Atomkraftwerke bergen Restrisiko - Ulrike Folkerts ermittelt

18.01.2011 - 11:15 Uhr
Matthias Koeberlin und Ulrike Wolkerts in Restrisiko
Sat.1
Matthias Koeberlin und Ulrike Wolkerts in Restrisiko
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Am Dienstagabend zeigt sich Sat.1 außergewöhnlich ernst und politisch. Der Katastrophenfim Restrisiko thematisiert den Albtraum eines explodierten Atomkraftwerks und nimmt klar Stellung im Thema um die Laufzeiten von Kernkraftwerken.

Vor 25 Jahren ereignete sich im ukrainischen Tschernobyl eine der schlimmsten Umweltkatastrophen aller Zeiten, als es im Block 4 des Atomkraftwerks zur Kernschmelze und Explosion im Kernreaktor kam. Kürzlich wurde entschieden, die Laufzeit alter deutscher Atomkraftwerke zu verlängern. Aufgrund der Brisanz des Themas strahlt Sat.1 heute den TV-Film Restrisiko aus. Die Handlung beginnt zwei Monate, nachdem in einem Atomkraftwerk nahe Hamburg aufgrund eines Risses im Reaktormantel eine Kernschmelze stattfindet. Ganz Norddeutschland befindet sich nach dem “größten anzunehmenden Unfall” im absoluten Ausnahmezustand.

Tatort-Komissarin Ulrike Folkerts spielt die Sicherheitschefin Katja Wernecke des fiktiven Atomkraftwerks Oldenbüttel. Nach einer Anhörung durch die Untersuchungskomission, lässt der Untersuchungsausschuss die übrigen zwangsabgeschalteten Meiler wieder ans Netz. Die Katastrophe sei aufgrund menschlichen Versagens entstanden. Ihr Job ist somit gesichert. Die Sicherheitschefin weiß allerdings, dass auch die anderen Reaktoren des Kernkraftwerks Zeitbomben darstellen. Aus der einstigen Befürworterin der Atom-Technologie wird eine Verfechterin des Umweltschutzes, als sie beschließt, ins Unfallgebiet zu reisen, um die dort versteckten Konstruktionsmängelbeweise zu sichern.

Kurt Sagatz vom Tagesspiegel hat sich von Restrisiko überzeugen lassen: “Regisseur Urs Egger ist es gelungen, auch ohne die typischen Zutaten eines Katastrophenfilms eine spannende und zudem hochgradig aktuelle Handlung (Buch: Sarah Schnier und Carl-Christian Demke) in Szene zu setzen – dankenswerterweise ohne grausam entstellte Strahlenopfer und ohne Panikszenen von Menschen auf der Flucht vor der radioaktiven Wolke.”

Auch Jürgen Overkott vom Internetportal Der Westen urteilt positiv über Restrisiko: “Das Wutbürger-Epos rollt die Tragödie von hinten auf: Frau Wernecke stellt sich schließlich ihrer Verantwortung. Die Handlung ist raffiniert montiert. Sie springt zwischen mehreren Zeitebenen. Das erfordert konzentriertes Hinsehen. Doch so mutig die Skepsis des Films auch ist, so sorgfältig das Handwerk – in einem Punkt hält sich der Film ängstlich zurück. Nur durch’s Flackern der allgegenwärtigen Geiger-Zähler wird sichtbar, dass es eine Katastrophe gab. Eine Reaktor-Ruine, von Gebäude-Trümmern ganz zu schweigen, wagt der Streifen nicht zu zeigen – ein Mangel, klar, aber kein Fernseh-GAU.”

Jan Sternberg von der Märkischen Allgemeinen Zeitung äußert sich zwiegespalten: ""Restrisiko (Restrisiko)":/movies/restrisiko—2 ist kein reißerischer Film, kein Katastrophenstreifen im eigentlichen Sinne. Keine dramatischen Fluchten werden gezeigt, den Unfall erleben die Zuschauer als Kammerspiel, er bildet sich großteils auf den hilflosen, schockierten Gesichtern der Ingenieure in der Leitwarte des Meilers ab. Ulrike Folkerts emanzipiert sich immer mehr von ihrer Dauerrolle als “Tatort”-Kommissarin Lena Odenthal. Hier spielt sie eine Karrierefrau und hilflose Mutter, die von ihren Kollegen enttäuscht wird. Diese Katja Wernecke ist eine glaubwürdige Bildschirmfigur, keine Heldin, aber kraftvoll genug, um den Film zu tragen. Das übrige Personal ist mit Kai Wiesinger (als fieser Kraftwerkschef) und Matthias Koeberlin (als aalglatter PR-Berater) auch prominent besetzt, ihre Rollen bleiben dennoch holzschnittartig."

Jürgen Kirsch vom Online-Fernsehmagazin Quotenmeter.de kann dem Spiefilm Restrisiko dagegen wenig abgewinnen: "Der Haupthandlungsstrangs verliert mit zunehmender Laufzeit des Films immer mehr an Spannung. Zuviel wird in der eigentlichen Geschichte vorweg genommen. Auch wenn eine lückenlose Aufklärung zum Ende hin erfolgt, so bleiben Zuschauer wie auch die Charaktere im Film lange Zeit im Dunklen. Eine hohe Spannungsdichte lässt Ulrike Folkerts emanzipiert sich immer mehr von ihrer Dauerrolle als “Tatort”-Kommissarin Lena Odenthal."

Heute Abend kann sich jeder ab 20:15 Uhr sein eigenes Urteil über den deutschen TV-Katastrophenfilm Restrisiko auf Sat.1 bilden. Weitere Informationen zum TV-Geschehen findet ihr in unserem Fernsehprogramm.

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