Wir schauen Hannibal - Staffel 2, Folge 9

27.04.2014 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Shiizakana
NBC
Shiizakana
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Shiizakana gehört noch zu der kleinen Verschnaufpause, die uns Bryan Fuller gönnt. Glücklicherweise sieht es aber ganz danach aus, dass diese nun beendet wurde und die letzten vier Folgen noch einmal ordentlich auf den Putz hauen werden.

Wie Hannibal -Mastermind Bryan Fuller in einem Interview verriet, sollen die Episoden acht und neun ein kleines Intermezzo für uns sein, um nach den ersten sieben nervenaufreibenden Folgen ein wenig runterzufahren und vor allem, um für das große Finale erholt zu sein. Vergangene Woche hat das noch ziemlich gut geklappt, Shiizakana hingegen schwächelt leider ein wenig. Allzu dramatisch ist dies jedoch nicht, weil es nicht nur immer noch eine solide Folge war, sondern auch, weil sich die paar Schritte zurück lediglich so angefühlt haben, als wolle jemand einen richtig ordentlichen Anlauf nehmen.

Es ist ein neuer Killer in der Stadt und der hat kein sehr feines Gespür für Kunst. Randall Tier (Mark O’Brien) hat sich ein kräftig animalisches Kostüm gebastelt und zerfleischt willkürlich ausgewählte Opfer, um sich wie eine natürliche Bestie zu fühlen – also genau der richtige Patient für Dr. Hannibal Lecter (Mads Mikkelsen), der die Gelegenheit am Schopfe packt und den Wahnsinnigen auf Will (Hugh Dancy) hetzt, welcher wiederum nicht lange fackelt und den Angreifer tötet. Will hat auch das Glück, sich privat mit Margot (Katharine Isabelle) zu treffen, um die doch sehr eigentümlichen Methoden ihres gemeinsamen Therapeuten zu vergleichen.

Jeder Freund des blutigen Horrors dürfte – so wie ich – aufgrund einiger Aspekte von Shiizakana aufgeregt Kopfstände gemacht haben. Da wäre zum einen die Bereitschaft der Ausstatter, ihre gesamten Vorräte an Kunstblut und Körperteilen aufzubrauchen, was der ohnehin schon sehr abstrusen Prämisse die nötige Dosis das-haben-die-grad-nicht-wirklich-gemacht verpasst. Ich mein, ein Mann, der sich aus Fossilien ein Bestien-Kostüm bastelt und damit im Wald knutschende Pärchen in Stücke reisst? Das ist so dermaßen neben der Spur, dass ich persönlich nur geistesabwesend in die Hände klatschen kann. Inszenatorisch hinken jedoch vor allem die Gewaltszenen noch ein wenig hinterher. Zwar ist es durchaus effizient, dass wir das Kostüm und den Akt des Tötens (sicherlich auch aus Budget-Gründen) nie gänzlich zu Gesicht bekommen, doch die ewige Überdramatisierung durch Slow Motion ist definitiv zu viel des Guten.

So sehr mir die grundsätzliche Idee des dieswöchigen Killers zusagt, allmählich bekommen diese cases-of-the-week einen faden Beigeschmack. Es scheint, alle solle stets auf Teufel komm raus eine Allegorie auf den Zustand unserer Protagonisten erzeugt werden, die mir hier erstmals tatsächlich ein wenig das Sehvergnügen minderte. Die Transformation vom Mann zur Bestie und der damit einhergehenden Auslebung einer inneren Mordlust ist zweifelsohne ein wichtiger Teil von Wills Charakter und grundsätzlich ist es ja auch sehr schön, dass die wöchentlichen Morde eine Brücke zu den essentiellen Themen der Serie schlagen wollen. Weniger ist jedoch bekanntlich mehr und so ist dieser unersättliche Metaphern-Hunger im Writer’s Room auf Dauer doch ein wenig ermüdend. Der für mich stärkste Aspekt des Fossilien-Slashers hingegen ist der Kontrast zu der sonst so ausgiebig zelebrierten Poesie des Todes bzw. des Mordes. Alle vorangegangenen Psychopathen erachteten ihr Handwerk stets als eine Kunstform, der sie sich voller Hingabe zuwendeten und dementsprechend akribisch auf die Vollendung hinarbeiteten (man denke nur mal an den Farbpaletten- oder Engel-Killer). Randall Tier hingegen mordet ohne jeglichen Respekt vor seinen Opfern und aus der reinen Lust am Töten, was ihn zu einem spannenden Gegensatz macht, der bis zu dieser Folge noch nicht ausgeleuchtet wurde.

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