Dieser Film macht mich zum Kinderhasser

10.02.2014 - 00:00 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Filmanalyse zu Vaterfreuden
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Filmanalyse zu Vaterfreuden
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In der neuen Ausgabe verzweifelt der Filmanalytiker an Schweighöfers neuer Komödie Vaterfreuden.

Was gibt es überhaupt noch zu den Filmen von Til Schweiger und Matthias Schweighöfer zu sagen? Sollte man sie nicht besser im Abgrund der Filmgeschichte verschwinden lassen? Sicher ist, allein mit filmkritischen Maßstäben kann man ihnen kaum noch zu Leibe rücken. Kritik prallt nicht nur an den Machern, sondern auch an ihren Produkten ab, vielleicht weil es überhaupt keine Filme mehr sind.

An einer sinnvollen Handlung, klugen Pointen oder an gutem Schauspiel ist offensichtlich niemand mehr interessiert. Wer je Friedrich Mücke, Katharina Schuettler oder Alexander Khuon im Theater erlebt hat, wird sie in Vaterfreuden nicht mehr wiedererkennen. Hoffen wir, dass es der schnöde Mammon war, der sie zur Kollaboration bewegt hat. Vaterfreuden sieht so aus, als hätte man ein Potpourri von nicht gezeigten Szenen aus alten Schweig/er/höfer-Erfolgsfilmen zusammengestellt und dann notdürftig mit einem Handlungsfaden festgezurrt. Völlig lieblose Einstellungen reihen sich ein in eine Kette von Plattitüden. Fack ju Göhte war – das wird im direkten Vergleich noch einmal überdeutlich – in der Tat ein humoristischer Befreiungsschlag, wenn auch die spießige Botschaft die Subversion gleich wieder abfederte.

In Vaterfreuden werden wir jedoch von einer Spießigkeit eingelullt, dass man aus Protest gleich aus dem familiären Reproduktionskreislauf ausbrechen und Kinder hassen möchte. Möglicherweise, so denkt man unwillkürlich, sollte die Menschheit besser aussterben. Der Tod ist gar nicht so schlimm. Noch verstärkt wird diese Verneinungslust dann durch ein beschwipstes Publikum, wie man es nur im Ladies-Kino antreffen kann. Im Ladies-Kino werden plötzlich die Zusammenhänge klar: Frau geht nicht ins Kino wegen eines guten Films, frau will Teil eines Events sein, frau will einem völlig lächerlichen Hype beiwohnen. Vaterfreuden ist lediglich Teil eines kulturindustriellen Gesamtpakets. Das Kino ist das etwas andere Shoppingcenter.

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