Ghost in the Shell und das Problem mit asiatischer Repräsentation

11.07.2016 - 16:30 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Ghost in the Shell: Realität und Möglichkeit
links: Paramount, rechts: www.homemademimi.com
Ghost in the Shell: Realität und Möglichkeit
202
16
Dass ausgerechnet Scarlett Johansson die japanische Rolle in Ghost in the Shell übernimmt, ist völlig in Ordnung, denn es ist ja eine "internationale" Filmwelt. Was Produzent Steven Paul damit aber auch aussagt, ist, dass die Repräsentation von Internationalem den Weißen obliegt. Und das ist besonders bitter, wenn man sich einmal ansieht, wie wenig asiatische Ethnien überhaupt im Film stattfinden.

Die Kritik an der kommenden Ghost in the Shell-Verfilmung mit Scarlett Johansson will nicht abreißen. Viele sehen die Besetzung der sowohl im Manga als auch im Anime japanischen Hauptfigur Motoko Kusanagi mit Johansson als Bestandteil des so typischen "White Washings" , das Hollywood sich gern und viel zu eigen macht.

Steven Paul, Produzent des Filmes, hat sich daraufhin zu Wort gemeldet und erklärt, dass der Kultmanga und seine Verfilmung für ihn eine Geschichte sei, die eindeutig in einer internationalen Welt spielt und es daher kein Problem sei, die Hauptfigur mit einer weißen und keiner japanischen Frau zu besetzen:

Es gibt alle möglichen Menschen und Nationalitäten der Welt in Ghost in the Shell. Wir besetzen Menschen aus der ganzen Welt. Wir haben Japaner dabei. Wir haben Chinesen dabei. Wir haben Engländer dabei. Wir haben Amerikaner dabei. Ich denke nicht, dass das nur eine japanische Geschichte ist. Ghost in the Shell war eine sehr internationale Geschichte und sie war nicht nur auf Japaner fokussiert; es sollte eine ganze Welt sein. Darum denke ich, dass unsere internationale Herangehensweise die richtige Herangehensweise ist.

Was Steven Paul hier aber überhaupt nicht bemerkt, ist, wie er hier seine Weltsicht - und stellvertretend auch die der Studios DreamWorks Pictures und Paramount - entlarvt, die weit über den Film an sich hinausgeht.

Die Welt ist nicht weiß, wird aber so repräsentiert

Grundsätzlich ist Ghost in the Shell eine Adaption des japanischen Originals, die, so werden die Macher nicht müde zu betonen, sehr viel Respekt für die Vorlage hat und sich an dieser orientiert. In der Vorlage (Manga und Anime) spielt die Geschichte im Japan der Zukunft in einer Stadt namens Niihama in der Niihama-Präfektur. Die Hauptfigur, oder besser gesagt ihr Ghost, steckt in einem artifiziellen Körper, dessen äußere Repräsentation japanisch ist. Betrachtet man Ghost in the Shell aus westlicher Sicht, so lassen sich die großen Fragen zur Menschlichkeit und Technologie im Postmodernismus erkennen. Dass dies so aber gar nicht der Fall ist, sondern hier ganz spezifisch japanische Themen bearbeitet werden, argumentiert Comic-Autor Jon Tseui. Für ihn wurzeln diese Themen nämlich durchaus in der japanischen Geschichte:

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle findest du einen externen Inhalt von Twitter, der den Artikel ergänzt. Du kannst ihn dir mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.

Twitter Inhalte zulassenMehr dazu in unserer Datenschutzerklärung


Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle findest du einen externen Inhalt von Twitter, der den Artikel ergänzt. Du kannst ihn dir mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.

Twitter Inhalte zulassenMehr dazu in unserer Datenschutzerklärung


Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle findest du einen externen Inhalt von Twitter, der den Artikel ergänzt. Du kannst ihn dir mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.

Twitter Inhalte zulassenMehr dazu in unserer Datenschutzerklärung


Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle findest du einen externen Inhalt von Twitter, der den Artikel ergänzt. Du kannst ihn dir mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.

Twitter Inhalte zulassenMehr dazu in unserer Datenschutzerklärung


Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle findest du einen externen Inhalt von Twitter, der den Artikel ergänzt. Du kannst ihn dir mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.

Twitter Inhalte zulassenMehr dazu in unserer Datenschutzerklärung


Auch wenn die diegetische Welt von Ghost in the Shell international sein mag, ihre Themen sind es erst, wenn man sie durch die Linse westlicher Erfahrungen betrachtet. So ist es also in gewisser Hinsicht schon fast wieder konsequent, dass die japanische Figur durch eine weiße Amerikanerin ersetzt wird.

Aber eben auch nur fast, denn unabhängig davon, wie die Geschichte des Mangas/Animes kulturell zu deuten ist, gibt es noch ein weiteres, riesiges Problem mit Pauls Idee der Internationalisierung. Weder die diegetische Welt, noch die echte ist vorrangig weiß. 60% aller Menschen weltweit sind asiatischer Herkunft, die größte ethnische Gruppe sind die Han-Chinesen, die 18% der Gesamtbevölkerung ausmachen. Aber auf diese Details will Paul nicht hinaus. Vielmehr geht es hier um Repräsentation und diese ist inhärent wichtig.

Richtig ist, dass in der Adaption viele verschiedene Nationen vorkommen werden. Richtig ist auch, dass dieser Film für einen internationalen Markt konzipiert wird. Der Film handelt also von einer diversen Welt und wird in eben so einer ausgespielt. Und hier liegt das Problem mit dem Ersetzen der Figur durch eine weiße Frau (die übrigens, und das irritiert mich am meisten, ansonsten trotzdem versucht, 1:1 wie das japanische Original auszusehen). Denn diese, per Definition ihrer Funktion als Hauptfigur, ist die Repräsentantin schlechthin für diesen Film und diese futuristische Welt, die sich abermals Repräsentationen anderer Ethnien zu eigen macht, diese letztendlich aber systematisch überschreibt. Das ist kein Einzelfall, sondern ein System, dass erschreckend stark an die Mechanismen des Kolonialismus erinnert, wenn man sie auf Kulturgüter anwendet: Man eignet sich die Geschichten anderer Völker an und entfernt diese aus deren eigentlichem Existenzraum, interpretiert sie westlich um, besetzt sie mit weißen Schauspielern und hat am Ende sämtliche kulturellen Anleihen komplett überschrieben.

Im Falle der asiatischen Repräsentation im Hollywood-Kino ist das besonders tragisch. Lest auf der folgenden Seite, warum ...

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News