren Hip-Hop-Komödien eine wahre Schatzkammer. Legendär sind die Filme House Party und Class Act mit den Hip-Hop-Kaspern Christopher Martin und Christopher Reid. Auch Will Smith begann seine Karriere als rappender Hampelmann in Der Prinz von Bel Air. In den 90er Jahren wird die Party-Komödie allmählich von der Kiffer-Komödie abgelöst, die oft als Parodien auf den Hip-Hop-Lifestyle verkauft werden. Zu den bekanntesten gehören Hip Hop Hood – Im Viertel ist die Hölle los, Half Baked und So High.
Noch umfangreicher ist allerdings die Zahl der unfreiwillig komischen Trashfilme. Da sich die Produzenten von Hip-Hop-Stars besonders viel Umsatz erhofften, ersetzten sie im Zweifelsfall Story und schauspielerisches Talent durch abgegriffene Klischees. Diesem Umstand verdanken wir Perlen wie das Vanilla-Ice-Vehikel Cool as Ice (klicke hier) oder die Möchtegern-Romanze Poetic Justice mit Janet Jackson und Tupac Shakur.

Zu dieser kleinen Auswahl kommen natürlich noch all die unzähligen Filme wie Beverly Hills Cop – Ich lös’ den Fall auf jeden Fall hinzu, in denen Hip-Hop-Anspielungen als Symbol für afro-amerikanisches Leben genutzt werden. Kritik an dieser Phantasielosigkeit ist allerdings selten, denn zu den Schattenseiten der Hip-Hop-Kultur gehört nun einmal auch eine beinahe grenzenlose Unempfindlichkeit gegenüber Klischees. Vielleicht liegt dies auch daran, dass sich die Stars der Szene nie zu schade waren, auch noch in den grauenvollsten Filmproduktionen selbst mitzuspielen und so der grenzenlosen Kommerzialisierung Tür und Tor zu öffnen.

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