Auf der
inzwischen 17. Nippon Connection in Frankfurt am Main wurden vom 23. bis 28.
Mai nicht nur Filme einer unglaublich bunten Themenvielfalt angeboten, es wurde
im Areal der Veranstaltungsorte auch eine kleine Parallelwelt des Landes der
aufgehenden Sonne (nichts anderes bedeutet übrigens „Nippon“ bzw. auch der
Landesname im weitesten Sinne) geschaffen, die mich von der ersten Minute
meines „Film-Urlaubs“ eingesogen hat und in der gut gelaunte & völlig
unkitschige Wohlfühlatmosphäre herrschte. Im Folgenden werde ich über meine
Erfahrungen berichten und mich an einer Einordnung des japanischen Kinos
zwischen Hollywood und europäischen Autorenfilmen versuchen.
Meine Planung
war durchaus ambitioniert: 10 Filme und eine Kurzfilm-Reihe wollte (und konnte)
ich innerhalb von zwei halben und zwei vollen Tagen abreißen. In terminlich
engen Entspannungsfenstern konnte ich im Gaming-Center am ersten Nintendo bis
hin zur Nintendo Switch zocken, in der Tee-Lounge im Schneidersitz bei einer
Partie Go (japanisches Brettspiel) zuschauen und Frühlingstee schlürfen, eine
Origami-Robbe basteln, einiges über Haiku und weitere japanische Lyrik lernen
und kulinarische Extreme ausprobieren, die für meinen westlichen Gaumen dann
doch teilweise gewöhnungsbedürftig waren. Dabei hatte ich nie den Eindruck
eines Klischeebehafteten Festival-Aufgusses kultureller Merkmale sondern fühlte
stets eine authentische Faszination und kulturelles Selbstbewusstsein seitens
der Veranstalter, welches sich auch in den Filmen widerspiegelte und den Rahmen
für ein wunderbares Erlebnis bildete. Hier könnt ihr euch durch die Foto-Galerien des Festivals klicken.
Ohne ein
tieferes Verständnis des japanischen Kinos mitgebracht zu haben und natürlich ohne
eine Aussage über das komplette Angebot des Film-Festivals treffen zu können,
kann ich für mich das Glück einer beinahe durchweg großartigen und thematisch
breiten Auswahl konstatieren. Neben einem charmanten Beziehungsdrama (GOOD/BYE ),
einem kulturell tiefgreifenden drei-Stunden-Epos (BANGKOK NITES ), einem
Historienfilm über die Kapitulation des japanischen Kaisers im zweiten
Weltkrieg (THE EMPEROR IN AUGUST ) und einer heißblütigen und witzigen Neuauflage
der in den 70ern kultigen Roman-Pornos (WET WOMAN IN THE WIND ), konnte mich
vor allem der Zombie-Slasher I AM A HERO großartig unterhalten, auch wenn ich
diesen aufgrund meines engen Zeitplans nur am Computer im Presseraum begutachten
konnte. Der Film verfügte über eine grandiose Kombination von Splatter-,
Comedy- und Spannungselementen und verband dies mit einer bissigen
Gesellschaftskritik in der Darstellung der Zombies, welche neben der Jagd nach
Menschfleisch quasi hirntot ihrem Trott aus Lebzeiten nachgingen – shoppen, Hochsprung
betreiben oder die Kollegen an die Deadlines ihrer Aufträge zu erinnern.
Doch
obwohl der Film unglaublichen Spaß gemacht hat und für mich sogar Zombieland
und Dawn of the Dead ein Stück weit übertrumpfte, möchte ich die folgenden
Zeilen drei weiteren Filmen widmen.