Der britische Oscar-Preisträger und Filmemacher Anthony Minghella ist im Alter von 54 Jahren verstorben. Er hatte mehrere Talente, war nicht nur der Regisseur von Kinowelterfolgen wie Der englische Patient, Der talentierte Mr. Ripley oder Unterwegs nach Cold Mountain, sondern auch Drehbuchautor & Dramatiker, Score-Komponist und Produzent, drehte für das Fernsehen, produzierte fürs Radio. Er war Vorsitzender des Britischen Filminstitut und engagierte er sich leidenschaftlich für den Erhalt des Filmerbes. Als Produzent war er an Der Vorleser beteiligt, der gerade in Görlitz entsteht. Mehrere Projekte, an denen er gearbeitet hat, unter anderem ein amerikanisches Remake von Das Leben der Anderen, bleiben jetzt wahrscheinlich unvollendet.
Seine wenigen Filme – meistens gehobene Unterhaltung aus anspruchsvollen literarischen Stoffen – bieten außerordentliche Eleganz auf, haben einen epischen Atem, sind klug und intelligent in Szene gesetzt. Er lieferte klassisches Erzählkino, ganz traditionell aber gespickt mit interessanten Abweichungen. Sein Der englische Patient wurde für 12 Oscars nominiert, 9 erhielt er, einen konnte auch er als Bester Regisseur mit nach Hause nehmen. Schauspieler liebten ihn, weil er ihre Talente zu fördern wusste: Gleich fünf Schauspieler verdanken seinen Filmen einen Oscar oder zumindest eine Nominierung: Juliette Binoche, Ralph Fiennes und Kristin Scott Thomas sowie Jude Law und Renée Zellweger.
Der Filmemacher hat uns eins gezeigt: Die schönsten Liebesgeschichten des Kinos enden tragisch. Leider traf das für sein Leben auch zu. Anthony Minghella starb an den Folgen eines Schlaganfalls nach einer Routine-Nackenoperation in London.