Wie böse ist der kino.to-Nutzer denn nun wirklich?

24.07.2011 - 09:00 Uhr
Kinogang durch kino.to?
moviepilot
Kinogang durch kino.to?
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Die Welt ist einfach furchtbar unfair. Obwohl, die Welt kann nichts dafür, sondern nur die Menschen, die auf ihr wohnen, denn die machen manchmal Sachen, die einem sauer aufstoßen.

Wie schön das Leben wär, wär nur jeder fair. Da dem aber nicht so ist, können wir uns nur darüber ärgern, dass an jeder Ecke vertuscht, verschleiert oder … ja, oder schlicht nicht veröffentlicht wird. Auch im Fall der in letzter Zeit überall diskutierten Streaming-Portale à la kino.to ist das der Fall.

Wie ihr sicherlich schon ahnt, handelt der Aufreger der Woche von einer bemerkenswerten Studie, die bewusst unter der Decke gehalten wird.

Niemand darf es erfahren…
Um was es genau geht, ist schnell erzählt: Die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) gelangte in einer Studie zu dem Ergebnis, dass Leute, die häufig illegale Streaming-Portale wie das mittlerweile geschlossene kino.to nutzen, mehr Geld fürs Kino und für DVDs ausgeben. Das ist eine hochinteressante Erkenntnis, die die Filmindustrie, die stets bemüht ist, den Kausalzusammenhang zwischen den illegalen Angeboten und eigenen Verlusten aufrecht zu erhalten, in keinem besonders guten Licht dastehen lässt. Noch mehr Beigeschmack bekommt der Fall dadurch, dass die Studie partout unter Verschluss gehalten werden sollte. Das klingt schwer nach Hintertürchenmachenschaften.

Kunde und kein Dieb
Wenn wir uns mit der Problematik (?) solcher Seiten angemessen auseinandersetzen wollen, dann ist es denkbar ungünstig, wenn einem solche Infos nicht zur Verfügung stehen. Betrachten wir es doch realistisch: kino.to-Nutzer werden weitläufig kriminalisiert, sie werden als Vernichter der Filmwirtschaft angesehen, als Schmarotzer. Diese verheimlichte Studie spricht jedoch eine andere Sprache. Offenbar wird das Streaming-Angebot als Appetitanreger genutzt, um letztlich doch dafür zu zahlen. Es ist durchaus möglich, dass es für den Zusammenhang Online-Stream-Nutzer = Kinogänger bzw. DVD-Käufer andere Erklärungen gibt, aber ohne eine Veröffentlichung der Studie kann darüber nur spekuliert werden. Die Verschleierungstaktik erweckt viel stärker den Eindruck, dass die Ergebnisse einer Verteidigung von kino.to und Co. dienlich wären. Dabei geht es gar nicht um die Seiten an sich, die definitiv zwielichtige Praktiken angewandt haben und noch anwenden, sondern darum, dass “der User” kein gemeiner Dieb ist.

Geld rein, Geld raus
Die Seiten selber und auch die Betreiber werden davon ausgenommen. Der Tatbestand der Urheberrechtsverletzung bleibt bestehen, die Abzockermentalität der Macher hinter den Portalen auch. Wer ernsthaft glaubt, jemand betreibt eine solche Seite, weil er hehre Ziele verfolgt, der trinkt jeden Morgen einen Eimer Naivität. Es geht um Kohle, und die wird meist auf schmutzige Art und Weise verdient. Das gilt scheinbar jedoch nicht für die User, die der Studie folgend ja kein Geld einsparen, sondern letztlich in größerem Maße ausgeben. Rechtlich mögen sich Nutzer von illegalen bzw. semi-legalen Streaming-Portalen in einer Grauzone bewegen, moralisch kann es verurteilt werden, aber sofern die Ergebnisse der Studie korrekt sind, zieht der Nassauer-Vorwurf nicht mehr und die Debatte müsste anders geführt werden.

Letztlich ist diese nicht publizierte Untersuchung nur ein Beweis dafür, dass eine öffentliche Verurteilung der Besucher dieser Seiten forciert wurde, ohne dass sämtliche Fakten eingebracht wurden – und das ist schlicht und einfach nicht fair und ein Aufreger der Woche.

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