Regisseur Thomas Stuber gibt ein Statement ab zu seinem Debütfilm Teenage Angst , der mehrfach ausgezeichnet wurde.
Der Film beginnt damit, wie sich völlig verschiedene Schüler an einem Eliteinternat – Wortführer, Mitläufer und Einzelgänger – zu einer Gruppe zusammenschließen. Die einen, weil sie sich scheinbar langweilen, die anderen, weil sie Anschluß suchen. Die Gruppe, die sich nachts an einem geheimen Ort trifft, will “einen Schritt weitergehen”, als es die Reglementierungen der teuren Erziehungsanstalt zulassen. Man erprobt und tobt sich in seltsamen Rollenspielen aus.
Aber schnell wird aus den Spielen bittere Realität: Ein Opfer aus den eigenen Reihen wird gesucht, gefunden und systematisch gequält und gedemütigt. Die Mechanismen – einmal in Gang gesetzt – scheinen unaufhaltbar, die Folterer sind selbstsicher und unangreifbar, das Opfer kann und will sich nicht aus seiner Lage befreien und der Mitläufer ist hin- und hergerissen zwischen Faszination und Abscheu. Er wagt nicht einzugreifen.
Wovon in dieser Geschichte erzählt wird, ist ebenso aktuell wie allgegenwärtig: 2004 werden in einer Kaserne in Coesfeld Bundeswehrrekruten von ihren Ausbildern gequält, Anfang 2007 wird ein Häftling im Gefängnis Siegburg von seinen Mitinsassen gezwungen, sich selbst zu erhängen. Die Geschichte vor dem Hintergrund eines Eliteinternates spielen zu lassen, ist bewußt gewählt: Nicht Armut, schlechte Erziehung oder Unterprivilegiertheit sollen als Entschuldigung oder Verfälschung dessen herhalten, was diese Jungs sich gegenseitig antun. Und warum?
Da ist etwas tief im Menschsein verankert, dass die persönliche Macht über ein anderes Lebewesen genießt. Was, wenn man mit einem Menschen tun kann, was man will, ohne einem Dritten darüber Rechenschaft ablegen zu müssen? Bei unserer Motivsuche sind wir auf einen Ort gestoßen, an dem wir unsere Geschichte drehen wollen: Schloß Kriebstein an der Zschopau in Sachsen. Anmaßende, rücksichtslose, zutiefst gelangweilte Kids aus München oder Stuttgart werden in einer verlassenen Gegend Sachsens abgeladen. Dort sollen sie in Abgeschiedenheit und Ruhe für ihre Ämter und Konzerne von morgen ausgebildet werden. An diesem Ort kommen die von ihren Eltern verlassenen Jugendlichen,auf den Gedanken, ihre Umgebung als persönliches Spiel- und Experimentierfeld zu betrachten. Mit diesem Setting wollen wir den Zündstoff in der Geschichte von Teenage Angst noch mehr illustrieren.
Thomas Stuber
Quelle: Mit Material von Salzgeber