Top oder Flop: Die Gustloff

04.03.2008 - 09:17 Uhr
Die Gustloff
ZDF
Die Gustloff
Was taugte der ZDF-Quotenhit um die deutsche Titanic?

Mit Riesenaufwand, einem 10 Mio.Budget und Starbesetzung ließ das ZDF gestern und vorgestern noch einmal den ehemaligen Nazi-Vergnügungsdampfer Wilhelm Gustloff untergehen.

Das Schiff wurde am 30.01.1945 mit rund 10.000 deutschen Flüchtlingen an Bord beschossen und versenkt, kurz nachdem es Gotenhafen verlassen hatte. 9000 Menschen starben, fast sechsmal soviel wie auf der Titanic.

Dieses Unglück bildet den Hintergrund des ZDF-Drams in dem Stars wie Kai Wiesinger, Detlev Buck und Heiner Lauterbach Hauptrollen spielen. Regie führt der Kriegsdramen erprobte Joseph Vilsmaier der sich schon in Stalingrad einem Schlüsselmoment der jüngeren deutschen Geschichte widmete.

Und wie bei Stalingrad zeigt sich die Kritik, trotz 8.Mio Zuschauer die zusahen, eher gespalten.

Christian Buß schreibt im Spiegel “Mit der “Gustloff” legt das ZDF mithin einen Film vor, der sich trotz des Themas und einiger wirklich drastischer Bilder dann doch bestens auf den “Traumschiff”-Sendeplatz am Sonntag fügt. Denn die Charaktere sind erschreckend eindimensional, und das Sonnendeck wirkt hier weitgehend gereinigt vom nationalsozialistischen Dreck: Tut-tut, hier kommt der Antifa-Dampfer."

Sven Felix Kellerhoff und Kerstin Voy von der Welt zeigten sich dagegen angetan: “Drehbuchautor Rainer Berg hat den geschickt verdichteten realen Ereignissen zwei fiktive Handlungsstränge hinzugefügt. Der eine handelt vom Streit zweier ungleicher Brüder. Hellmut Kehding (Kai Wiesinger) ist Zivilist und soll als junger, aber erfahrener Ostseekapitän die „Gustloff“ sicher nach Kiel bringen. Der ältere Harald Kaeding (Heiner Lauterbach), ein schwer versehrter U-Boot-Kommandant, wittert dagegen als besonders misstrauischer Offizier des Marine-Geheimdienstes überall Sabotage und Verrat. Das ist solides Fernsehhandwerk.”

Eher die Inszenierung als die inhaltlichen Aussagen bemängelt Andreas Kilb von der FAZ Was verfliegt, ist die Illusion, dass der Regisseur Vilsmaier dieses ausgedehnte Ensemble zusammenhalten und zugleich die Handlungsfäden in der Katastrophe zusammenführen könnte (…)
Zur echten Havarie aber wird die Schieflage des Skripts durch Vilsmaiers verworrene Inszenierung. Bei einem Katastrophenfilm kommt fast alles darauf an, dass der Schauplatz, sei er ein Schiff, Hochhaus oder Tunnel, für uns durchsichtig bleibt. Wir wollen ja nicht nur wissen, dass das Schiff sinkt; wir wollen sehen, wie es passiert. Auf Vilsmaiers „Gustloff“ aber ist nie ganz klar, wo Vorn und Hinten, Oben und Unten ist; die Gänge führen in alle Richtungen, die Regie in keine. (…) Auf eine ganz elementare Weise ist „Die Gustloff“ misslungen, als Erzählung und als Film."

Auch Stephan Maus im Stern stört sich an der politischen Schlagseite des Films: “Das neueste TV-Event sieht aus, als hätte der Bund der Vertriebenen zum Kostümball geladen. (…) Für den Untergang ist somit der deutsche Widerstand verantwortlich. Vilsmaier greift hier auf eine Verschwörungstheorie zurück, mit der das Militär schon nach dem Ersten Weltkrieg versuchte, seinen Ruf zu rehabilitieren: Laut Dolchstoßlegende war die Wehrkraft zersetzende Linke Schuld am Niedergang Deutschlands. Armes Deutschland! Wolltest doch nur eine Schwimmweste!”

Verharmlosender Unterhaltungsbrei oder Spannende Geschichtsaufbereitung? Gestern konnten sich die Zuschauer selbst ein Bild machen und hier ihre Meinung sagen: Die Gustloff Top oder Flop? Wir wollen es wissen!

Auf der offiziellen Seite des ZDF gibt es zudem noch viele Hintergründe und Informationen zum Dreh und dem echten Unglück.

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