Dutschke - ein braver Revoluzzer

28.04.2010 - 07:00 Uhr
Dutschke in Aktion
ZDF
Dutschke in Aktion
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Das ZDF-Dokudrama brachte eine brave Annäherung an Rudi Dutschke, die mehr Wert auf Persönliches als auf politische Details legte.

Wer war Rudi Dutschke? Nach dem ambitionierten, aber auch etwas braven Dokudrama, das das ZDF gestern ausstrahlte, wissen die Zuschauer zumindest die Eckdaten: Ein charismatischer Redner und Anführer war er und das vermittelte Christoph Bach in den Spielszenen sehr überzeugend. Überhaupt waren die aufwendig auf alt getrimmten Einspieler in ihrem Retro-Look durchaus glaubhaft und gaukelten bisweilen sogar ein wenig zu viel Authentizität vor.

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Die klassischen Stationen handelte der Film untadelig ab. Vom Sozialistischen Deutschen Studentenbund, der APO, über den Katalysator, der der Tod von Benno Ohnesorg war und dem brutalen Attentat. Gefolgt von Dutschkes anschließendem Exil, der mühevollen Genesung, Angstzustände und den gescheiterten Versuchen an seinen vormaligen politischen Aktionen anzuknüpfen. Der Film endet mit zu seinen letzten Jahren, in denen er mit den Grundstein zur Gründung Der Grünen legte und dem überraschenden Tod im Jahr 1979.

Was dem Film fehlte – und das thematisierten die Macher des Films – ist eine überzeugende Dramaturgie, die den Zwängen einer Spielfilmhandlung genügt. Denn Dutschkes Leben hatte keinen Bogen. Es loderte hell, wurde durch das Attentat fast ausgeblasen und glomm die restlichen Jahre quasi auf Sparflamme, ehe er starb. Jeder Film über ihn muss deswegen zwingend etwas enttäuschend und ein wenig ratlos enden. Dutschke war kein knalliger Radikaler wie die RAF, kein verkannter Märtyrer, kein böser Terrorist, sondern “nur” ein leidenschaftlich politisch denkender Mensch. Das ist – gemessen an üblichen Biopics – keine gute Geschichte, zumal einer der Interviewten, der Publizist Julius Seidel gleich zu Beginn die gesamte Relevanz Dutschkes in Frage stellt: “Ich glaube die Welt ist besser geworden, aber ich glaube nicht, dass Leute wie Dutschke daran großen Anteil hatten.”

Warum dann also ein aufwendiges 90minütiges Dokudrama? So ganz schienen das auch die Autoren des Films nicht beantworten zu können, denn der Film blieb im Politischen erstaunlich vage. Dutschke erklärte wenig von den politischen Inhalten, für die der echte Dutschke so leidenschaftlich gekämpft hatte und füllte viel Zeit mit dem kleinlichen Aufarbeiten persönlicher Details, die dann vielleicht aber auch gar nicht so spannend waren.

Wer jetzt wen intern doof fand, ob Gretchen Dutschke jetzt gnadenlos naiv oder doch viel schlauer war als alle dachten – Fragen also, die in kurzen Absätzen abgehandelt werden könnten, wurden auf manchmal sehr lange Minuten ausgewalzt.

Es blieb das Gefühl, dass dieser Dutschke doch irgendwie “wichtig” war und es nicht schön ist, das er angeschossen wurde. Das ist nicht schlecht, hätte man sich aber dann doch auch denken können.

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