Audrey Tautou hat die schmalste Taille der Welt!

12.08.2009 - 09:00 Uhr
Coco Chanel - Der Beginn einer Leidenschaft
Warner Bros.
Coco Chanel - Der Beginn einer Leidenschaft
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Regisseurin Anne Fontaine spricht exklusiv über ihren neusten Film Coco Chanel – Der Beginn einer Leidenschaft und die Zusammenarbeit mit der französischen Star – Schauspielerin Audrey Tautou.

Im Vorfeld zum Kinostart von Coco Chanel – Der Beginn einer Leidenschaft am 13. August 2009 möchten wir Euch Auszüge aus einem Interview mit der Regisseurin Anne Fontaine über die Lebensverfilmung der französischen Mode-Ikone Coco Chanel präsentieren.

F: Wie entstand Ihr Interesse an Gabrielle Chanel?

A: Als ich noch sehr jung war, hatte ich das große Glück, Lilou Marquand zu begegnen. Sie war die engste Mitarbeiterin von Chanel während des ganzen letzten Abschnitts ihres Lebens (…). Eine Zeit lang erfuhr ich also beinahe täglich Einzelheiten über diese mythische Persönlichkeit. (…) Was mich interessierte, war weniger ihre Mode als die Charaktereigenschaften dieser außergewöhnlichen Frau. Mich berührte die Tatsache, dass sie Autodidaktin war, ganz besonders. Da war dieses Mädchen, das aus der tiefsten französischen Provinz stammte, das arm war und ungebildet, aber mit einer so einzigartigen Persönlichkeit gesegnet und ihrer Zeit und der Gesellschaft weit voraus, in der Frauen die Gefangenen von Benimmregeln und Kleidung waren, die sie von sich selbst entfremdeten. Ihren Lebensweg, der etwas Romanhaftes hat, fand ich sehr spannend. Ich weiß noch, wie ich Fotos der jungen Chanel an die Wand meines Zimmers pinnte, obwohl ich damals nie gedacht hätte, dass ich mal einen Film über dieses Thema machen würde. Viele Jahre später, während einer Unterhaltung über Chanel (…) wurde ich gefragt, ob ich Lust hätte, ein Projekt zu entwickeln, das ihren Lebensweg nachzeichnet. Daraufhin flammte mein Interesse an Chanel wieder auf. Ich bat um etwas Bedenkzeit, sagte aber gleich, dass es meiner Meinung nach ein Fehler wäre, Coco Chanels Leben vollständig zu erzählen. Ich musste mir darüber klar werden, ob es möglich war, sich auf den ersten Abschnitt ihres Lebens zu beschränken, ihre Lehrjahre und das, was alles geschah, bevor Chanel selbst überhaupt begriff, welches glanzvolle Schicksal ihr beschieden war. (…) Die andere zwingende Notwendigkeit bestand darin, eine Schauspielerin zu finden, die diese Figur wirklich verkörpern konnte – und nicht bloß eine blasse Kopie von Chanel abgibt oder sie nachäfft.

F: Audrey Tautou wirkt wie die Idealbesetzung für die Rolle der Coco Chanel.

A: Ja, weil Audrey diese Androgynität besitzt, die es zu Chanels Zeiten nicht gab, die man aber unbedingt zeigen muss, damit man begreift, wie Coco Chanel ihren Stil erfand. Chanel hat sich hauptsächlich von sich selbst inspirieren lassen, sie entwickelte ihren Stil für ihren Körper, ihr Anderssein, ihre Vitalität. Heute ist es schick, androgyn zu sein, damals hatten die Frauen jedoch Kurven und waren füllig. Chanel war es auch, die kurze Haarschnitte zum Trend machte. Meine Idealbesetzung musste also eine grazile Silhouette mit einem starken Naturell verbinden, musste wie eine Faust im Samthandschuh wirken. Audrey hat die schmalste Taille der Welt! Andererseits hat sie auch etwas von einem „kleinen schwarzen Stier“, wie Paul Morand Chanel zu beschreiben pflegte; außerdem ist sie anmutig, besitzt Finesse und hat unbestreitbar Charisma. Bei meinem ersten Treffen mit Audrey war ich gleich von ihrer Willenskraft fasziniert, von ihrem Mut und ihrem Blick, der einen regelrecht durchbohrt. Auch Chanels Blick entging nichts. Sie hatte sich durch Beobachten gebildet, nicht nur durch schulisches Lernen. Ich hatte noch keine Zeile des Drehbuchs geschrieben, als ich Audrey traf, aber ich wusste sofort, wenn sie mir vertrauen würde und die Produzenten damit einverstanden waren, sich auf Chanels Lehrjahre zu konzentrieren, würde dem Abenteuer meines ersten Kostümfilms nichts mehr im Wege stehen.

F: Ihr Film erzählt auch eine schöne, eine tragische Liebesgeschichte.

A: Wir zeigen, wie sie zwei Männern begegnet, die ihr Leben grundlegend beeinflussen werden: Balsan, dem reichen, exzentrischen Gentleman-Farmer, den Benoît Poelvoorde spielt, und diesem jungen Engländer namens Arthur Capel, der ,Boy‘ genannt wurde, die Liebe ihres Lebens, gespielt von Alessandro Nivola. Dieser Mann glaubt an sie, und das ist von größter Bedeutung, aber er stirbt auf tragische Weise. ,Als ich Capel verlor, verlor ich alles‘, sagte Chanel.(…)

F: Wenn man ein Drehbuch über einen berühmten Menschen schreibt, muss einem klar sein, dass der Zuschauer weiß, wie die Geschichte ausgeht. Ihnen ist es trotzdem gelungen, sie spannend zu gestalten.

A: Weil diese Spannung ein Teil des Lebens unserer Heldin war. Wie wird sie es anstellen, um Erfolg zu haben? Wie wird sie das Handicap ihrer Ungebildetheit überwinden? Chanel, deren Name heute quasi ein Synonym für Haute Couture ist, war zunächst interessanterweise überhaupt nicht an Mode interessiert. Sie wollte Tänzerin werden, Sängerin oder Schauspielerin. Nachdem sie ihre Träume von einem Künstlerleben begraben hatte, ergab sich ihre glänzende Karriere, ohne dass sie sich großartig anstrengen musste. Ich fand es besonders spannend zu zeigen, wie Coco sich ihr eigenes Schicksal erschafft, wie sie den Lauf der Dinge beeinflusst. Bei ihr war nichts vorgefertigt. Sie verfolgt keinen bestimmten Karriereplan, um erfolgreich zu sein – sie erfindet alles neu. Sie besitzt weder die Ambitionen noch das nötige Werkzeug, um sich der Bourgeoisie anzupassen – diese Welt bleibt ihr im Grunde sogar verschlossen –, deshalb macht sie auf sich aufmerksam, macht sich begehrt, was natürlich ein Höchstmaß an Provokation ist. Sie will sich nicht den Regeln dieser Welt beugen, sondern die Welt ihrer Persönlichkeit anpassen.

Quelle: Mit Material von Warner Bros.

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