Armie Hammers steiniger Weg zum längst überfälligen Erfolg

04.03.2018 - 09:30 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
Armie Hammer in Call Me By Your Name
Sony Pictures
Armie Hammer in Call Me By Your Name
6
6
Seit letztem Donnerstag ist Armie Hammer in dem oscarnominierten Film Call Me By Your Name zu sehen. Damit hat der Schauspieler nach über 10 Jahren in Hollywood endlich den Erfolg, den er auch verdient.

Mit 16 brach Armie Hammer die Schule ab, fest entschlossen, Schauspieler zu werden. Doch seine Karriere brauchte eine ganze Weile, um in Gang zu kommen. Mit seiner Rolle des Oliver in dem romantischen Drama Call Me by Your Name ist Armie Hammer nun endlich an dem Punkt seiner Laufbahn angekommen, den er sich schon immer gewünscht hat. Für seine schauspielerische Leistung wird er ernst genommen und wurde - neben anderen Nominierungen - auch für einen Golden Globe in Betracht gezogen.

Doch warum hat es so lange gedauert, bis Armie Hammer in der Filmwelt überzeugen konnte? Eigentlich bringt der Schauspieler alles mit, was man in Hollywood braucht, um groß rauszukommen. Tatsächlich hat sich Hammer teilweise einfach nur die falschen Rollen ausgesucht, bei den richtigen Parts kamen wiederum Streiks und Skandale dazwischen. Armie Hammer hat trotzdem nicht aufgegeben und sich mit Call Me By Your Name nun endlich den Weg nach oben erkämpft. Verdienterweise, finden wir.

Eine Doppelrolle als Durchbruch, so war es zumindest geplant

Da sein Großvater ein erfolgreicher Öl-Tycoon und Industrieller war, musste Armie Hammer nicht von ganz unten anfangen. Als er sich entschieden hat, die Schule abzubrechen und eine Schauspielkarriere zu verfolgen, hat er diesen goldenen Löffel aufgegeben. In einem Interview mit der Chicago Sun Times gab er an, dass seine Eltern ihn ab diesem Zeitpunkt nicht mehr finanziell unterstützt haben (via Digital Spy ). Seine ersten Schritte im Schauspielbusiness machte Armie Hammer daraufhin mit kleineren Serienrollen, zum Beispiel in Veronica Mars und Arrested Development.

2007 sollte dann eigentlich Armie Hammers große Karriere beginnen, als er von Mad Max-Regisseur George Miller in der Rolle des DC-Superhelden Batman in dessen geplanter Verfilmung Justice League: Mortal besetzt wurde. Der Actionfilm war Hammers große Chance, einen Fuß in Hollywoods Tür zu bekommen. Doch nur einige Zeit später zerplatzte dieser Traum. Durch den Streik der Writers Guild of America wurde das Projekt zunächst auf unbestimmte Zeit verschoben, bevor es 2008 schließlich aus verschiedenen Gründen gänzlich fallen gelassen wurde.

Armie Hammer als Cameron und Tyler Winklevoss in The Social Network

So dauerte es weitere zwei Jahre, bis Armie Hammer endlich Gelegenheit dazu hatte, sein schauspielerisches Talent unter Beweis zu stellen. In David Finchers The Social Network übernahm er eine Doppelrolle und spielte die Winklevoss-Zwillinge Cameron und Tyler. Für die Rolle gewann Hammer eine Auszeichnung der Toronto Critics Association und wurde als vielversprechender Newcomer gehandhabt. So lag es eigentlich nahe, dass der Part Armie Hammers großen Durchbruch darstellen würde. Mit seiner Rolle in dem ein Jahr später erschienenen Biopic J. Edgar konnte er dieses Niveau halten. Seine Darstellung von J. Edgar Hoovers Anwalt Clyde Tolson, dem eine romantische Beziehung mit dem von Leonardo DiCaprio gespielten FBI-Direktor nachgesagt wird, brachte ihm viel Anerkennung und anstehende Rollen im Mainstream-Filmbusiness ein. Doch gerade letztere brachen Armie Hammer nahezu das Genick. So geriet Hammers Durchbruch erneut ins Stocken.

Armie Hammers Talent, die falschen Rollen auszuwählen

2012 wurde Armie Hammer in einer Rolle gecastet, die eigentlich gar nicht zu seiner bisherigen Auswahl passte. Im Märchen Spieglein, Spieglein spielte er an der Seite von Lily Collins Schneewittchens Prinz. In erster Linie kam Hammer wegen Indie-Regisseur Tarsem Singh an Bord des Projekts. Der Film bot ihm aber keineswegs die Gelegenheit, seine Originalität zu beweisen. Hinter Lone Ranger wiederum standen mit Regisseur Gore Verbinski, Produzent Jerry Bruckheimer und Schauspieler Johnny Depp bereits drei große Namen. Trotzdem floppte der Actionfilm an den Kinokassen und fiel auch bei den Kritikern gnadenlos durch. Das gesamte Team machte eben diese für den Misserfolg verantwortlich, wären die Kritiken doch schon weit vor Kinostart geschrieben worden .

Ähnlich erging es Armie Hammer mit dem Actionfilm Codename U.N.C.L.E. Mit einem berühmten Regisseur wie Guy Ritchie konnte eigentlich nichts schiefgehen. Hammer trainierte sich extra einen russischen Akzent an, um den KGB-Agenten Ilya Kuryakin so authentisch wie möglich darzustellen. Codename U.N.C.L.E. fiel bei den Kritikern zwar nicht gänzlich in Ungnade, bekam aber gemischte Rezensionen. Die Einnahmen am Box Office, die nicht so hoch waren wie erwartet, sorgten schließlich dafür, dass das geplante Franchise rund um die Zusammenarbeit eines CIA- und eines KGB-Agenten im Nirwana verschwand.

Nate Parker und Armie Hammer in The Birth of a Nation

Auch bei der Rollenauswahl in dem auf wahren Begebenheiten beruhenden Drama The Birth of a Nation hatte Hammer kein glückliches Händchen. Die Geschichte über den Sklaven Nat Turner, der eine Rebellion für die Befreiung Schwarzer in Virginia um 1831 anführte, war wie für den Oscar geschaffen. Mehrere Nominierungen bei den Academy Awards 2017 waren quasi schon sicher, bis eine Kontroverse rund um Regisseur und Hauptdarsteller Nate Parker dem Preisregen einen Riegel vorschob. Schon im Sommer zuvor kamen alte Vorwürfe an die Presse, Parker hätte 1999 an der Penn State University eine Studentin vergewaltigt. 2012 nahm sich die Beschuldigerin das Leben (via Variety ). Die Anschuldigungen warfen einen Schatten über The Birth of a Nation und sorgten dafür, dass das Drama bei den Oscars in keiner einzigen Kategorie nominiert wurde. Damit versiegte auch Armie Hammers Hoffnung, bei den Awards in Los Angeles präsent zu sein.

Mit Call Me By Your Name zurück ins Rampenlicht

Auch nach etlichen Rückschlägen war Armie Hammer noch weit davon entfernt, seine Schauspielkarriere an den Nagel zu hängen. Mit seiner Rolle in Call Me By Your Name sollte sich endlich alles ändern. Dabei musste er nicht einmal für den Part vorsprechen. Regisseur Luca Guadagnino hatte sich bereits 7 Jahre zuvor in The Social Network in den Schauspieler verliebt und wollte ihn unbedingt für die Rolle des Oliver besetzen. Das im Italien der 1980er Jahre spielende Drama Call Me By Your Name erzählt die wunderschöne Liebesgeschichte zwischen dem 24-jährigen Studenten Oliver und dem 17-jährigen Elio (Timothée Chalamet). Die Romanze begeisterte Kritiker und Zuschauer auf dem Sundance Film Festival, ein Erfolg, der sich bis zu den Oscars am heutigen Sonntag durchziehen sollte.

Armie Hammer und Timothée Chalamet in Call Me By Your Name

Besonders die schauspielerischen Leistungen von Timothée Chalamet und Armie Hammer wurden von Kritikern in den Vordergrund gestellt. Michael Phillips von der Chicago Tribune  bezeichnete Hammers Spiel als "eine der leichtesten, lockersten besten Arbeiten seiner Karriere". Tatsächlich fügt sich Hammer perfekt in den großartigen Cast des Films ein und überzeugt als Mann mit harter Schale und weichem Kern. Umso mehr hat er den Erfolg durch Call Me By Your Name wirklich verdient.

Armie Hammer ist zwar in privilegierten Verhältnissen aufgewachsen, betonte aber stets, dass er den Namen seiner Familie nicht dafür benutzen wolle, um seine Karriere voranzutreiben. Auch wenn seine Laufbahn immer wieder von Pechsträhnen gezeichnet war, hat der Schauspieler es letztendlich mit Talent geschafft, sich nach oben zu kämpfen. Deutlich wird aber auch, dass er im Indie-Kino mehr zuhause ist als im Mainstream. Vielleicht sollte sich Hammer deshalb eher auf Filme jenseits des Mainstream-Kinos beschränken. Wirft man einen Blick auf seine zukünftigen Projekte, scheint er dies schon zu beherzigen. Unter anderem könnte es mit Call Me By Your Name 2 ein Sequel geben, auf das wir sehnsüchtig warten.

Findet ihr auch, dass Armie Hammer den Erfolg verdient hat?

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News