Arrested Development - Eine schrecklich schräge Familie

06.06.2014 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Arrested Development
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Der Bluth-Clan besteht ausschließlich aus verachtungswürdigen, gierigen und egozentrischen Menschen. Trotzdem ist es unmöglich, diese Sonderlinge zu hassen und nicht über ihre wahnwitzigen Eskapaden zu lachen.

Wenn ein Sender eine Fernsehserie wegen schwacher Quoten absetzt, dann war es das in der Regel. Wenn nach dem Absetzen dann noch fünf Jahre vergehen und alle Schauspieler, Autoren und Produzenten an anderen Projekten arbeiten, gibt es kein Zurück mehr. Oder doch? Letztes Jahr passierte das scheinbar Unmögliche: Arrested Development bekam eine vierte Staffel auf der Streaming-Plattform Netflix, nachdem die Sitcom 2006 von Fox abgesetzt wurde. Der Grund hierfür sind die Fans, deren langjähriger Durst nach mehr diese Wiederauferstehung geradezu erzwang.

Die Serie erreichte einen Kultstatus wie kaum eine andere. Eine Diskussion zwischen Arrested-Development-Fans führt immer zu einem wilden Auflisten von Zitaten und Szenen der Show, das lediglich vom Lachen unterbrochen wird, während Unwissende verwirrt zuschauen. Das kann lange dauern, da die Serie mit einprägsamen Highlights vollgestopft ist. Ich kann bis heute das Wort “Bananastand” nicht sagen, ohne zu schmunzeln.

Der Urheber der Serie, Mitchell Hurwitz, schafft den Balanceakt zwischen gleich neun Hauptfiguren, von denen einer verrückter ist als der nächste. “Arrested Development” ist ein medizinischer Begriff für Geistesstörung und Intelligenzmangel, was auf verschiedenste Weisen bei allen Charakteren zutrifft. Die Ausnahme ist Jason Bateman als Michael, der verzweifelt versucht, seine irre Familie unter Kontrolle zu bringen. Kaum ein Schauspieler hat den Blick von verwirrter Missbilligung, der pausenlos zum Einsatz kommt, besser drauf als Bateman.

Um ihn herum herrscht komplettes Chaos. Die ersten drei Staffeln dokumentieren Michaels Versuch den Familienbetrieb zu retten, nachdem das FBI den krummen Geschäften seines Vaters (Jeffrey Tambor) auf die Spur gekommen ist. Dies stellt sich als schwieriger heraus als gedacht, da die gesamte Familie einen gewissen Lebensstil gewohnt und nicht sehr kompromissbereit ist. Die gesamte Bandbreite des Humors wird ausgeschöpft: von politischer Satire über einfachen Slapstick bis zu komplizierten Insider- und Metawitzen (Henry Winkler springt über einen Hai, Judge Reinhold hat einen Gastauftritt als Richter).

Die Absurdität erinnert an Monty Python. Die britische Comedy-Truppe diente oft als Inspiration: “Jeder einzelne Witz in Arrested Development geht auf die Rhythmen, die von Monty Python etabliert wurden, zurück”, meint Mitch Hurwitz im Empire Magazine. Im Gegensatz zu den meisten Serien ist das Tempo unglaublich hoch und es gibt kaum Verschnaufpausen. Wenn ihr jeden Witz mitbekommen wollt, müsst ihr gut aufpassen und alle Folgen mehrmals schauen. Auf den Verlust von Busters (Tony Hale) Hand durch eine streunende Robbe wird zum Beispiel mehrfach durch scheinbar bedeutungslose Dialoge in den vorhergehenden Folgen hingewiesen.

Obwohl sich sofort eine Hardcore-Fangemeinschaft bildete, blieben die Quoten eher niedrig. Das Einsteigen in die Serie war zu kompliziert. Wenn ihr die Figuren nicht kennt, fühlt ihr euch leicht verloren und das rasante Tempo kommt euch zu schnell vor. In vielerlei Hinsicht kam Arrested Development zu früh. Kurz danach landeten andere Serien mit ähnlichen Konzepten, wie 30 Rock, Community oder It’s Always Sunny In Philadelphia Erfolge. Die lang ersehnte Wiederkehr der Bluths in der vierten Staffel ließ demnach für viele zu wünschen übrig. Was früher neu und originell war, scheint nun überholt. Dass die Schauspieler alle sehr beschäftigt sind und nur sehr wenig gemeinsame Zeit am Set verbracht haben, bereitete weitere Probleme. Die Lösung, jede Episode auf eine andere Figur zu konzentrieren, funktionierte nur teilweise. Einige Charaktere sind einfach nicht interessant genug, um 30 Minuten mit ihnen zu verbringen.

Nichtsdestotrotz bietet auch die neue Staffel einige geniale Momente und der Unterhaltungswert bleibt hoch. Insgesamt ist Arrested Development eine der lustigsten Serien aller Zeiten, die Fans immer wieder schauen können und jedes Mal etwas Neues entdecken. Die Erwartungen für den angekündigten Film, falls er gemacht wird, sind hoch. Bis dahin, vergesst nicht: “There is always money in the bananastand.”

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