Was wir bei Wes Cravens Scream übersehen haben

15.03.2016 - 16:00 Uhr
Der Ghostface-Killer auf der JagdKinowelt
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Mit der Scream-Reihe warf der inzwischen verstorbene Horrormeister Wes Craven einen selbstreferenziellen Blick auf sein Genre und verband es mit einem höchst unterhaltsamen Film. Aber steckt da noch mehr dahinter?

Ein Killer befragt eine junge Drew Barrymore nach ihren liebsten Gruselfilmen, bevor er sie selbst grausam zur Strecke bringt. Damit beginnt nicht nur ein spannender Horrorstreifen, der zu einer ikonischen Reihe reifen sollte, sondern auch ein zuvor nie gesehenes Spiel mit dem Genre selbst. Wes Craven jongliert mit Zitaten, Figuren, Schemata und machte Scream zusammen mit Drehbuchautor Kevin Williamson darüber hinaus zu einem Metafilm. Aber ist das alles, was uns im Gedächtnis bleiben sollte? William Bibbiani von Blumhouse  ist da anderer Ansicht. Er erkennt die vielen Zitate und Metareferenzen lediglich als Sprache von Wes Craven, die er benutzt, um eine völlig andere Geschichte zu erzählen. Es folgen Spoiler zu den Scream-Filmen.

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Fest steht für Bibbiani, dass alle Gewalttaten der ersten drei Filme mehr oder weniger direkt auf Maureen Prescott zurückzuführen sind. Diese ist die Mutter von Protagonistin Sidney (Neve Campbell) und bereits zu Beginn des ersten Teils verstorben. Nach einer ausufernden Mordserie entpuppt sich der Ghostface-Killer als Billy (Skeet Ulrich) und Stu (Matthew Lillard). Billy, der auch Sidneys Mutter Maureen getötet haben will, verfolgt den Plan, sich an Sidney und ihrer Familie dafür zu rächen, dass ihre Mutter die Ehe seiner Eltern durch eine Beziehung mit seinem Vater zerstört hat. Im zweiten Teil ist es Mrs. Loomis, Billys Mutter, die sich für den Tod ihres Sohnes rächen will. In Scream 3 wird der Kreis geschlossen, da Roman (Scott Foley), der verborgene Halbbruder von Sidney, als der Killer entlarvt wird. Dieser war das Ergebnis einer Vergewaltigung von Maureen Prescott, die ihr Kind zur Adoption freigab und den Kontakt unterband. Daraufhin hetzte Roman Billy und Stu auf seine eigene Mutter und seine Halbschwester und wollte sein Werk nun vollenden.

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Das Augenmerk liegt laut William Bibbiani bei Maureen Prescott und ihrem promiskuitiven Lebensstil mit ihren offenbar zahlreichen, bisweilen aufgezwungenen sexuellen Kontakten, der von den meisten in Scream als derart unmoralisch angesehen wird, dass er eine Menge Bluttaten zur Folge hat. Bibbiani liest Scream als Kritik an den bigotten Ansprüchen und Wertvorstellungen, an denen sich die Frau messen lassen muss und mit denen sich Maureen Prescott überworfen hat. Der Preis dafür war ihr Leben und mehrfach auch fast das ihrer Tochter. Insbesondere gilt das wohl für das Frauenbild des Horrorfilms. Das Klischee des freizügigen Mädels, das mit dem ersten Mal Blankziehen den Nagel in den eigenen Sarg hämmert, dürfte uns allen mehr als bekannt sein.

Was haltet ihr von William Bibbianis Theorie zu Scream?

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