Die Kritiker lobten das Politdrama Game Change – Der Sarah-Palin-Effekt nach der Ausstrahlung am Samstag. Doch der Film über den Wahlkampf von John McCain (Ed Harris) und Sarah Palin (Julianne Moore) gegen Barack Obama 2008 findet nicht nur Liebhaber. Diverse mehr oder weniger bedeutsame Gestalten der konservativen Szene in den USA haben sich zu Wort gemeldet. Der Film sei eine glatte Lüge, heißt es hier, eine Abtreibung nennt ihn ein anderer Kommentator. Die Gemüter sind ordentlich erhitzt.
Sarah Palin selbst bezeichnet Game Change laut Deadline als typische Lüge made in Hollywood: “Ich werde mir den Film nicht ansehen und John McCain wird dies auch nicht tun […]. Sie [die Macher, Anm. d. Red.] werden versuchen, was sie können, um ihre Maschine in Gang zu bringen und HBO ist eben für die Linke, für Obama.” Glauben wir dem Camp Palin, dann ist Game Change eine historische Fiktion, die mit der Realität nichts zu tun hat. Steve Schmidt, Autor der Vorlage und Strategiker der damaligen Kampagne der Republikaner solle sich schämen, meinen die Sarah Palin-Verfechter. Der umstrittene politische Kommentator Glenn Beck nannte den Film in seiner Radioshow laut Hollywood Reporter eine “HBO Abtreibung” und wirft dem Sender einen Hass gegen Sarah Palin vor.
Die gestandenen TV-Kritiker sehen Game Change jedoch weniger als Verteufelung einer Politikerin. Sarah Palin, die sich 2008 in vielen Interviews durch ihr mangelndes Faktenwissen lächerlich gemacht hatte und heute nicht weniger umstritten als TV-Kommentatorin arbeitet, komme in dem Politdrama erstaunlich menschlich daher. So heißt es in der Süddeutschen Zeitung, der Film konzentriere sich vor allem auf die immense Überforderung, der Sarah Palin 2008 ausgesetzt war. Immerhin wurde die damalige Gouverneurin aus dem abgelegenen Alaska in das harte Rampenlicht eines Präsidentschaftswahlkampfs gestellt. Hohn und Spott der Medienwelt hätten der gescheitetern Trumpfkarte der Republikaner seelisch zugesetzt und Julianne Moore gebe ein mitfühlendes Porträt der konservativen Dame. Vor allem aber soll Game Change die Wissenslücken und verbalen Fehltritte von Sarah Palin nicht als Komödingold ausbeuten.
Ob und wann wir in Deutschland in den Genuss von Game Change kommen, ist leider noch nicht bekannt.