Christina Lindberg - Die schwedische Sünde

15.01.2014 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Thriller - ein unbarmherziger Film
BAV Film
Thriller - ein unbarmherziger Film
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In einer sechsteiligen Reihe führt euch Charly Dreyfuss durch eine Odysee des Sexploitation Cinema. Die zweite Folge befasst sich mit der schwedischen Sünde Christina Lindberg.

Ihr kindliches Gesicht mit den unschuldigen Kulleraugen, einem kurvigen Körper, braunen Haaren und Iris gleichen einem Fabelwesen aus dem schwedischen Nadelwald. Daraus formt sich ein faszinierendes Barometer des schwedischen Kinos der 1970er Jahre. Christina Lindberg wurde mit 16 Jahren an einem Göteborger Strand von einem Zeitungsfotografen entdeckt. Die Fotos, die er von der unschuldigen Lolita schoss, erregten in Schweden die Aufmerksamkeit der Bevölkerung und wurden zu einem großen Erfolg. Immer mehr Titelblätter schmückte die junge Christina Lindberg, bis sie schließlich mit 18 für ihre erste Filmrolle nach Stockholm ging und ihre Laufbahn als Schauspielerin begann.

Zwischen 1970 bis 1974 glänzte sie in rund 20 Spielfilmen und zählte zu den Hauptprotagonistinnen des schwedischen Genrefilms, dem Sensationsfilm. Produziert im Hinterhof der schwedischen Filmindustrie, welche zu jener Zeit durch Ingmar Bergman dominiert wurde, entwickelte sich das skandinavische Pendant zum Grindhouse Cinema. Italien hat den Giallo, Australien den Ozploitationen, Japan den Pink Film und Schweden schließlich eine ganz eigene Schmiede, den Sensationsfilm.

Sex, Gewalt, Drogen, Vergewaltigung, sadistische Ganoven, Nymphomaninnen, Drogendealer, Ninjas, Aliens und alle anderen Formen von Tabuthemen prägen dieses Subgenre. Doch obwohl diese Themen in nahezu jedem Sexploitationfilm der 1970er Jahre zu den Grundbausteinen gehören, zeichnet sich jedes Land durch seine ganz eigene Handschrift aus. Ein sehr prägnantes Beispiel dafür ist der Film I Am Curious (Yellow) aus dem Jahr 1967: eine Mischung aus Aufklärungs-, Coming of Age-Sexfilm mit politischem Unterton. Ohne jegliche Form von Romantisierung der sexuellen Neugier sorgte der Streifen für internationale Ablehnung durch das Publikum. Dennoch handelt es sich bei dem sehr langatmigen I Am Curious um ein wichtiges Gerüst für den schwedischen Film. Junge Mädchen, die ihren Körper entdecken und sexuelle Erfahrungen mit älteren Männern machen, ziehen sich wie ein roter Faden durch den schwedischen Sensationsfilm, sowie durch die Filmografie von Christina Lindberg.

Maid in Sweden gilt als Christina Lindbergs Spielfilmdebüt. Rötmånad (alternativer Titel: Dog Days) wurde zwar zuvor veröffentlicht, ist aber nicht ihr erster Auftritt vor einer Spielfilmkamera. Als 1971 Maid in Sweden gedreht wurde, ging die junge Frau Lindberg noch zur Schule. Die amerikanische Produktion mit schwedischem Cast erzählt die Geschichte der unschuldigen Inga, gespielt von Christina Lindberg, welche aus einem kleinen Dorf nach Stockholm reist, um ihre Schwester zu besuchen. In der großen Stadt macht sie ihre ersten Erfahrungen mit Sex, Drogen und dem Nachtleben. Stockholm nimmt sich ein unschuldiges Mädchen, spuckt eine erfahrene Frau wieder aus und schickt sie aufs Land zurück. Dieser Coming of Age-Roadtrip wird ebenso wie Rötmånad ein kommerzieller Erfolg und beschert Christina Lindberg einen außerordentlichen Bekanntheitsgrad.

Exponarad (alternativer Titel: Exposed) vereint 1971 zum ersten Mal den großartig verschmierten, schwedischen Tony Montana Heinz Hopf und die bezaubernd unschuldige Christina Lindberg. Allerlei kühne Sexszenen, schmuddelige Flashbacks, Traumsequenzen und ein rabiater Soundtrack verschmelzen zu einer Allegorie des schwedischen Kinos. Das Fundament des Films allerdings ist die wunderschöne Protagonistin Lindberg, die durch Mimik, Gestik und ihr Charisma dem Film seinen bedrückenden Unterton verleiht. Gustav Wiklunds Spielfilmdebüt erhielt vernichtende Kritiken, wurde in 27 Ländern verboten und pflastert einen perversen Fundus für eine weitere Lindberg-Hopfsche Zusammenarbeit.

Exponarad erlangte internationale Aufmerksamkeit, als er in Cannes bei den Filmfestspielen gezeigt wurde. Christina Lindberg wurde von einem Helikopter heraus auf einen nahe gelegenen Pier abgesetzt, während sie durchsichtige Kleidung trug und damit über den Roten Teppich spazierte. Die japanische Produktionsfirma Toei wurde dadurch auf die junge Elfe aufmerksam, sodass aus einer gemeinsamen Kollaboration zwei Filme hervorgingen. Neben dem dubiosen Journey to Japan glänzt sie 1972 neben der in Japan sehr bekannten Reiko Ike in dem fulminanten Revenge-Softcore-Pinky-Violence-Meisterwerk Sex and Fury unter der Regie von Noribumi Suzuki.

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