Regisseurin Feo Aladag ist es mit Die Fremde gelungen, ein wichtiges Thema behutsam und sensibel umzusetzen. Die Geschichte von Die Fremde scheint uns bekannt. In der Öffentlichkeit stehen immer wieder Berichte von Ehrenmorden in Deutschland, von Familien, die die westliche Lebensweise ihrer Töchter oder Ehefrauen nicht akzeptieren und einen brutalen Weg wählen, um zum alten Leben zurück zu kehren. Ein Ehrenmord ist nach einem Bericht des Bundeskriminalamtes ein Mord, der “aus vermeintlich kultureller Verpflichtung heraus innerhalb des eigenen Familienverbands verübt wird, um der Familienehre gerecht zu werden”.
Umay (Sibel Kekilli) hält es bei ihrem Ehemann in Istanbul nicht mehr aus; er schlägt sie. Sie geht zurück zu ihrem Eltern nach Berlin, um ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Ihre Familie nimmt dies gar nicht gut auf, erst recht nicht, als sie darum kämpft, ihren Sohn zu behalten. Immer wieder versucht Umay, Vater, Mutter und Geschwister umzustimmen, Freiheit und Selbstbestimmung für sich sowie ihr Kind einzufordern. Aber alle in der Familie stecken in den Konventionen fest. Das Drama nimmt seinen Lauf …
Schnell hätte aus der Geschichte von Umag und einene Ehrenmord ein tränenreiches, klischeebeladenes Melodram werden können, doch das vermeidet die Filmemacherin gekonnt. Unterstützt wird sie dabei von der Hauptdarstellerin Sibel Kekilli, die zum zweiten Mal (nach Gegen die Wand) beweist, dass sie eine brillante Schauspielerin ist, die ihre Figur authentisch, mitreißend und intensiv auf die Leinwand bringt. Es scheint, als würde sie ihre eigene Familiengeschichte aus sich herausspielen. Zu Recht hat Sibel Kekilli dafür den Deutschen Filmpreis als Beste Hauptdarstellerin erhalten. Ein Blick auf den Film lohnt sich.
Heute im TV: Die Fremde
Wann: 20:15 Uhr
Wo: arte