Über Trashfilme zu sprechen, ist eine ebenso starke Herausforderung wie eine Liste von Kultfilmen zusammenzustellen. Was bloßer Trash ist, den keiner sehen will, hat in manchen Augen nichts mit Trash zu tun, den jeder mal gesehen haben sollte oder Trash, der im vornhinein als Trash angelegt war (man denke an Grindhouse) oder Trash als Genre, was dem Exploitationfilm sehr nahekommt. Es gibt Trashfilme, die einfach nur schlecht sind und verboten gehören, Trashfilme, die schlecht sind, weil sie zu billig produziert wurden und Trashfilme, die Kult sind, weil man sie auslachen kann. Es gibt sogar Schauspieler, die in einem Atemzug mit Trashfilmen genannt werden. So könnte diese Top 10 – Liste gar nur aus Chuck Norris – Filmen bestehen. Auch Bela Lugosi, Sylvester Stallone oder Regisseure wie Edward D. Wood Jr. werden gemeinhin mit Trash gleichgesetzt. So findet sich das bekannteste Werk von Edward D. Wood Jr. auch bei uns auf dem ersten Platz.
Platz 1 – Plan 9 aus dem Weltall, USA 1959 unter der Regie von Edward D. Wood Jr.
Der sechste Spielfilm des allseits gescheiterten B-Movie-Regisseurs führt sämtliche Bestenlisten der schlechtesten Filme an. Wieso dem so ist? Nicht nur die Story, sondern auch die Produktionsbedingungen und die Besetzung riecht meilenweit nach Trash pur. Denn eigentlich wollte Edward D. Wood Jr. einen Film mit Bela Lugosi machen, den er auf Zelluloid bannte, während er vor seinem Haus an einer Rose schnupperte. Doch Bela Lugosi verstarb kurze Zeit später. So band Edward D. Wood Jr. diese Szene einfach in Plan 9 from outer space ein und engagierte als Double den Chiropraktiker seiner Frau, der jedoch Bela Lugosi überhaupt nicht ähnlich sah. Kein Problem, dachte sich der Meister und setzte dem Double in allen Szenen eine Maske auf.
Die weitere Besetzungsliste in einem Alienmonsterfilm: der TV-Wahrsager Criswell, Moderatorin Vampira oder der schwedische Wrestler Tor Johnson übernahmen die Hauptrollen als Menschen, diue verhindern müssen, dass Aliens die Erde mit einer Solarbombe vernichten. Tim Burton fand den Film so außergewöhnlich (schlecht), dass er seiner Entstehung einen großen Raum in seiner Hommage an den Meister des Trash, Ed Wood, einräumte.
Platz 2 – Die Satansweiber von Tittfield, USA 1966 unter der Regie von Russ Meyer
Im Originaltitel klingt dieser Schwarzweißfilm des Busen-Liebhabers Russ Meyer noch schöner: Faster, Pussycat! Kill! Kill! – Schneller, Miezekatze! Töte! Töte! Es geht um eine Bande entfesselter, vollbusiger Mädels, die in einem schrottigen Sportwagen durch die Wüste heizen und an einer verlassenen Tankstelle aufreißen, wonach es ihnen gelüstet: gut gebaute Männer. Die dann allerdings verprügelt werden. Eine ehrenwerte junge Dame, Linda, ist natürlich auch mit von der Partie, während Varla die sexbessessene Teufelin in persona darstellt. Am Ende überleben natürlich nicht alle…
Schon bei Platz 2 wird es allerdings schwer zu erklären, wo nun der Trash beginnt und der Kult aufhört. Schließlich gehört Die Satansweiber von Tittfield mittlerweile zu den Must-Sees jedes Filmfreunds und hat die Pop- wie auch Filmkultur nicht nur im Werk eines Quentin Tarantino beeinflusst.
Platz 3 – Hollow Man, USA 2000 unter der Regie von Paul Verhoeven
“Au weia. Das war nix.”, möchte man laut schreien, wenn man Paul Verhoeven s Verbrechen sieht. Der kontroverse niederländische Filmemacher hat es sich anscheinend zum Ziel gesetzt, alle paar Jahre einen groben Schnitzer zu liefern und gleichzeitig die Filmgeschichte immer wieder mit außergewöhnlichen Werken wie Basic Instinct oder Starship Troopers zu begeistern. Kevin Bacon spielt die Hauptrolle eines unsichtbaren Wissenschaftlers in Hollow Man, der sich immer mehr für Gott hält und seine Kollegen tyrannisiert. Einfach nur – Trash.
Platz 4 – Angriff der Killertomaten, USA 1978 unter der Regie von John De Bello
Dem Produktionsteam standen weniger als 100.000 US-Dollar zur Verfügung, um diesen Horrorfilm über mordende Tomaten, die arme, unschuldige Menschen angreifen, zu verwirklichen. Klingt fast schon wie eine Entschuldigung?! Die Idee der ausgebeuteten Gemüsesorte, die sich einfach auch mal gegen die brutale Menschheit wehrt, birgt schließlich eine Mischung aus Humor- und Ernsthaftigkeit. Wer will schon gerne genmanipuliert werden? Nun ja, in Angriff der Killertomaten sind die Tomaten eigentlich nur über einen schrecklichen Song mit dem Titel Puberty Love verärgert, den die Menschen endlich aufhören sollen zu singen.
Angriff der Killertomaten erhielt selbstverständlich vernichtende Kritiken, ermauserte sich aber dennoch einen wichtigen Platz in der Popkultur und erhielt drei Sequels und ein Remake.
Platz 5 – Die blaue Lagune, USA 1980 unter der Regie von Randal Kleiser
Der exotische Softpornofilm Die blaue Lagune dient als perfektes Beispiel dafür, wie ein ambitioniertes Filmprojekt zu Trash gemacht wird, weil keiner offen zugeben kann, diesen Film gemocht zu haben. Ist ja schon ein wenig skandalös gewesen damals. Die 14jährige nackte Brooke Shields, die mit ihrem Filmbruder Christopher Atkins Liebe macht und schwanger wird. Ohne zu verstehen, dass sie Inzest begeht.
Als unmoralisch verpönt gewann Die blaue Lagune jedoch selbst im prüden Amerika eine große Zuschauerschaft für sich und war der neuntgrößte Blockbuster des Jahres 1980.
Platz 6 – Missing in Action, USA 1984 unter der Regie von Joseph Zito
Ein typischer Chuck Norris – Film, der kein Trash sein will, es aber ist. Nicht zuletzt aus Missing in Action muss Ben Stiller seine Ideen für Tropic Thunder geschöpft haben. Chuck Norris spielt wie gewohnt einen knallharten, cleveren Kriegshelden, der von der US-Regierung beauftragt wird, 10 Jahre nach seiner Flucht aus einem vietnamesischen Kriegsgefangenenlager noch einmal in den Vietnam zu gehen, um dort die letzten Kriegsgefangenen herauszuholen. Heroisch. Patriotisch. Trashig. Und erhielt sogar noch zwei Fortsetzungen, weil ihn so viele Menschen sehen wollten.
Platz 7 – Barbarella, Italien/Frankreich 1968 unter der Regie von Roger Vadim
Barbarella, der 1968 mitten im Jahr der weltweiten Studentenunruhen in die Kinos kam, ist Kult pur. Aber auch Trash, denn wie sonst bezeichnet man eine Szene, in der Jane Fonda von einer Maschine sexuell stimuliert wird, eine Handlung, die wie eine schlechte Pornoversion eines verfilmten Comics wirkt oder blödsinnige Dialoge, die Jane Fonda sogar selbst auf französisch synchronisiert hat? Ihr damaliger Mann Roger Vadim schuf eindeutig eine Hommage an den Körper seiner Frau und ordnete dem jegliche Handlung unter. Der Film erhielt vernichtende Kritiken, blieb aber bis heute ein trashiger Kultfilm, der in den “Kanon der wichtigen sehenswerten Filme” eingegangen ist.
Nicht zuletzt der sehr gute Soundtrack von Barbarella verschuf ihm eine große Fangemeinde. Barbarella bleibt bis heute trotz seines Trash-Charakters bzw. gerade wegen seiner Trashigkeit ein einflussreiches Popelement und wurde in zahlreichen Filmen (z.B. Austin Powers) wieder aufgegriffen. Über ein Remake wird unter den eingefleischten Fans seit Jahren wild spekuliert.
Platz 8 – Condorman, USA 1981 unter der Regie von Charles Jarrott
Wie es im Trailer so schön heißt: “Durch seinen Erfolg bei Frauen zieht er ständig den Neid anderer Männer auf sich”. Er ist “stahlhart und aalglatt”, der “Verteidiger der westlichen Welt”, so heiß, dass er Feuer spuckt:
In den 1980ern befand sich Disney in einem kreativen Loch. Erfolg hatten nur erneuerte Animationsfilme, die schon zu Beginn der Disney Studios in den 1940ern Erfolg hatten. Condorman sollte als Spoof auf Superheldenfilme ein bisschen Kohle in die Kassen spülen, aber anscheinend waren sich die Macher nicht ganz sicher, was sie mit Condorman eigentlich bezweckten. Denn heraus kam kein Spoof, sondern ein alberner Actionklamauk um einen Comiczeichner, der sich unter dem Mantel des FBI in den KGB einschleicht. Miserable Actionmomente gepaart mit blöden Dialogen und einer albernen Hetzjagd durch Europa – watch it!
Platz 9 – Casino Royale, USA/Großbritannien 1967 unter der Regie von Robert Parrish, Val Guest, John Huston, Ken Hughes und Joseph McGrath
Auf dem vorletzten Platz unserer Liste landet ein weiterer gut gemeinter, aber am Ziel vorbeigeschossener Spoof-Movie. Casino Royale sollte eigentlich James Bond parodieren, indem der erste Bond-Roman mit gleich sechs Bond-Darstellern besetzt wurde. " Casino Royale ist zu viel für nur einen Bond!" titelte das Marketing für diesen schrulligen Schinken, der die Zuschaueraugen mit Knallbonbonfarben strapaziert. Von Casino Royale bleibt jedoch eine ganze Reihe lustiger Songs, die gerade in der jüngsten Zeit mit der Retrowelle wieder rauf- und runtergespielt werden.
Platz 10 – Over the top, USA 1983 unter der Regie von Harold Ramis
Sylvester Stallone, der Star aus der Rocky Balboa und Rambo – Franchise, viermal zwischen 1984 und 1992 mit einer Goldenen Himbeere für den schlechtesten Schauspieler bedacht, lieferte mit Over the top einen der trashigsten Actionfilme der 1980er ab. Die Story des Truckerfahrers, der die Liebe seines Sohnes durch Armdrückerei zurückgewinnen möchte, hinkt an allen Enden. Der Widerspruch zwischen einem Sylvester Stallone und einem zurückgewiesenen Vater ist dann doch zu groß. Zumal auch “Armdrücken” nicht wirklich als “Action” zu bezeichnen ist – oder?
Was meint ihr?: Welche kultigen Trashfilme fehlen in dieser Liste?
