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Eine Biologiestudentin schaut Filme

27.04.2015 - 18:00 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Bald...wird Magneto einen sehr dämlichen Plan entwerfen.
20th Century Fox
Bald...wird Magneto einen sehr dämlichen Plan entwerfen.
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Nach langem Warten präsentiere ich euch den dritten Teil meiner Biologie-Reihe. Ich hoffe, ich kann euch auch diesmal wieder Faszinierendes und Spannendes bieten! Im Angebot diesmal: Viele Mutanten, ein Feen-Kaninchen und eine Wasserleiche.

1) Wolverine und Rogue

Ob seine Regenerationsfähigkeit wohl von Neoblasten herrührt?

Heute wird’s noch einmal kurz um Regeneration gehen, liegt an meinen Entwicklungsbio-Vorlesungen. Denn regenerieren können sich im Tierreich verschiedene Organismen, aber bis auf die Hydra machen das alle anderen durch Zellneubildung.
Eine Art des Gewebeaufbaus ist hierbei die Möglichkeit, durch einen überall im Körper vertretenen Zelltyp, genannt Neoblasten, alle neuen Gewebe zu regenerieren.
Neoblasten sind eine Art Vorläufer- oder Stammzelle, die wirklich alle anderen Zelltypen bilden und durch ihre Teilung ersetzen können. Und nähme man an, dass Wolverine durch seine Mutation überall solche Neoblasten besitzt, ist er damit wirklich ganz schön unkaputtbar.
Neoblasten haben aber noch einen Vorteil: Eigentlich treten sie bei Plattwürmern auf (ja, ich weiß, Wolverine ist kein Plattwurm, aber wer weiß, was da bei ihm mutiert ist und das folgende Gedankenspiel ist ganz lustig). Und wenn man einem Plattwurm mit zerstörtem und nicht regenerationsfähigem Gewebe nun von einem gesunden Wurm Neoblasten einsetzt – dann können sich im günstigen Fall tatsächlich alle Gewebe und Zellen neu aufbauen und dem kaputten Wurm somit das Leben retten.
Man kann dadurch sogar den kompletten Genbestand eines kaputten Wurmes mit dem des gesunden überspielen. Und an wen erinnert mich das?
Genau, an Rogue, die Wolverines Kräfte aufsaugt und sie selbst anwenden kann. Rogue müsste also nur Wolveys Neoblasten aufsaugen, und schon hätte sie tatsächlich alle genetischen Vorteile, die er auch hat. Wäre zumindest eine Erklärung.

2) Magnetos Schuss ins eigene Knie

Magneto, noch kannst du für die Zukunft klüger planen...

Allererster X-Men-Film. Der alte Grundkonflikt: Menschen hassen Mutanten, weil sie anders und (tatsächlich eigentlich wirklich) potentiell gefährlich sind. Während Charles Xavier daran glaubt, dass es so etwas wie eine friedliche Koexistenz geben kann, ist sein alter Freund Erik Lehnsherr alias Magneto davon überzeugt, dass man zu drastischen Mitteln greifen muss und den Mutanten die Zukunft gehört.
Sein genialer Plan: Mit einer eigenen Apparatur will er eine Versammlung wichtiger politischer Oberhäupter mutieren. So weit, so gut.
Jetzt gibt es mit Mutationen in der menschlichen DNA aber folgendes Problem: Es gibt in unserem Erbgut bestimmte Stellen, die aufgrund ihrer chemischen Zusammensetzung besonders anfällig für Mutationen sind, also sozusagen Mutations-Hot-Spots. Und solche Stellen lassen sich, einmal mutiert, durch Mutagene, also Stoffe, die die Mutationen hervorgerufen haben, in ihren Ursprungszustand zurück überführen. Denn sie gehen eben sehr leicht chemische Reaktionen ein. Die "entmutierten" Mutanten nennt man dann Revertanten. Ihre Mutation wurde also wieder aufgehoben.
Und jetzt möchte ich Sie folgendes fragen, Mr. Magneto: Halten Sie es wirklich für eine kluge Idee, sowohl Menschen als auch Ihre geliebten Handlanger-Mutanten und sich selbst diesen mutagenen Strahlen auszusetzen?
Wenn es blöd läuft, erzeugen Sie einen Haufen neuer Mutanten und zugleich lauter Revertanten. Dann fällt Sabretooth ohne Krallen von der Freiheitsstatue, Mystique steht nackt in normaler Gestalt irgendwo herum und sucht verzweifelt Klamotten und Sie enden als verbitterter Opa ohne Kräfte. Vielleicht sollten Sie das noch einmal überdenken.

3) Wasserleiche Harry Potter

Schöne Schlitzkiemen, Harry.

Was wäre ein Artikel des Biologiestudentinnen-Formats ohne mein herzallerliebstes Thema Harry Potter? Und so habe ich euch etwas Neues dazu rausgesucht, denn es bietet sich wieder einmal wunderbar an. Gehen wir zurück zum Trimagischen Turnier, zweite Aufgabe. Harry hat das unmenschliche Glück, dass Neville ihm Dianthuskraut besorgen kann, welches Harry beim Kauen Flossen und Kiemen wachsen lässt. Und jetzt muss ich euch leider sagen, dass der Hauptheld dieser fantastischen Film- bzw. Buchreihe nicht lebend aus diesem See herausgekommen wäre. Das Problem hierbei liegt tatsächlich bei seinen neugewonnenen Kiemen: Wie man sich klassische Kiemen vorstellt, bestehen sie aus je drei Schlitzen zu beiden Seiten des Halses. Solche Kiemen besitzen allerdings die wenigsten Fische, nämlich nur die Gruppe der Knorpelfische, sprich alles, was mit Haien verwandt ist.
Das Problem an allen Kiemen ist, dass ein konstanter Wasserstrom hindurchfließen muss, um genug Sauerstoff daraus zu gewinnen. Wie wir Landlebewesen eben konstant ein- und ausatmen müssen, muss durch Kiemen andauernd Wasser fließen.
Darum haben alle anderen Fische, die nicht Knorpelfische sind, sogenannte Kiemendeckel, die stetig in Bewegung sind und dem Fisch sozusagen Wasser „zufächeln“. Daher können diese Fische ganz entspannt auf der Stelle stehen bleiben, ohne den Erstickungstod fürchten zu müssen.
Ganz anders sieht es mit Knorpelfischen aus. Die müssen pausenlos in Bewegung bleiben, um einen konstanten Durchstrom von Wasser durch ihre deckellosen Kiemen zu garantieren.
Und genau das müsste Harry Potter eigentlich auch tun. Stattdessen schwimmt er eine gefühlte halbe Stunde an einem Fleck, um mit dem Seevolk zu diskutieren und auf Viktor Krum zu warten. Er hätte innerhalb relativ kurzer Zeit ziemliche Atemprobleme bekommen müssen und wäre – ich kann es kaum anders formulieren – am Ende der ganzen Diskussion elendiglich ertrunken.

4) Bluebell, das leuchtende Kaninchen

Was hat es mit Bluebell auf sich?

Sherlock ist generell eine sehr gut recherchierte Serie. Und eine meiner allerliebsten Folgen ist „The Hound of Baskerville“. Nicht nur, weil ich den Fall tatsächlich einmal vor Sherlock gelöst hatte, sondern auch, weil darin ein „Wie eine Fee“ (Gott, ich liebe diese Szene) leuchtendes Kaninchen vorkommt – Bluebell.
Dieses Tier leuchtet im Dunkeln wunderhübsch grünlich. Und ja, das funktioniert wirklich. Man kann leuchtende Nager genetisch bauen.
Üblicherweise wird dazu tatsächlich das für Bioluminszenz verantwortliche Leuchtgen von Quallen in die DNA der Testtiere (in der Genetik meist Mäuse) eingeschleust. Normalerweise dienen diese Gene allerdings als Überprüfungsmerkmal, ob ein anderes Gen erfolgreich in die DNA integiert wurde. Man koppelt Leucht- und geplantes Gen, zum Beispiel eines, das Antibiotika-resistent macht, und wenn das Versuchstier anfängt zu leuchten, wurde auch das Resistenzgen erfolgreich integriert.
Danke an die Macher von Sherlock, dass ihr aufgepasst habt!

5) Nightcrawler

Ein wirklich interessanter Mutant.

Und noch einmal zurück zu den X-Men! Was ist blau, sehr gläubig und kann sich teleportieren? Richtig, Nightcrawler. Ich muss euch jetzt enttäuschen, denn es gibt nichts, was biologisch die Fähigkeit der Teleportation erklären könnte.
Aber der Schwanz und die Kletterhände und –Füße des guten Kurt Wagner sind leicht erklärt.
Erinnert ihr euch noch an die Atavismen, die ich euch betreffend Wolfsmenschen vorgestellt habe? Zu diesen Merkmalen, die in der Ahnenlinie des Menschen auftraten und die durch Entwicklungsfehler bei „normalen“ Menschen wieder auftreten können, zählt auch eine verlängerte Wirbelsäule vom Steißbein abwärts, einem Schwanzansatz sozusagen. Etwas mehr bizarre Mutation und wir sind nicht mehr so weit vom Dämonenschwanz entfernt.
Und die Füße und Hände mit nur 3 Fingern bzw. Zehen? Verschiedenste Ursachen können unter zur sogenannten Synpolydactylie oder alternativ zur Syndactylie führen. Dies ist entweder das Auftreten duplizierter Finger und deren gleichzeitige Verwachsung oder nur die Verwachsung von Fingern. Dasselbe kann auch bei Zehen passieren. Bei vielen Säugern wie Mäusen ist der Grund eine Mutation in einer bestimmten Genklasse der Extremitätenbildung, beim Menschen ist Syndactylie eine häufige Begleiterscheinung beim dreifachen statt zweifachen Vorhandensein eines Chromosoms.

Ich hoffe sehr, dass es euch wieder gefallen hat. Sorry an LiaRedFox, ich habe bisher noch nichts betreffend Bärtierchen in Filmen gefunden.
Solltet ihr sonst Ideen haben oder in einem Film etwas gesehen haben, was euch biologisch spanisch vorkommt, fragt mich gerne, ich setze mich hin und recherchiere ;)


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