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Dingo's Musikecke - GEHEIMTIPP-Special

03.11.2016 - 22:52 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
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Paradise Music, Dancing Ferret Discs, Starchild, Nostrum, Popsicle Records
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Auf jede Lady Gaga, jeden Kanye West, und jede Coldplay, die alle zurecht viel Ruhm für ihre Musik ernten, folgt auch mindestens ein kreativer Kopf, dem dieser Erfolg nicht vergönnt ist oder war. In dieser Ausgabe der Musikecke widme ich mich also 5 Geheimtipps, die ich über die Jahre entdeckt habe. Die Musiker sind alle KOMPLETT unterschiedlich, und wer weiß, vielleicht entdeckt der ein oder andere ja etwas für sich.

Hallo, meine Untertanen!

Diese Ausgabe meiner Musikecke ist gänzlich unbekannten Musikkünstlern, welche auch ich nur durch Zufall entdeckt habe, gewidmet. Vielleicht ist für den ein oder anderen ja sogar etwas dabei, und er kann seinen eigenen Horizont erweitern. Nicht in der Liste dabei sind weniger bekannte Musiker, über die ich ohnehin bereits zu genüge berichtet habe - jeder von euch sollte mittlerweile wissen, dass Insane Clown Posse, Blood on the Dance Floor, The Birthday Massacre, An Cafe und Black Veil Brides tolle Bands sind, die ihr auschecken müsst. Die hier vorhandenen Künstler wurden von mir bislang noch nicht reviewt, gehören ganz unterschiedlichen Genres an und haben unterschiedlich großes Output.

Na dann, los!


Llewellyn - Moon Spells

Jahr: 2013

Genre: New Age

Anspieltipps: -

Ich glaube mit über 50 Alben (und nein, ich kenne nicht alle, lediglich 3) ist Llewellyn so ziemlich der unbekannteste Musiker mit dem meisten Output. Gut, nicht alles davon sind "echte" Studioalben, ein großer Teil sind Soundtracks für Meditation und Musik zur Entspannung. Aber dazwischen haben sich freilich auch reguläre Alben zum musikalischen Genießen eingeschlichen, eben wie "Moon Spells". Llewellyn besitzt trotz seines immensen Outputs keinen Wikipedia-Artikel und alles an Informationen, welche ich über den Komponisten finden konnte, stammt von Allmusic. Dort steht auch, dass er keltische Wurzeln besitzt, und ganz ehrlich: gibt es für einen New Age-Musiker bessere Voraussetzungen? Naja, esoterische Durchgeknalltheit hilft auch, und so finden im Booklet Anleitungen für Zaubersprüche. Ähm, ja. Aber wichtig ist für mich vor Allem die Musik, und die ist, für einen derartigen No-Name-Musik doch extrem beachtlich.

Auf dem Album befinden sich 4 Songs mit jeweils ca. 12 Minuten Laufzeit, die die 4 Mondphasen repräsentieren sollen. Träumerisch, atmosphärisch und mit ruhigem Tempo erzeugt Llewellyn aus Keyboards, Klavier, Flöten, Frauenstimmen, Trommeln, Windspielen und ein paar anderen mit Mystik asoziierten Elementen eine wunderschön stimmungsvolle Klangkulisse, die sich nichtsdestotrotz eine gewisse Rhythmik besitzt. Sind "Full Moon" und "New Moon" dabei noch eher unter Verzicht von Percussion gehalten, dominieren auf "Waxing Moon" und "Waning Moon" die halligen Drums, die, zusammen mit den harmonischen und tranceartigen Instrumenten und textlosen Gesängen einladen, in fremden Sphären zu schweben. Dazu zeigt Llewellyn zum Einen eine gewisse Naturbelassenheit und verwendet Klänge abseits des Mainstreams, zumeist von älteren Instrumenten stammend, setzt aber absolut gekonnt elektronische Mittel wie Synthesizer und Effekte ein. Das Ganze hat oft Soundtrack-Charakter, und führt uns in fantasievolle Welt, sodass sich vor dem geistigen Auge des Zuhörers ganz eigene und ästhetische Bilder auftun, wie nicht von dieser Welt.

★★★★☆ (4 von 5)


Angelspit - Krankhaus

Jahr: 2006

Genre: Industrial

Anspieltipps: Vena Cava, 100%, Wolf

Man nehme die ersten beiden Alben von Rammstein, entferne Poesie und Melodie, verzerre die Keyboards ins Unkenntliche, reduziere die Gitarren, maximiere die Soundeffekte, drehe das Ganze durch einen verstörenden Cyberpunk-Filter, füge eine extrem roboterhafte Frauenstimme hinzu, lasse während des Aufnahmeprozesses über den Drumcomputer mehrere Flaschen Tonic Water laufen, einen schizophren veranlagten Hacker auf einem heftigen Acid-Trip die Texte verfassen, ejakuliere grün leuchtendes Motoröl über die Verstärker und gebe dem männlichen Lead-Vocalist Königswasser zu trinken, und man hat nicht einmal annähernd den Irrsinn, der einem auf "Krankhaus" erwartet. Dies sind alles zu irdische und organische Wege, um die Geräusche des fernen Planeten Technoid GX zu beschreiben, die sich dem Zuhörer auf diesem Datenträger offenbaren. Manch einer mag die Musik von Angelspit als höllischen Krach abstempeln, sie in avantgardistische Kunstkreise erheben oder einfach kranken Shyce darin sehen; man möchte meinen, diese Musik ist im Fetischclub aus Tokyo Gore Police geschrieben worden, inspiriert von hermaphroditen Hentai-Roboter in schwarzen und neongrünen Latexanzügen, aber in Wahrheit muss man sich in die Schaltkreise eines Cyborgs versetzen, um die Datenmenge, die seine Version von "Musik" darstellt, überhaupt irgendwie einordnen zu können. "Vena Cava, Heart Starter - The doctor is insane!" Man traut sich als Normalsterblicher gar nicht an den Versuch heran, diese Klänge irgendwie kategorisieren zu wollen, zu weit sind die Androiden von Angelspit in ihrer Cybergoth-Welt aus dem Jahre 3562 Gamma X2.0 abgetaucht, als dass der organische Verstand sie begreifen könnte. Relativ sicher ist, dass Musik wie "100%" oder "Scars & Stripes" einer kybernetischen Intelligenz entsprangen, welche zwar in jedem visuellen Belangen dem Körper des Menschen bis aufs Bindegewebe gleicht, Gefühle jedoch nur aus elektronischen Datenbanken kennt, sie analysiert hat, aber nicht selbst reproduzieren kann. Der leitende Text auf "Wolf" hört sich zwar an wie die Stimme einer Frau, aber solch statische Monotonie, welche offensichtlich über die mit ähnlicher Konstanz abgespielten Drum-Machine-Orgien programmiert wurde, kann einem biologischen Wesen nicht zu verschreiben sein. Es sind die Versuche einer humanoiden Maschine, die gemeinhin als "Gesang" bekannte Stimmvariation des Homo Sapiens zu imitieren. Es ist ohne jeglichen Zweifel eine revolutionäre neue Ebene der Technologie, dieser menschenähnliche Roboter, doch macht er seiner artifiziellen Beschaffenheit entsprechend auch "nur" menschenähnliche Musik. Takt und Tonfolge sind vorhanden, aber Sinn für Schönheit, Logik, feine Dynamik, Emotionen und Harmonie sind ihm fremd.

★★★★1/2 (4 1/2 von 5)


Megumi Hayashibara - Sphere

Jahr: 1994

Genre: J-Pop

Anspieltipps: Nakeba No. 2, Dance with Me... Saigo No Rakuen (Paradaisu), Rusoo No Mori/Shagaaru No Sora

Musik ist die gemeinsame Sprache der Menschheit heißt es, und wenn ich mir Musikerinnen wie Megumi Hayashibara anhöre, wird mir klar, warum das so ist. In den meisten meiner Reviews versuche ich auf die Texte der Lieder einzugehen, bei dieser speziellen jedoch ist mir dies nicht möglich, da das reviewte Album komplett auf Japanisch gesungen ist. Zwar habe ich bereits zuvor An Cafes EP "Amazing Blue" reviewt, wobei ich auf die übersetzten Texte im Booklet einging, aber Hayashibaras Musik funktioniert für mich anders. An Cafe ist in gewisser Weise eine Lifestyle-Band. Musik, Texte und öffentliches Auftreten greifen dabei ineinander und sind als Gesamtkunstwerk zu betrachten. Wie bei den meisten meiner Lieblingskünstler bin ich oft so sehr im rundherum gefangen, dass ich kaum mehr imstande bin, die Musik isoliert zu betrachten - stattdessen ordne ich Schaffensphasen ein, versuche, die Bands und Musiker einzuordnen, und die Bedeutung ihrer einzelnen Werke in ihrer Karriere zu analysieren; das Meiste davon ganz unbewusst.

Megumi Hayashibaras Musik dagegen spricht mich wiederum auf eine Art und Weise an, wie mich Musik bereits lange nicht mehr so richtig angesprochen hat: rein durch die Lieder, die Melodien, der Gesang, die Instrumente. Es handelt sich bei ihr um eine japanische Singer-Songwriterin, die der westliche Zuhörer gar nicht kennen dürfte, weil ihm der Zugang sehr schwer gemacht wird. Ihre vielen Alben, die sie seit den frühen 90ern veröffentlicht hat, gibt es in Europa und den USA nicht zu kaufen, und aktuell gibt es nur wenige Lieder auf YouTube zu finden, und selbst diese findet man kaum unter ihrem Namen, sondern als Teile von Soundtracks, vorwiegend aus dem Anime-Bereich. Wäre ich nicht zufällig vor einigen Jahren, damals noch sehr jung, auf einen ihrer Songs gestoßen ("Good Luck" aus dem Album "Iravati"), der mich so dermaßen beeindruckt hat, dass er fortan eines meiner Lieblingslieder wurde, würde ich dieses Album nun wohl nicht reviewen. Damals hatte ein User das gesamte Album hochgeladen, welches ich mir auch auf CD brannte, in mieser Qualität versteht sich; das war noch das alte YouTube. Erst im Jahre 2016 erinnerte ich mich wieder zurück und beschloss, mir ein Album aus Japan importieren zu lassen. Es war nicht "Iravati", sondern "Sphere". Es war das preislich billigste ihrer Alben und ich hatte zugegebenermaßen Angst, man würde mich über den Tisch ziehen. Angeblich gebraucht kam das Werk etwa 2-3 Monate später an, verschweißt und ohne sichtbare Gebrauchsspuren. Die eigentliche CD im Juwel Case kam mit einem komplett japanischen Booklet und ebenso einer Tracklist daher und zeigt die Sängerin am Strand, in einem Waldsteg und in einer Hütte. Neben dem Album gibt es auch zusätzlich ein relativ dickes Fotobuch mit Bildern der Interpretin, alles beide zusammen in einem Pappschuber. Ich schreibe das deswegen hier auf, dass ihr in etwa wisst, wie viel ich über die Interpretin weiß. Aus Wikipedia geht außerdem hervor, dass sie als Synchronsprecherin arbeitet und in bekannten Animeserien wie Pokémon, Ranma ½ oder Detektiv Conan spricht, sowie auch als Radiomoderatorin tätig ist. Das war alles, was ich an Informationen über diese Dame erfahren konnte. Ich weiß nicht, ob sie in ihrem Heimatland berühmt ist, einem bestimmten Genre oder Lifestyle zugezählt wird, ob sie Hits landete oder eine treue Fanbase gewinnen konnte. Ich weiß ja nicht einmal, wie ihre Texte aussehen. Poetisch, frech oder alltäglich? Da müsste ich schon einen Japaner fragen.

Und vielleicht ist dieses Nichtwissen auch gut so, denn so spricht sie rein durch ihre wundervolle Musik zu mir. Und diese beweist einmal mehr, wie sehr uns Klang doch bewegen kann. Alle 13 Lieder sind geprägt von unheimlich ausdrucksstarken Melodien, die von der Sängerin gefühlvoll und gekonnt vorgetragen werden. Ihr Popgesang klingt ungefiltert, echt, mit Ecken und Kanten, und trotzdem immer perfekt auf den Punkt. Dabei hat sie eine so positive und einnehmend Ausstrahlung, dass sie den ganzen Tag erhält. In fröhlichen und gut gelaunten Momenten, wie auch in dramatischen und spannenden, wobei "Sphere" deutlich leichter und lockerer ist aks "Iravati". Wer ab und an Original-Anime-Soundtracks hört, dem wird aufgefallen sein, dass japanische Kompositionen eine ganz eigene Melodik haben, die man im Westen selten findet, und diese ist auf "Sphere" zu jeder Zeit vernehmbar. Diesen Melodien wohnt eine viel geballtere Ladung an Emotionen inne, als man es hier gewohnt ist, und sie werden wunderbar üppig und vielseitig instrumentalisiert. Orgeln, Chor, Gitarren, Keyboards, Klavier, Schlagzeug, und noch vieles mehr kommt zum Einsatz, um die dichten musikalischen Kompositionen möglichst wohlklingend und facettenreich zum Leben zu erwecken. Es ist eine wunderbare Sammlung von Liedern, die ein Lächeln ins Gesicht zaubern und mir viel Freude geschenkt haben. Und das ist der Zauber eines Geheimtipps.

★★★★★ (5 von 5)


Mysterious Art - 20th Century Complete Works

Jahr: 1989 & 1991 (Einzelalben), 2008 (Compilation)

Genre: Dark Wave, Eurodance

Anspieltipps: Das Omen, High on Mystic Mountain, Carma, Requiem

Okay, ich gebe zu, mit dieser Review schummle ich ein wenig. Wie der Name nahelegt handelt es sich hier nicht um ein einzelnes Album, sondern um eine Sammlung aller Songs, die von der Band aufgenommen wurden. Da dies jedoch nur 2 Alben sowie ein paar Remixes waren, und nicht Unmengen an Liedern, deshalb geht das denke ich klar. Die Musik von Mysterious Art zeichnet sich dadurch aus, dass sie Elemente der elektronischen Tanzmusik, vorwiegend Synth-Pop oder Eurodance, mit düsteren Texten, Melodien und Soundsamples vermischen. Trotz stampfender Beats und simplen Synthie-Melodien geht es in den Texten u.A. um Hexerei, "O Fortuna" wird in der Bridge geloopt oder man beginnt Songs, in den man Mephistos Vorstellungsmonolog aus "Faust" rezitiert. In gewisser Weise wirkt es wie die Antithese zum munteren, tanzbaren Techno, der gerade am Aufkommen war, als Mysterious Art ihre beiden Alben veröffentlichten.

1989 hatten sie mit dem Song "Omen" aus dem gleichnamigen Album einen einzigen Hit im deutschsprachigen Raum, danach sind sie komplett von der Bildfläche verschwunden und trennten sich nach einem weiteren erfolglosen Album, "Mystic Mountains". Vermutlich war der Sound zu gothichaft für Electro-Liebhaber und zu elektronisch für Freunde des Teuflischen und Okkulten. Was weiß ich. Die beiden Alben, welche auf dieser Compilation übrigens auch auf 2 seperaten CDs zu finden sind, ähneln sich in ihrem Klang stark und sind für mich von daher als Gesamtwerk fast schon leichter zu bewerten als einzeln. Obwohl lose als Konzeptalben konzipiert (am Originalcover des ersten Albums ist auch noch die Tagline "The Story" zu lesen), liegt der Zusammenhang vorwiegend in der Auswahl mystischer, esoterischer und magischer Themen, wobei wie erwähnt zumeist Dämonen, Hexen, Teufel und ähnliches vorherrschend sind und positiv gezeichnete Inhalte und Wesen wie Engel so gut wie keinen Platz finden. Das ist auch kein Wunder; immerhin sind die boshaften Aspekte mythologischer und religiöser Natur deutlich interessanter, und Mysterious Art verfolgten mit ihrer Musik auch keinen tiefergehenden Zweck als aufregend zu klingen. Und das ist doch wohl ordentlich geglückt. Was man aus Techno und Synth-Pop rausholen kann, wenn man tieferen weiblichen Gesang, Donner-Soundeffekte, Chor-Samples, orgelartige Synthesizer und viel Moll zur Erfolgsformel eingängige, simple Melodien und flotte Bumm-Bumm-Beats hinzufügt, gibt es auf diesen 2 CDs mehr als einmal zu hören. Dass einige Nummern auch schon einmal die Länge von 8 Minuten erreichen, wird voll und ganz ausgenutzt, da plätschert nichts dahin, sondern wird mit viel Energie äußerst unterhaltsam dargebracht. Neben flotten Dancefloor-Hymnen ganz im Gothic-Outfit gibt es auch Enigma-hafte Klänge aus fremden Sphären zu bestaunen. Ganz klar hört man natürlich heraus, aus welcher Zeit die Alben stammen und manch einer wird beim Klang der Keyboards nostalgisch zurückblicken. Das macht aber den Charme aus, und ich bin froh, diese beiden übernatürlichen Synthie-Alben in dieser Compilation im Regal stehen zu haben.

★★★★☆ (4 von 5)


Jeffree Star - Beauty Killer

Jahr: 2009

Genre: Pop

Anspieltipps: Lollipop Luxury, Beauty Killer, Get Away With Murder

Und zu guter Letzt, nach all der etwas weniger mainstreamigen Musik, nun noch etwas für all diejenigen, die in dieser Liste nach einem vernünftigen Guilty Pleasure gesucht haben. Wenn ihr euch für Beauty interessiert, ist euch der Name Jeffree Star vielleicht bereits ein Begriff, denn eigentlich ist dieser... ich nenn es mal leicht feminine Typ für seine veganen Schminkprodukte bekannt. Ich selbst hab mit Kosmetik nichts am imaginären Hut, also war mir der Name Jeffree Star bis vor Kurzem kein Begriff. Ursprünglich steuerte Star auch eine Musikkarriere an und veröffentlichte ein Album, sowie eine EP. Wenn ich mir das so anhöre, frage ich mich, warum man das nicht weiter verfolgt hat, vor Allem, da RnB-Musiker Akon ihn später bei seinem Label unter Vertrag nahm. Vermutlich ist er in den USA mit seinen Beauty-Produkten so erfolgreich oder so beschäftigt, dass das mit der Musik zeitlich nicht ganz hinhaut, wenngleich er bereits vor Jahren ein zweites Album ankündigte.

Was erwartet einen auf "Beauty Killer"? Geniale Arien mit engelsgleicher Stimme, tiefgründige und sozialkritische Texte oder komplexe Kompositionen, die einem Musikstudenten schmeicheln? Am Besten lasst ihr das Jeffree selbst beantworten: "If I can't be beautiful... I rather just die!" Mit diesen gehauchten Worten beginnt der Titeltrack dieses überaus spaßigen Trips in die tiefsten Tiefen aus Lidschatten, Sex und Beziehungsdreiecken. Es gibt überaus kitschige Dance-Beats in bester Ke$ha-Tradition, Gesang der etwa so echt ist wie Jeffrees Gesicht am Cover der CD und Ohrwürmer en mass. Stars Vorbilder sind offenbar Britney Spears und Lady Gaga, wenngleich er freilich nie deren riesige Qualität erreicht, um das aufzuwiegen trägt er dafür doppelt so viel Lipgloss auf seine Musik auf und zelebriert, frei nach Bruce Darnell, Drama Baby. Er haucht sexy ins Mikro, mit kratziger lasziver Stimme und besingt beiderlei Geschlechter, er würde sein Leben für sein Make-Up geben, aber spiel ja nicht mit seinem Herzen, denn er hat die Hosen an... glaub' ich. Das Schöne dabei ist, dass Star zwar alle Attribute weiblicher, sexuell aufgeladener Sängerinnen besitzt, und dabei auch verführerisch zu klingen vermag, aber nicht bemüht ist, seine Stimme so zu verstellen, dass er selbst wie eine Frau klingt. Der Style ist sehr gender-bending und passt von daher perfekt zu dem, was er verkörpert. Es ist perfekte Musik für den Catwalk, für Übernachtungsparties oder als Beschallung während man etwas über die verfeindete Clique ablästert. Die CD sollte natürlich auch für die Spritztour im aufgemotzten Hummer-Truck zusammen mit ein paar anderen testosterongetränkten und tattowierten Muskelpaketen bereit liegen, sodass alle, nachdem sie ein paar Bier geext haben und vom Fußballabend zurückkehren den Chorus von "Lollipop Luxury" mitgröhlen können: "Fuck Me - I'm a celebrity / Can't take your eyes off me / I'll make you *moans* me just to get somewhere".

Weshalb Jeffree Star den Sprung zum internationalen Popstar nicht geschafft hat, ist mir ein Rätsel, denn eigentlich ist alles da, was man sich von Guilty Pleasure-Popmusik wünscht, und das gerade zur Hochzeit von Individualismus und Extravaganz.

★★★★☆ (4 von 5)

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