1943 - Tutti Frutti-Gelage mit Busby Berkeley

22.10.2012 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Carmen
20th Century Fox
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Manchmal ist eine Frau mit einem riesigen Hut aus Früchten auf dem Kopf genau das Richtige. Der Musicalregisseur und Choreograph Busby Berkeley wusste das schon in den Vierziger Jahren. Überzeugt euch selbst.

In Mathe war ich früher äußerst schlecht, und ehrlich gesagt kratzte mich das auch nicht weiter. Nur eins an dem Fach faszinierte mich und rettete als mein letzter Strohhalm immer wieder aufs Neue meine Jahresabschlussnote: die Geometrie. Im millimetergenauen Zeichnen von komplizierten symmetrischen Figuren war ich wirklich gut. Und als ich dann einige Jahre später mein Filmwissenschaftsstudium begann, fand ich sogar einen Gleichgesinnten.

Kaleidoskop mit langen Beinen
Busby Berkeley hatte im Ersten Weltkrieg als Leutnant gedient und oft dem gleichförmigen Drill der Soldaten zugeschaut. Im Kopf des Sohnes der Theaterschauspielerin Getrude Berkeley entwickelten sich die einheitlichen Bewegungen der Uniformierten weiter zu komplexen Choreografien, die er zuerst als Regisseur am New Yorker Broadway in Musical-Hits umsetzte. Die räumlichen Begrenzungen der Theaterbühne wurden dem visuell denkenden Berkeley aber schon bald zu eng.

Also ging der aufstrebende Regisseur zum Film. Auch in diesem Medium begannen seine Inszenierungen meist auf einer Bühne. Im Gegensatz zum herkömmlichen Musical konnte er seine Tänzerinnen nun aber aus Perspektiven zeigen, die ihm früher verwehrt geblieben waren. Das Kaleidoskop wurde schnell zu seinem Markenzeichen: Busby Berkeley ordnete seine Mädchen in geometrischen Formen an und filmte sie aus der Vogelperspektive. In der sogenannten Parade of Faces zeigte er alle Tänzerinnen hintereinander in einem Close-Up.

Exploitation im Glitter-Outfit
Das unterhaltungsgierige Publikum in den Zeiten der Großen Depression riss sich die Kinokarten gegenseitig aus den Händen. Kritik musste Busby Berkeley aber trotzdem immer wieder einstecken. Sexistisch seien seine Inszenierungen, denn sie würden Frauen auf ihre Körperlichkeit reduzieren und nur aus Männerperspektive zeigen. Manche Filmwissenschaftler betrachten Musicals wie Broadway-Show oder Die Goldgräber von 1935 sogar als frühes Exploitation-Cinema. Einige uramerikanische Patrioten störten sich auch am Kollektivismus in Berkeleys Choreografien, der dem gemeinhin propagierten Individualismus zuwiderlief.

1943 kam dann schließlich der Film, den einige Zuschauer nach der Premiere als den „Acid-Trip eines männlichen Haarstylisten“ beschrieben. Ob das nun gut oder schlecht ist, sei erst einmal dahingestellt. Fakt ist aber, dass Banana Split zu einem Klassiker des sogenannten Camp wurde. Und mit Camp meine ich nicht das Trainingslager besagter Friseure.

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