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Ein (selbst-)reflektiver Text über Figuren und Menschen

01.03.2015 - 12:05 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Tippen bis zum Tod - Barton Fink
Working Title Films/20th Century Fox/Universal Pictures, bearbeitet von Grimalkin
Tippen bis zum Tod - Barton Fink
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Na, wer kriegt es hin? Der spielerisch-freche Titel unseres Blogprojekts fordert gerade dazu auf, a) neugierig zu sein und b) im Endeffekt selbst mitzuwirken! Jeden Monat gibt es ein Thema und hoffentlich ganz viele kreative Ergüsse. Dieses Mal im Programm: das Fädenziehen des Autors, die Kreation/Manipulation von Figuren und was das alles mit uns macht...

Exposition

Zitternd und schwitzend sitzt er da und starrt seine Schreibmaschine an. Seine Ideen wollen sich schlichtweg nicht zu Wörtern formen und auf Papier bringen lassen. Dabei liegt alles doch so auf der Hand. Es soll nicht weniger als die Revolution des Kinos mit sich bringen. Warum sollten denn all die Geschichten auch nur von Königen handeln, was macht ihr Leben so viel interessanter, spannender und vor allem wertvoller als das des einfachen Mannes? Die Antwort scheint auch offensichtlich: überhaupt nichts.
Dann tippt er etwas. Aus Wut darüber wird aber gleich wieder das Blatt herausgerissen. Es erscheint hoffnungslos. Dabei sollte es doch so einfach sein: das Leben spielt sich doch zu jeder einzelnen Sekunde ab - und wie heißt es so schön? Das Leben schreibt die besten Geschichten. Genau.
Es ist nun mal auch wahrlich nicht einfach, ein Drehbuch zu schreiben. Mutmaßlich gehört es zu den schwierigsten Aufgaben, die man als Autor bewältigen muss oder soll. Da ein Film jegliche Medien in einem einzigen Werk vereint, gibt es viel mehr Grenzen, die man gezwungen ist einzuhalten als beim geschriebenen Wort, welches auch genau als das verbleibt. Während ich vor meinem aufgeklappten Laptop sitze und diese Worte tippe, daran denke, wie der paranoide Autor versucht, ein Drehbuch über den einfachen Mann auf die Beine zu stellen, überlege ich, was eine solche Geschichte wohl ausmacht. Dabei stellt sich schnell heraus, dass die Figuren den Kern einer Geschichte bilden - alles geht von ihnen aus, ihr Beziehungsgeflecht bestimmt und wird bestimmt (von) Entscheidungen, (vom) Verhalten und Handeln. Aus einer einzigen Beziehung zwischen zwei geschaffenen Figuren kann man bereits eine ganze Geschichte kreieren, ihre Beziehung selbst ist bereits eine solche und jedwediger Kontakt zwischen ihnen erzählt eine neue. Dabei kommt dem Autor eine ungehöre Macht zu, da er durch Kreation und (!) Manipulation der Figuren den ganzen Ton der Geschichte bestimmt und von grundauf verändern kann (könnte). Ein Wechsel der Charaktereigenschaft kann Schwerwiegendes bedeuten - für alle Seiten. Auch das Verhalten und Handeln der Personen selbst wird davon berührt - jedoch kann es selbst auch für große Einschnitte sorgen. Während das Verhalten sich unbewusst konstituiert, kommt dem Handeln selbst eine wesentlich wichtigere und zentrale(re) Bedeutung zu: es wird zwar auch konstruiert, aber die weitere Konstitution und daraufhin folgende Konstruktion (auch: von anderer Seite) erfolgt unbewusst und (!) bewusst. Vor allem eine Tat, ein Handeln, ist dann etwas sehr Bewusstes und mit reichlichen (offen: in welche Richtung) Konsequenzen verbunden.
Was bedeutet es nun für den Autor, wenn er Figuren kreieren muss, die das Zentrum einer Geschichte darstellen, ohne welche diese nicht funktioniert, ohne welche der Film nicht funktioniert? Inwiefern werden davon der Zuschauer, der Film, die Figuren, die Filmindustrie (?) beeinflusst?

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