Irgendwann in unserem Leben lag Cher sicherlich jedem schon einmal im Ohr. Sei es, weil sie die Zeit zurĂ¼ckdrehen möchte oder weil Autotune sie an ein Leben nach der Liebe hat glauben lassen : Cher war eigentlich schon immer da und das Radio platzt schon bald wegen der FĂ¼lle an Songs, die 26 Studioalben eben abwerfen. Doch still und heimlich ist Cher auch immer wieder in Film und Fernsehen präsent gewesen, und das sogar alles andere als erfolglos.
Das Erfolgsehepaar
Im Jahre 1965 war Cher in den USA das erste Mal auf der groĂŸen Leinwand zu sehen. Zusammen mit ihrem damaligen Ehemann Sonny Bono präsentierten sie in der zu jener Zeit vollkommen austauschbaren Studentenkomödie Wild on the Beach einen ihrer Songs. Die Karriere des Duos Sonny & Cher begann damals steil bergauf zu gehen, sodass schon allein ihr Name auf dem Plakat des Kinofilms die Massen in die Kinos treiben sollte. Heute wirkt der Trailer eher wie eine Persiflage auf Filme jener Zeit und ist am StĂ¼ck wohl kaum zu ertragen.
Als das Pärchen ein paar Jahre später etwas an Erfolg einbĂ¼ĂŸen musste, weil sie mit der allgemeinen Drogenumtriebigkeit keineswegs einverstanden waren und diese Meinung bei der Zielgruppenjugend nicht wirklich gut ankam, mussten Sonny & Cher ein wenig umdisponieren. Aus diesem Grund schrieb Sonny das Drehbuch zum Roadtrip-Drama Chastity, das das Duo wieder ein wenig in die Richtung der Jugend treiben sollte. Cher selbst verkörperte in dem Film die bipolare Titelheldin. Die Sängerin war somit in ihrer ersten Hauptrolle zu sehen, der Erfolg des Duo kehrte jedoch nicht wirklich zurĂ¼ck. Während der Dreharbeiten bekamen die beiden ihr gemeinsames Kind, was sie nach dem gemeinsamen Projekt benannten. Das klingt doch alles nach der (fast) perfekten KĂ¼nstlerliebe. Zunächst zumindest.
Die Wiederbelebung eines totgeglaubten Genres
1971 sollten Sonny & Cher ein schon totgeglaubtes Genre wieder mit neuem Leben erfĂ¼llen. Mit The Sonny and Cher Comedy Hour wurden die beiden zu Gastgebern einer Varietyshow. Denn nach fast 23 Jahren nahm Ed Sullivan auf dem Sender CBS seinen Hut und hinterlieĂŸ eine immense LĂ¼cke im Programm. Bevor das in den USA sehr beliebte Format Varietyshow kampflos zu Grabe getragen werden sollte, beschloss der Sender es mit dem bekannten Musikerduo zu probieren, da die beiden sich als Gag- und Jukebox auf den BĂ¼hnen der USA immer mehr einen Namen machten. Und tatsächlich, die Unterhaltungssendung wurde ein voller Erfolg. Drei Jahre waren diverse Promis gerne und immer wieder zu Gast in ihrer Show. CBS war im Jahre 1974 auch sofort bereit, The Sonny and Cher Comedy Hour um eine vierte Staffel zu verlängern. Sonny Bono und Cher selbst waren es allerdings nicht. Die beiden stĂ¼rzten sich in einen erbarmungslosen Scheidungskrieg, der in aller Ă–ffentlichkeit ausgetragen wurde. NatĂ¼rlich wollte keiner von beiden den Erfolg sterben lassen und zeigen, dass sie auch allein stark sein können. Während Sonny aber mit The Sonny Comedy Revue eine Quotengurke ablegte, zeigte Cher schon Mitte der 1970er mit ihrer Sendung Cher, dass sie allein die Welt bewegen kann. Oder zumindest die Leute vor die Fernseher. Ăœber die Kalauer durchtränkte Reunion der beiden wollen wir hier einfach kein Wort verlieren.
Wo geht's zur nächsten Leinwand, bitte?
Während sowohl die 1970er als auch die 1990er fĂ¼r Cher nahezu vollständig mit musikalischen Projekten bepackt waren, zeigte die Sängerin in den 1980ern, dass sie auch im schauspielerischen Bereich vollkommen ernst genommen werden sollte. Als James Dean-Fan Sissy Ă¼berzeugte sie bereits 1982 die Hollywood Foreign Press und erhielt fĂ¼r Komm zurĂ¼ck, Jimmy Dean neun Jahre nach ihrer Auszeichnung fĂ¼r The Sonny and Cher Comedy Hour ihre erste Golden Globe-Nominierung fĂ¼r einen Spielfilm. Ein Jahr später konnte sie fĂ¼r Silkwood nicht nur diesen Preis entgegennehmen, sondern auch eine Oscarnominierung ergattern. Mit Streifen wie Silkwood oder Die Maske zeigte Cher der ganzen Welt, dass sie mehr als nur die bessere Hälfte von Sonny Bono gewesen ist. 1988 erhielt sie fĂ¼r MondsĂ¼chtig nicht nur den Oscar, sondern fräste sich mit ihrem Outfit auch in jede zukĂ¼nftige Dokumentation Ă¼ber den Filmpreis.
KĂ¼nstlerische Freiheit genieĂŸen
Nachdem Cher den Goldjungen ihr Eigen nennen konnte, ist es ab dem Ende der 1980er still um sie auf der groĂŸen Leinwand geworden. Nur selten widmet sie sich noch Projekten. Entweder ist es ein Gastauftritt oder ein Herzensprojekt wie etwa das Kriegsdrama Tee mit Mussolini oder der Fernsehfilm Haus der stummen Schreie. Bei dem letzteren Episodenfilm Ă¼ber das immer wieder heikle Thema Schwangerschaftsabbruch fĂ¼hrte Cher auch zum Teil Regie. Prompt flattern wieder diverse Einladungen zu Preisverleihungen ins Hause Cher, denn sie ist erneut fĂ¼r einige der seltenen Statuen nominiert.
Cher lässt sich schon lange nicht vorschreiben, wie ihr kĂ¼nstlerischer Werdegang auszusehen hat. Sowohl auf den musikalischen BĂ¼hnen als auch im Film ist sie diejenige, die die Richtung bestimmt. 2010 gewann Cher ihren bis dato letzten Golden Globe. Ăœber den Film Burlesque verliert sie selbst nicht oft ein gutes Wort, aber ihre ausgezeichnete Ballade beschreibt ganz gut, warum dieser Text eigentlich kein Ende finden sollte:
Alles Gute zum Geburtstag, Cher!