Direkt zu Beginn, möchte ich anmerken, dass das jetzt nicht unbedingt ein Review zu den beiden Folgen "Uno" und "Mijo" werden soll, ich möchte lediglich ein paar Gedanken, Wünsche und Behauptungen loswerden. Und bevor ich es vergesse: es, wenn auch minimal, gespoilert, wer die Folgen also noch nicht kennt, macht bestenfalls einen Bogen um den Artikel.
Ohne gleich wieder in endlose Lobeshymnen zu verfallen: Breaking Bad ist meiner Meinung nach eigentlich so ziemlich "perfekt" - eine gewagte Behauptung, aber die Serie verkörpert quasi all das, was ich mir in einem Film bzw. einer Serie wünsche, also was die Thematik angeht, die Dramaturgie, die Figuren, Schauspieler, etc. Als hätte man in meinen Kopf geschaut und dann genau das produziert was sich da so tummelt, mit "Breaking Bad" als Resultat.
Mit dieser Ausgangslage haben nun die Breaking Bad-Fans auf das Spin-Off Better Call Saul gewartet, rund um den gerissenen Anwalt Saul Goodman. Wieder wird uns eine Entwicklung dargebracht, diesmal eben nicht von Walter White zu Heisenberg, sondern von Jimmy McGill zu eben besagten Saul Goodman.
Auch wenn es bisher nur zwei Folgen sind, kann man ja doch schon diverse Thesen aufstellen. Keine Vergleiche zwischen der Mutterserie und Spin-Off, nicht ob die Serie genial ist oder ein Reinfall, sondern erste Urteile, inwieweit Erwartungen eingehalten wurden oder nicht. Nur was waren die Erwartungen?
Besser gesagt: was waren die Befürchtungen? Ich konnte mir bisher nicht vorstellen, wie man es glaubhaft schaffen will, die Entwicklung eines Mannes, zu einem Comic Relief hinzubekommen. Aus dem riesigen Schmelztiegel an grandiosen Figuren in Breaking Bad, fällt Goodman natürlich nicht heraus, aber er war doch immer mit der komödiantischste Aspekt, der Serie. So richtig "ernst" nehmen, wollte ich ihn nie. Wie also soll eine ähnliche Entwicklung vom Normalo zum Monster funktionieren, wie bei Walter White zu Heisenberg. Schließlich wurde aus dem Chemielehrer und Familienvater ein kaltblütiger Killer. Aber dieser "kaltblütige Killer" war Saul Goodman nie. Er war nie die ausführende Instanz, sondern der, der jemanden kennt. Er hat Dinge in die Wege geleitet, Menschen beauftragt Sachen zu tun. Und da liegt der Unterschied zu Walter White bzw. Heisenberg. Und genau das finde ich interessant. Saul ist nicht die Art von Monster, die selber tötet, sondern die, die töten lässt. Am besten sieht man das doch in "Mijo", Jimmy rettet die beiden Jungs noch vor Tuco, riskiert sogar sein eigenes Leben - ein Saul Goodman würde das wohl nicht tun.
Wobei, natürlich hat Walter auch selten selbst "getötet" - natürlich kann man dann doch wieder sagen, dass White und Goodman sich ziemlich ähnlich sind, aber wie man dann des Öfteren in Breaking Bad gesehen hat, war Saul nie so hart und furchteinflößend, wie es der Meth-Koch war. Auch wenn das alles eher widersprüchlich klingt, ich denke schon, dass Saul insofern anders tickt, als White. Bei ihm wird es wohl auch dahin hinauslaufen, dass er kompromisslos und konsequent wird, aber vielmehr aus finanzieller Gründen und nicht deshalb, weil er er es sich selbst beweisen will. Er ist weniger der Chef, als vielmehr der, der eben mitmacht, wenn er natürlich auch auf den Erfolg aus ist.
Ein weiterer Punkt, bei dem ich noch etwas skeptisch war bzw. es jetzt noch bin: Gastauftritt und zu konstruierte Anspielungen hinsichtlich Breaking Bad. So sehr ich mich auch freuen würde, das ein oder andere bekannte Gesicht wieder zu sehen oder natürlich auch zahlreiche Verweise in Richtung der Hauptserie zu entdecken, ich will das alles nicht nur, weil man denkt, man tut uns damit einen Gefallen. In den beiden Folgen gab es ja zahlreiche Spielereien und ja schließlich auch das Comeback eines Breaking Bad-Veteranen in Form von Tuco. Der Auftritt war mehr als gelungen und insgesamt war das eben auch sinnvoll gelöst. Denn diese Szene bot sich ja an, Jimmy Walt gegenüber zustellen. Beide manövrieren sich geschickt aus der Situation heraus und wissen, wie sie sich Tuco zu nutze machen, mit dem Unterschied, dass ein Walter White sich danach mit Tuco anlegt, ein Saul Goodman/Jimmy McGill es aber dabei belässt. Womit wir wieder dabei wären, was ich oben schon angesprochen habe.