Zweiter Frühling im Test zu Grand Theft Auto V

01.12.2014 - 17:00 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Was hat sich alles getan?
Rockstar Games
Was hat sich alles getan?
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Schon jetzt gehört Grand Theft Auto V zu den modernen Klassikern, die das Medium Videospiel zu bieten hat. Mit einer überarbeiteten Version für die PS4 und die Xbox One möchte uns der Titel noch einmal beeindrucken. Wir erzählen euch, ob er das auch schafft.

Die unwiderlegbare Tatsache, dass gamespilot.de  im letzten September noch eine fixe Idee war, führt dazu, dass ich jetzt nicht auf unser erstes Review zu Grand Theft Auto V verweisen kann. Dennoch wäre eine detaillierte Besprechung der bereits bekannten Spielinhalte reichlich redundant. Zum einen ist GTA V bereits ausführlich von den Medien behandelt worden und zum anderen seid ihr nicht deswegen hier. Dieses Review beschränkt sich allein auf die Neuerungen, die mit den PS4- und den Xbox One-Versionen des Open World-Hits Einzug in Los Santos gehalten haben.

Nur ganz kurz möchte ich meine Ansichten zur Geschichte, den Figuren und den Möglichkeiten des Spiels darlegen, einfach nur um mich in den Kontext der öffentlichen Meinung zu begeben. Obwohl ich zu großen Teilen die überschwänglich positive Rezeption von Grand Theft Auto V nachvollziehen kann und mich ebenfalls von der gigantischen, detailverliebten Spielwelt, dem Einfallsreichtum der Entwickler und der technischen Opulenz begeistert zeigte, ließ mich die angeblich bissige Satire, die mir das Spiel bietet, oftmals kalt. Ich schätze die Fähigkeit Rockstars, glaubwürdige sowie pointierte Dialoge zu schreiben, äußerst hoch ein, jedoch bietet mir die handwerklich hochwertige Erzählweise insgesamt zu wenig originellen Inhalt.

Die Glanzeffekte gehören zu den Highlights der neuen Edition


Das popkulturelle Leben in den USA und den amerikanischen Traum auf die Schippe nehmen zu wollen, ist so ziemlich die einfachste und inflationärste Satire, die einem breiten Publikum zugemutet werden kann. Zwar sind Ex-Gangster Michael, Möchtegern-Gangster Franklin und allen voran Psycho-Gangster Trevor allesamt aufwendig porträtierte Charaktere, die sich angenehm von der Einfältigkeit anderer Spieleautoren abheben, letztlich durchwandern sie aber eine Spielwelt von viel zu schnellen Autos, viel zu teuren Häusern, viel zu schönen Frauen und viel zu heuchlerischen Mitmenschen. Das ist weder bissig noch neu noch einzigartig. Abgesehen von dieser etwas gering gewählten Ambition war Grand Theft Auto V aber vor allem spielerisch der Konkurrenz meilenweit voraus.

Mit dem heißerwarteten Sprung auf die neuen Konsolen entledigt sich GTA V nun der einzigen Sache, die in dem Jahr nach dem Release dafür gesorgt haben könnte, dass das Spiel an Relevanz eingebußt, nämlich der, im Hinblick auf den Generationswechsel, leicht angestaubten Optik. Zwar ist das Spiel auch heute noch beeindruckend und zieht uns nicht weniger ins Geschehen als im letzten Jahr, aber die technische Brillianz, die der Titel in der neuesten Version erfahren hat, katapultiert GTA V wieder ganz nach vorn. Die Texturen sind aufpoliert, Gräser, Büsche und andere Details füllen die Umgebung und die Licht- sowie Partikeleffekte heben die Grafik auf ein ganz neues Niveau.

Im Vergleich zu den überarbeiteten Editionen von Tomb Raider und The Last of Us, die zwar ebenfalls deutlich hübscher daherkommen, wirkt GTA V nicht wie die schickere Version eines älteren Titels, der sich noch einmal zwei Stunden im Bad eingesperrt und mit Kosmetikartikeln generalüberholt hat, sondern fast schon wie eine Neuentwicklung. Die Schönheit von Grand Theft Auto V ist organisch und lässt sich nicht an bestimmten Aspekten festmachen. Ein gelungenere Umsetzung für eine neue Hardware ist wohl kaum möglich.

Auf der Straße ist die neue Perspektive weniger nützlich


Überraschenderweise erschöpft sich der Quell an wirklich spannenden Neuerungen nicht in der Optik von GTA V. Mit der konsequenten Umsetzung einer neuen Kameraperspektive haben die Entwickler von Rockstar nicht einfach nur ein Gimmick geschaffen oder eine kleine Abwechselung, die jeder einmal aus Neugier probieren und dann vergessen wird, sondern einen Weg das chaosartige Geschehen des Spiels auf eine vollkommen andere Art und Weise wahrzunehmen. Bisher haben wir im GTA-Universum stets eine fremde Figur gespielt, mit der wir allersamt wahnsinnige, oftmals brutale Aktivitäten verfolgt haben. Die erzwungene Distanz zum Geschehen wurde durch die Third Person-Perspektive sichergestellt.

Durch die neue First Person-Ansicht jedoch, die schon kurz nach dem Release für eine neue Flut an Memes und lustigen Clips  gesorgt hat, wird der Strohmann zwischen mir und meinen Entscheidungen plötzlich aufgehoben. Jede Bewegung in der Spielwelt wird zu meiner eigenen. Das ist großartig für viele Dinge, denn die Schießereien spielen sich durch den bekannten Shooter-Look intuitiver, die Action wird intensiver und auch die Umgebung selbst lädt noch stärker zur Erkundung ein. Leider sorgt die Perspektive aber auch für neue Probleme, denn die comichaft satirische Gewalt in Grand Theft Auto V verliert durch die direkte Einbindung des Spielers an Absurdität, auch sie wird realer. Wer also früher problemlos Passanten auf der Straße verprügeln konnte, muss nun mit ansehen, wie die Person zu den eigenen Füßen liegt und dabei getreten wird.

Online-Heists sind auch im Tante-Emma-Laden noch spannend


Das lädt diese Momente moralisch auf, wird aber zugleich nicht von dem Rest des Spiels angemessen thematisiert, denn GTA V bleibt eben GTA V. Das ist zutiefst schade und auch eine verpasste Möglichkeit, den größten Kritikpunkt von außen ins Gegenteil zu verkehren. Anstatt Videospielgewalt derart den Spiegel vorzuhalten, ist die Gewalt in GTA V nur zufällig realistisch und besorgniserregend. Die restlichen Neuerungen der neuen Edition sind kleinteiliger Natur, das Radio hat einen bedeutend größeren Song-Katalog, ein paar spannende Nebenmissionen für Michael sind dazugekommen und GTA Online verfügt auch endlich über die Heist-Missionen, in denen wir endlich gemeinsam mit Freunden Juweliere überfallen dürfen. Letzteres macht zwar ungemein Spaß, leidet aber auch heute noch unter den leichten Problemen, die der Multiplayer-Modus von Grand Theft Auto V weiterhin hat.

Fazit

Die Neuauflage von Grand Theft Auto V bereichert das Spiel nahezu auf allen Ebenen und bietet weit mehr als nur eine unwesentlich hübschere Grafik. Los Santos war noch nie so schön und einladend wie auf der PS4 und der Xbox One. Die neue First Person-Ansicht lässt uns zudem auf Wunsch eine Perspektive einnehmen, die das Spielgeschehen von Grund auf verändert und auch alteingesessene Spieler wieder locken kann. Wer GTA V bisher noch nicht gespielt hat, kommt um diese Version ohnehin nicht herum.

Grand Theft Auto V wurde in Form eines Retail-Exemplars von Rockstar Games bereitgestellt. Alle Aussagen beziehen sich auf die PS4-Version.

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