Trailer im Vergleich - Brillante Kunst und öde Petzen

19.02.2010 - 15:00 Uhr
Ein Film, zwei Trailer
20th Century Fox
Ein Film, zwei Trailer
20
8
Trailer sind das wichtigste Aushängeschild eines Filmes. Daher können sie auch viel falsch und viel richtig machen. Wie es geht und wie es nicht geht, zeigen uns zwei Trailer zum gleichen Film: Wall Street 2.

Im Verlauf eines Jahres bekommt der Filmfan eine unglaubliche Vielzahl an Trailern zu sehen. Manche sind besser, andere schlechter. Manche erzeugen in uns einen regelrechten Hunger auf den Film, andere geben uns das Gefühl, den Film bereits gesehen zu haben. Nun ist es ein seltsamer Zufall, dass sowohl einer der besten Trailer sowie einer der schlechtesten Trailer der letzten Monate zum gleichen Film erschienen sind: Wall Street 2: Geld schläft nicht von Oliver Stone.

Good Clip: Symbole, aber keine Spoiler
Vor einigen Monaten ist der Teaser-Trailer zu Wall Street 2: Geld schläft nicht erschienen. Nur wenige Leute interessierten sich zu diesem Zeitpunkt wirklich für den Film, aber der Trailer sollte dies schlagartig ändern: In nur 90 Sekunden vereint er so viel Stil-Sicherheit und so viel Brillanz, dass wir es plötzlich kaum erwarten konnten, mehr zu sehen.

Der Grund: Der Teaser verrät unglaublich viel über die Haupt-Figur und den Ausgangskonflikt, aber nichts über die Handlung. Der Trailer funktioniert dabei fast vollständig visuell und nicht über Sprache. Mittelpunkt ist Gordon Gecko (Michael Douglas), der nach 23 Jahren, die seit Wall Street 2: Geld schläft nicht vergangen sind, aus dem Gefängnis entlassen wird. Allein die Gegenstände, die er erhält, sprechen Bände: eine goldene Geldklammer, die leer ist (er war sehr reich, ist es aber nicht mehr); eine goldene Uhr und einen goldenen Ring (ein Mann, der für Statussymbole lebt); ein riesiges 80er-Jahre-Handy (er war früher an der Spitze des Fortschritts, aber das ist lange her). Spätestens als vor dem Gefängnis eine Limousine wartet, die aber nicht ihn, sondern seinen Gangster-Rap-Mithäftling abholt, wissen wir und er: Die Zeiten haben sich komplett verändert. Diese Szene dauert etwa 20 Sekunden, aber wir wissen sofort, was Gordon Gecko für ein Mann ist, welche Vergangenheit er hat und dass er in der heutigen Welt eigentlich fehl am Platz ist.

Dann wird die Figur von Shia LaBeouf eingeführt und wir erfahren nichts über sie, außer dass sie reich ist und Gordon Gecko hofft, mit ihrer Hilfe zurück zu seinem alten Status zu finden. Wie er das schaffen will? Warum er es schaffen will? Welche Hindernissen er meistern muss? Da müsst Ihr schon in den Film gehen.

Hinzu kommen die ikonographischen Bilder vom Gefängnis im Gegensatz zur Skyline von Manhattan oder Gordon Gecko, der von der Limousine stehengelassen wird, während Shia LaBeouf im Helikopter herumfliegt. Das sind Kontraste! Das Sahnehäubchen ist allerdings der Soundtrack, mit diesem Gitarrenriff, das einfach nur sagt: Dieser Film wird Bad-Ass! So müssen Trailer aussehen:


Bad Clip: Die geschwätzige Petze
Das genaue Gegenteil ist der internationale Trailer zu Wall Street 2: Geld schläft nicht. Er verbreitet auf seinen 2,5 Minuten so viel öde Geschwätzigkeit, dass wir ihn kaum bis zum Ende durchhalten. Beinahe jedes Storydetail wird gespoilert. Wie Gordon Gecko zurück an die Spitze kommt, welche persönlichen Konflikte er austrägt, in welches moralische Dilemma Shia LaBeouf gerät – der Trailer verrät es uns, ob wir wollen oder nicht. Ständig quasseln die Figuren über ihre Pläne und ihr Innenleben – aber es passiert nichts. Langweilig! Der Tiefpunkt ist die Reihe von platten Phrasen am Ende des Trailers, die die Handlung komplett zusammenfassen und jeder auch noch so kleinen Subtilität berauben: “It’s about you and me” – “I try to do the right thing” – “It’s a game”. Es geht um Liebe, den Kampf um Moral und die Verführung des Finanzmarktes, wir haben es kapiert.

Zu diesem plumpen Gepetze läuft Sympathy for the Devil von den Rolling Stones – einfallsloser geht es nicht, zumal die musikalische Stimmung überhaupt nicht zum Film passt. Das ist fast so schlimm, wie die Musik im RTL-Nachmittagsfernsehen, wenn der Fremdgänger in den Talkshows mit Oops, i did it again begrüßt wird.

Wenn der Film genauso vorhersehbar, einfallslos und geschwätzig ist wie der Trailer, dann spare ich mir das Geld lieber. Schließlich habe ich Wall Street 2: Geld schläft nicht nach diesem Trailer eigentlich schon gesehen:

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